Ein Besuch in der „Ungarischen Gaststätte“ lohnt alleine wegen des eigenwilligen Interieurs. An den holzverkleideten Wänden wurde ein Sammelsurium aus Wildschweinfellen, Schnapsflaschen, Emailleschildern, Tellern und Fähnchen drapiert. Man kann sich sehr gut vorstellen, wie hier vom Bitterschnaps Unicum beseelte Gestalten zu später Stunde noch ein Tänzchen wagen. Keine Frage, dieses Lokal könnte auch an einer x-beliebigen Landstraße in der ungarischen Provinz liegen, wo Gäste weniger mit Äußerlichkeiten überzeugt werden, als mit dem, was auf den Tisch kommt.
Wie es in einem solchen Fall zu erwarten ist, kocht der – selbstverständlich in Ungarn geborene – Chef alles selbst. Schon das Kesselgulasch (3,90 Euro) zum Auftakt, das in einem Metalleimerchen vor sich hin dampft, ist perfekt. In der unvergleichlich süßlichen Schärfe der dicken Suppe entfaltet sich der Geschmack des Balkans am Gaumen.
Auch das Tagesgericht, eine geschmorte Paprikaschote mit Hackfleischfüllung und Tomaten-Paprikasauce (6,80 Euro), ist deftig gewürzt und ein rustikaler Genuss. Das Essen wird ohne Schnickschnack zubereitet und mit reichlich Kartoffeln serviert – prompt fühlt man sich bekocht wie von einer ungarischen Mutti. Auf der Karte des kleinen Restaurants stehen zwar auch deutsche Gerichte wie Eisbein, doch man sollte den Weg in die ruhige Wohnstadt Carl Legien lieber der authentischen Speisen wegen machen.
An den Wochenenden finden regelmäßig Spezialitätentage statt. Am ersten Wochenende des Monats werden zum Beispiel traditionell frische Lángos zubereitet. Die mit Knoblauch, Käse oder auch Kraut belegten heißen Brotfladen sind eine Art National-Snack der Ungarn.