In diesem Jahr erwarten Experten der Landesverwaltung 24.000 Flüchtlinge, die in Berlin aufgenommen werden. Noch vor wenigen Wochen zielten die Prognosen nach den Erfahrungen des Vorjahres eher in Richtung 60.000 Menschen. Nun ist man geneigt zu sagen „nur noch 24.000“. Das zeigt, wie sich unser Blick verändert hat. 24.000, das macht rechnerisch 2000 pro Monat. Es ist gerade einmal anderthalb Jahre her, dass die politischen Beobachter fassungslos reagierten, weil erstmals die Marke von 1000 Flüchtlingen in einem Monat überschritten wurde.
Und es zeigt, bei aller berechtigten Kritik, dass sich auch etwas in der Verwaltung verändert hat. Damals, im Spätsommer 2014, musste das Lageso für mehrere Tage geschlossen werden, weil die Mitarbeiter den Ansturm nicht mehr bewältigen konnten. Im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, das für die Bearbeitung der Asylanträge zuständig ist, hat sich ebenfalls etwas getan. Mehr Personal soll für schnellere Entscheidungen sorgen. Das war überfällig.
Angesichts dieser Entwicklungen ist es richtig, dass der Senat nun umsteuert und das Gros der geplanten Modularbauten nicht mehr als Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber plant, sondern als Wohnhäuser. Darin liegt aber auch eine weitere politische Herausforderung. Natürlich werden Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge benötigt, aber auch an anderer Stelle ist der Bedarf groß. Wohnungslose, Studenten, ja selbst manche Rentner und Geringverdiener mit einem Wohnberechtigungsschein in der Tasche werden sich für die neuen Unterkünfte interessieren.
Mag der Standard auch einfach sein, der günstige Mietpreis wird in den Augen etlicher Bedürftiger vieles wettmachen. Folglich muss sich der Senat damit auseinandersetzen, einerseits keine Flüchtlingsgettos zu schaffen und andererseits keinen Sozialneid zu schüren. Die herausragende gesellschaftliche Aufgabe der kommenden Jahre ist die Integration der Flüchtlinge, da kann Abgrenzung – reale wie gedankliche – nur schaden. Der Senat sollte also auf die 22 Modularbauten, die noch nicht konkret geplant werden, nicht verzichten. Die Stadt braucht sie – nicht nur für Flüchtlinge.