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Warum es in Berlin immer mehr Veganer gibt

| Lesedauer: 17 Minuten
Julia Friese

Foto: Reto Klar

Mindestens sieben neue vegane Geschäfte haben seit Herbst in Berlin eröffnet. Die neuen Veganer sind Unternehmer. Um die Tiere geht es ihnen nicht primär, sondern eher um Gesundheit und Genuss.

Jan Bredack war früher mal Vertriebsmanager bei Daimler-Chrysler. Nun sitzt er im Kapuzenpullover auf einem grünen Plastikhocker. Neben ihm brummt ein Kühlschrank mit Curry-Humus. Über 20 Jahre lang glaubte er an Karriere, Geld und Macht, nun vertraut er auf Ernährung ohne tierische Produkte.

Ein Burn-out habe ihn dazu gebracht, erzählt Bredack. Es habe ihn aus seinem „Hamsterrad“ geschleudert und dazu bewegt, „bewusster zu leben“. Das bedeutet für Bredack, kein Fleisch, kein Fisch und auch keinen Honig oder Eier zu verzehren. „Bevor ich meine Kost umgestellt habe, litt ich unter Verdauungsstörungen, Heuschnupfen und Schuppenflechte. All diese Krankheiten sind nun verschwunden“, sagt er.

Nur zwei Jahre nach seinem Erschöpfungszustand geht Bredack dann unter die Gründer. Aus seiner „neuen, bewussten Lebensweise“ hat er ein Geschäftsmodell entwickelt: Eine rein vegane Supermarktkette.

Der Veganismus boomt

Menschen wie Jan Bredack sind die Gesichter eines neuen Trends. Sorgte Jonathan Safran Foer mit seinem Sachbuch „Tiere essen“ 2010 noch für einen erneuten Hype um den Vegetarismus, sind wir nun einen Schritt weiter. Der Veganismus boomt. Und der bedeutet Verzicht, und zwar auf alles, was Tiere ausbeutet. Den Verzehr von Fleisch also, aber auch auf Kleidung aus Leder oder Wolle.

Restaurants, Cafés und neuerdings sogar Eisdielen locken mit einem neuen, einem veganen Angebot. Allein in Berlin wurden seit Herbst viele vegane Geschäfte eröffnet. Neben dem Asia-Imbiss und Veranstaltungsort für vegane Kochkurse in Neukölln gibt es nun auch eine Boutique in Prenzlauer Berg, die iPhone-Hüllen aus Kork und Nagellack auf Zellstoffbasis verkauft.

Unweit davon arbeitet ein Friseurladen nun nur noch mit Inhaltsstoffen, die nicht auf tierischer Basis hergestellt wurden oder für die zuvor Tierversuche stattfanden. In Friedrichshain eröffnet in Kürze ein neuer Schuhladen, der lieber auf Plastik und Bast setzt statt auf Leder. Wer sind die Menschen, die uns den Verzicht verkaufen wollen? Und was treibt sie an?

Der Deutsche isst rund 90 Kilogramm Fleisch pro Jahr

„Der Wachstum der veganen Bewegung ist eine Antwort auf die völlig aus dem Ruder gelaufene Massentierhaltung“, sagt Elisabeth Meyer-Renschhausen, Kultursoziologin der Freien Universität Berlin. Tierseuchen und Skandale wie falsch etikettiertes Pferdefleisch, sowie das Wissen um verfütterte Wachstumshormone sorgten für zunehmendes Misstrauen in die Fleischindustrie.

Und trotzdem: Der Deutsche verzehrt durchschnittlich rund 90 Kilogramm Fleisch pro Jahr. Das ist das Dreifache der Menge, die die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt. „Der hohe Fleischkonsum ist uns anerzogen worden“, sagt Meyer-Renschhausen. „Im 19. Jahrhundert wurde den Soldaten beigebracht mehr Fleisch zu essen, weil man glaubte, dass sie dadurch stärker würden.“ Seitdem gelte Fleisch als Zeichen von Männlichkeit und Würde. „Noch heute essen Frauen durchschnittlich weniger Fleisch als Männer“, sagt die Kultursoziologin.

