Mit dem M20 bekommt Berlins Museumslandschaft, was sie lange schon braucht. Dennoch wird eine Chance vertan, meint Gabriela Walde.
Endlich bekommt Berlin ein Museum der Moderne, M20 genannt. Die Weichen sind gestellt mit zwei Wettbewerben, das Grundstück am Potsdamer Platz ist gewählt, dessen Kauf weitestgehend arrangiert. Der Bund stellt 200 Millionen Euro bereit. Ein schönes Bekenntnis zur Hauptstadtkultur. Von einer „Sensation“, gar von einem „Glückstag“ schwärmen Kulturstaatsministerin Monika Grütters, Stiftungspräsident Hermann Parzinger und Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, so, als müssten sie das Projekt noch verteidigen. Ende 2016 soll die Entscheidung fallen für den anschließenden Realisierungswettbewerb. Wenn es zügig läuft, könnte M20 2021 eröffnen – zusammen mit der sanierten Nationalgalerie.
Mit M20 bekommt Berlins Museumslandschaft, was sie lange schon braucht: ein zusätzliches Gebäude, das die reichen, zum Teil spektakulären Bestände der Nationalgalerie angemessen zeigen kann. Längerfristig plant man sogar einen Tunnel, der beide Häuser unterirdisch zu einer Einheit verbinden wird. Im neuen Haus sollen auch die Privatsammlungen von Ulla und Heiner Pietzsch, Erich Marx und Egidio Marzona ihr Domizil bekommen. Allein diese Sammlungen haben einen Versicherungswert von einer Milliarde Euro, diese Summe wird genannt, wohl auch, um Qualität und Fallhöhe der Kollektionen deutlich zu machen.
Der Anspruch an den neuen Solitär ist hoch, eine Herausforderung, selbst für renommierte Architekten. Der Bau sollte die zwei Ikonen am Kulturforum, den Mies-van-der-Rohe-Bau und den Hans-Scharoun-Bau respektieren, muss sich gleichzeitig aber als moderner Museumsbau behaupten. Egal ob exzentrisch oder klassisch, das städtebauliche Dilemma der Ödnis am Kulturforum wird der Neubau nicht lösen. So gesehen ist der ausgelobte Wettbewerb keine „historische Chance“, wie Regula Lüscher behauptet, sondern schlicht die kleine Lösung. Ohne eigenen städtebaulichen Wettbewerb vergibt der Senat die Chance, dem Kulturforum ein ganz neues Gesicht in der Mitte der Stadt zu geben – und damit auch Zukunft. Die trostlose Piazzetta wird also bleiben, an ihr werden auch die Besucher des neuen M20 künftig nicht vorbeikommen.