Es ist dieser eine Satz, mit dem sich Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) aus der Kritik bringen wollte. „Von mir oder über mich hat es keinerlei Einfluss gegeben, damit Herr Diwell Aufträge von McKinsey bekommt.“ Doch auch nach dem Auftritt am Donnerstag im Abgeordnetenhaus sind weiter Fragen offen.
Die Kernfrage lautet: Wie kam der Ex-Justizstaatssekretär Lutz Diwell an den lukrativen Auftrag, den Masterplan zur Integration zu erstellen? Ein Auftrag, der nicht ausgeschrieben, sondern freihändig von der Senatskanzlei vergeben wurde, weil angeblich die Zeit drängte.
Die Version der Senatskanzlei lautet: Im Januar – nach der Auftragsvergabe an McKinsey – sei Diwell bei einem Workshop zum Masterplan plötzlich als Berater von McKinsey aufgetaucht. An sich ist das nichts Verwerfliches. Diwell gilt als Fachmann für die Berliner Verwaltung.
Wie kam Diwell an den McKinsey-Auftrag?
Was die Sache aber heikel macht: Der Sozialdemokrat war vorher schon in engem Kontakt mit der SPD-geführten Senatskanzlei. Er erstellte im Herbst vergangenen Jahres ein Gutachten – gegen Geld. Anschließend war Diwell auch Kandidat für den Posten des Flüchtlingsstaatssekretärs. Hier fanden er und die Senatskanzlei aber nicht zueinander. Den Job übernahm schließlich der ehemalige Polizeipräsident Dieter Glietsch.
Laut Müller soll sich Diwell danach weiter in Flüchtlingsfragen für den Senat engagiert haben. Es habe aber kein Vertragsverhältnis gegeben. So sagt das auch Senatskanzleichef Björn Böhning (SPD). Er betont, dass Diwell ehrenamtlich für den Senat gearbeitet habe. Über die genaue inhaltliche und zeitliche Tätigkeit des ehemaligen Staatssekretärs gibt es noch erheblichen Aufklärungsbedarf.
Wie kam Diwell an den McKinsey-Auftrag? Gab es vonseiten der SPD den Hinweis: Wenn ihr einen Fachmann benötigt, dann nehmt doch den Ex-Staatssekretär? Michael Müller stritt am Donnerstag ab, in irgendeiner Form Einfluss auf diese Entscheidung genommen zu haben – siehe Zitat oben. Fragen zu seinem Senatskanzleichef wich er aber aus. Die Angelegenheit ist noch nicht ausgestanden.