In Bredacks veganem Supermarkt lächelt US-Schauspielerin Alicia Silverstone in einem roten T-Shirt von ihrem Kochbuch-Cover. „Meine Rezepte für eine bessere Welt“ steht in weißen Lettern über ihrer Brust. Am Kühlregal zupft eine Sechsjährige ihrer Mutter am Ärmel. Sie möchte Eis haben. Aber sie bekommt es nicht. Auch kein veganes Eis. „Darf ich dann wenigstens im Hochsommer wieder ein Eis“, fragt die Kleine. Ihre die Mutter schweigt. Sie liest ein Etikett.

Teurer Verzicht als Gegenentwurf zur billigen Völlerei

Im Kühlregal neben ihr lagern „Tofurky Pepperoni Pizza“, 385 Gramm für 8,99 Euro. Eines von Bredacks Lieblingsprodukten sind Chia-Samen. 10,89 Euro kostet die 250-Gramm-Packung. Der Veganismus, den er im Veganz verkauft, ist nicht gerade massenkompatibel. Gesunde Ernährung und Verzicht stehen hier als teurer Gegenentwurf zu billigem Fast Food und Völlerei. Wer sich heute was leisten kann, der verzichtet.

Bredack sagt, am Anfang seiner Veganerkarriere sei es ihm schwer gefallen, einkaufen zu gehen. Denn um wirklich vegan zu leben, gehöre mehr dazu, als einfach nur zum Apfelsaft, statt zur Milch zu greifen. Denn auch in einem Apfelsaft könne schließlich Rindergelantine enthalten sein. Seine Supermarktkette garantiere nun aber einwandfreie vegane Lebensmittel. Keine versteckten, tierischen Inhaltsstoffe. Vom Tampon bis zur mit Paprika eingefärbten Riesengarnele aus Yamswurzel.

2011 eröffnete er die erste Veganz-Filiale in der Schivelbeiner Straße in Prenzlauer Berg. Das Konzept ging auf. 450 Kunden fänden an einem durchschnittlichen Tag den Weg in seinen Supermarkt. Seit März führt er eine zweite Filiale in der Warschauer Straße in Friedrichshain. „Wir sind aus dem Stand heraus so wirtschaftlich, dass wir keinen privaten Zuschuss brauchen.“ Bredack will weiter expandieren. In Frankfurt gibt es bereits eine weitere Filiale. Hamburg, Wien, Prag, München, Essen und Leipzig seien in Planung.

Jan Bredack hat eine Vision

Um Geld ginge es ihm bei seiner Expansion nicht. „Geld habe ich gehabt“, sagt der ergraute Ex-Manager. „Ich weiß jetzt, dass das kein tragfähiges Lebensmodell für mich ist.“ Das Gehalt, das er sich selber auszahle, sei minimal. Er arbeite zudem nur mit Festangestellten. „Normalerweise würde man an genau dieser Stelle zugunsten des Profits Einsparungen machen“, sagt Bredack, ihm ginge es aber um mehr.

„Ich habe eine Vision“, sagt Jan Bredack auf dem grünen Hocker seiner Friedrichshainer Filiale, „dass alle Menschen die Erfahrung machen können, die ich gemacht habe: Dass vegane Ernährung zu einer gesteigerten Gesundheit verhilft.“

Im „La Mano Verde“, einem veganen Gourmetrestaurant in der Uhlandstraße im bürgerlichen Charlottenburg hat man sich alle Mühe gegeben, den Ursprung des Veganismus in der politisch links aktiven Tierschutz-Szene vergessen zu machen. Das Restaurant ist weiß, nüchtern, hell. Als Menükarte dient ein iPad.

Ist der Mensch ein Pflanzenfresser?

Der gebürtige Franzose Jean-Christian Jury führt das Lokal als „pflanzliches Gourmetrestaurant“. Den Begriff „vegan“, erklärt er, habe er bewusst aus seinem Marketing herausgenommen: „Denn als ich 2008 das erste „La Mano Verde“ in Friedenau eröffnet habe, war dieser Begriff noch sehr negativ belastet.“

Jury ist 59 Jahre alt. Ähnlich wie Bredack erzählt auch er, dass er überarbeitet gewesen wäre. Drei Restaurants habe er in London geführt. Er habe sich schließlich neu orientieren wollen und als Manager einer Rohkostkette beworben. Als er sich in die Thematik einlas, so Jury, habe er gewusst, dass unsere Zukunft in der Rückbesinnung liege, und zwar darauf, dass wir eigentlich Pflanzenfresser seien.

