Was Berliner Polizisten über ihr Schießtraining berichten, ist alarmierend, meint Peter Oldenburger. Es muss sich etwas tun.
Dass die Möglichkeiten für das Schießtraining der Berliner Polizisten völlig unzureichend sind, ist weitgehend bekannt. Schließlich sind inzwischen mehr als die Hälfte der 20 Anlagen nicht mehr funktionsfähig. Doch das Ausmaß der vorwiegend durch Abwarten entstandenen Misere erscheint äußerst besorgniserregend.
Das belegen die Aussagen von Betroffenen, die auf Veranlassung von Polizeipräsident Klaus Kandt kürzlich eine Woche lang Gelegenheit hatten, die Lage aus ihrer Sicht zu beschreiben. Die Einlassungen der Polizeibeamten können nur als alarmierend bewertet werden.
Wenn ein Polizist innerhalb von zwölf Monaten gerade auf eben so viele Minuten Schusstraining kommt, zehn für seine Dienstpistole und zwei weitere Minuten mit einer Maschinenpistole – ist dies ein nun schriftlich manifestiertes Armutszeugnis: In vielen Landgemeinden verfügen Schützenvereine scheinbar über bessere Trainingsmöglichkeiten als die Berliner Polizei.
Die Tatsache, dass in noch geöffneten Schießständen offenbar Gewehrmunition aus den 60er-Jahren verwendet wird, klingt ebenso wenig beruhigend.
60 Prozent weniger Munition verbraucht
Die Menge der in der für Spandau und Charlottenburg zuständigen Polizeidirektion 2 während der Trainingszeiten verbrauchten Munition ging in den Jahren 2011 bis 2014 um etwa 60 Prozent auf insgesamt 83.000 Schuss pro Jahr zurück. Und dieser Trend setzte sich im laufenden Jahr nachweislich fort. Da mag sich der Bürger eine wirklich ernst zu nehmende Einsatzlage lieber gar nicht erst vorstellen.
Innerhalb kürzester Zeit würde es – etwa bei einem Anschlag von bewaffneten Terroristen wie in Paris – unter den zuerst am Tatort eintreffenden Polizisten zahlreiche Tote geben, schlussfolgert einer der Polizisten.
Ein schnelles Handeln der Senats ist nötig, ein saniertes Schießzentrum bis zum Jahr 2019 kann da nicht ausreichen. Selbst ein Ausweichen auf die Anlage der Bundespolizei im brandenburgischen Blumberg scheint angesichts des akuten Mangels nicht abwegig.