Seit er seine Ernährung umgestellt habe, fühle er sich energiegeladener als vorher, obwohl er wieder sieben Tage die Woche arbeite. „Unser Gebiss, unsere Verdauung, all das ist auf Pflanzennahrung auslegt. Die Fleischernährung ist wider die Natur des Menschen“, sagt Jury.

Vegane Ernährung setzt Kenntnis voraus

Eine These, die Ernährungswissenschaftler wie Isabelle Keller von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ablehnen. „Sicherlich hat es Vorteile, sich hauptsächlich von Obst, Kartoffeln und Hülsenfrüchten zu ernähren, weil man auf diese Art viele Ballaststoffe zu sich nimmt“, räumt Keller ein. „Aber eine rein vegane Ernährung birgt auch Risiken wie einen Eisen-, Vitamin-B12- und Kalziummangel.“

Man müsse sich umfangreich informieren, bevor man seine Kost umstelle. Kindern, Jugendlichen und Schwangeren rät die Ernährungswissenschaftlerin von einer rein veganen Ernährungsweise strikt ab. Warnt vor Wachstumsschäden, erhöhter Infektgefährdung bei Säuglingen sowie irreversiblen neurologischen Schäden durch fehlende Nährstoffe in der Muttermilch.

Auch die Kultursoziologin Elisabeth Meyer-Renschhausen bestreitet Jurys These: „Gebiss und Gedärmesystem des Menschen sind eindeutig die eines Omnivor, also eines Allesessers“, sagt die Kultursoziologin: „Allerdings gilt es als historisch gesichert, dass sich der Mensch in der überwiegenden Zeit der Geschichte vor allem vegetarisch ernährt hat.“

Pflanzliche Ernährung als Wellness-Herausforderung

Die Jäger und Sammler der Vorzeit seien hauptsächlich Pflanzensammler gewesen. Und auch in Mittelalter und Neuzeit ernährte sich das Volk hauptsächlich von Brot, Kraut und Rüben. Speck und geräuchertes Fleisch waren nur ein Ergänzung.

„Vegane Ernährung ist dem Menschen gesundheitlich aber möglich, genauso wie auch eine reine Fleischernährung möglich ist“, so Meyer-Renschhausen weiter. „Die Inuit haben sich bis vor etwa 40 Jahren nahezu ausschließlich von Fleisch ernährt. Viele innerasiatische oder afrikanische Nomadenvölker ernähren sich auch heute noch von einer reinen Milch- und Blutkost.“ In den Tropen wiederum gäbe es Völker, die sich fast ausschließlich von Gemüse ernährten.

In der Uhlandstraße kann der Großstädter es den Tropenvölkern jetzt gleich tun. Für 1100 Euro kann man im „La Mano Verde“ 30 Tage mittags und abends Rohkost essen. Jean-Christian Jury nennt dieses Abonnement die „Vegan Challenge“. Er inszeniert Veganismus als Herausforderung. Als schickes Wellness-Projekt.

Der Veganer als Außenseiter am Tisch

„Ich gehe davon aus, dass nur etwa 15 Prozent meiner Gäste Veganer oder Vegetarier sind“, sagt er, der Rest sei Gourmet-Publikum auf der Suche nach etwas Neuem. Laut eigener Aussage kämen einige seiner Gäste sogar eigens mit einem Privatjet nach Berlin geflogen, um bei ihm zu essen.

Am Nebentisch fotografieren sich Mittzwanziger im Businesslook, wie sie das iPad-Menü des Restaurants in den Händen halten. Sie wollen etwas Außergewöhnliches essen, sagen sie der Kellnerin an ihrem Tisch wenig später. Außergewöhnlich, aber dann korrigieren sie sich noch mal, vielleicht nicht zu außergewöhnlich. Sie scrollen durch ihr Menü. Vielleicht die Tortelli del Estate, mit Estragonfüllung an Gemüse-Jus und Pinienkern-Parmesan?

Mahi Klosterhalfen ist weder Gourmet, noch wurde er von einem Burn-out geläutert. Er ist Tierschützer und somit Veganer der alten Schule. Er ist der ideologische Gegenentwurf zu den neuen Veganern. Die Tiere sind ihm wichtig. Er sagt, einer der Gründe, warum es in Berlin so viele Stammtische und Veranstaltungen für Veganer gäbe, sei die Tatsache, dass sobald man sich entschieden habe, vegan zu leben, man erst einmal eine Außenseiterrolle annehme.

„Weißt du eigentlich, wo das herkommt, was du da isst?“

Am Tisch gehöre man nicht mehr dazu. Der Stammtisch fange einen auf. „Früher habe ich zudem den Fehler gemacht, dass ich mit erhobenen Zeigefinger auf meine Freunde zugegangen bin und gewettert habe: Weißt du eigentlich, wo das herkommt, was du da isst?“ Klosterhalfen lacht auf.

Den Appetit hat er seinen Freunden damals verdorben, losgeworden ist er sich nicht. „Zum Glück“, sagt Klosterhalfen: „Denn heute fühle ich mich bei meinen Fleisch essenden Freunden wieder genau so Zuhause wie beim Veganer Stammtisch.“

Seit fast zehn Jahren isst der 34-jährige Diplom-Kaufmann vegan. Zu einer hellen Jeans trägt er marineblauen Jackett. In seinem Büro in Berlin-Mitte hängen Kunstdrucke mit Blumen. Der Wilmersdorfer ist der Geschäftsführer der „Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt“.

Ghandi hat ihn inspiriert, Veganer zu werden

Auf dem Karneval der Kulturen ließ er dieses Jahr ein großes Plastikschwein, Klosterhalfen nennt es „Grunzmobil“, durch Berlin rollen. Rings herum tanzten Veganer in Maleranzügen mit Kuhflecken und verteilten Broschüren: „Selbst wenn sie Fleisch mögen, können Sie Teil des Wandels werden, der Tierschutz mit Genuss vereint“, lautete die Botschaft.

Klosterhalfen lächelt, wenn er redet. „Ghandi hat mich dazu inspiriert Veganer zu werden“, sagt er sanft. Als Student las Kosterhalfen die Autobiografie des indischen Widerstandskämpfers und stolperte über eine Stelle, an der Ärzte Ghandi befahlen, ein Huhn zu essen, andernfalls würde er sterben.

Klosterhalfen nimmt ein Schluck stilles Wasser. Ghandi hat das Huhn nicht gegessen, erzählt er. Das hat ihn beeindruckt. „Selbst wenn ihr recht habt, würde ich lieber sterben, als dass ein Tier sein Leben hergeben muss, nur damit ich leben kann“, habe Ghandi gesagt. Sofort habe Klosterhalfen sich gefragt: Will ich das Tiere für mich sterben müssen?“ Kurz entschlossen begann er, vegetarisch zu leben.

Auf YouTube wird Hennen der Schnabel gekappt

Ein paar Monate später erfuhr er, dass vegetarisch zu leben, aber noch lange nicht bedeute, dass nun kein Tier mehr für ihn sterben müsse. „Auf YouTube sah ich Videos, wie in Brütereien männliche Küken kurz nachdem sie geschlüpft sind, sofort geschreddert werden, weil sie keine Eier legen“, sagt Klosterhalfen: „Und dass Legehennen der Schnabel gekappt wird, damit sie ihre Kollegen nicht zerhacken.“ Wieder war er kurz entschlossen. Er wurde Veganer. Er macht keine halben Sachen.

An seiner Universität setzte er sich dafür ein, dass die Mensa auf Freilandeier umstieg, und motivierte über das Soziale Netzwerk „StudiVZ“ weitere Studenten, sich ebenfalls gegen die Verwendung von Käfigeiern an ihrer Uni einzusetzen. Klosterhalfens Ansicht nach muss Veganismus kein Luxus sein. Teure Fleisch- oder Käsealternativen kaufe er selten.

Zum Frühstück esse er zum Beispiel gequetschte Biohaferflocken aus einer Drogerie, dazu etwas Soja-Pfirsichjoghurt und eine Grapefruit. Und auch in Restaurants, die vegan nicht ausdrücklich anböten, würde er mittlerweile immer etwas Veganes bekommen. „In Berlin sind die mittlerweile alle recht fit. Da muss ich gar nichts mehr erklären. Die machen mir dann Nudeln mit Gemüse und Knoblauch.“

Aufschwung durch Fleischskandale

Mit seiner Stiftung wendet er sich an Supermärkte und Konzerne, setzt sich für verbesserte Bedingungen in der Massentierhaltung ein. 2008 konnte die Stiftung gemeinsam mit anderen Tierschutzvereinen erreichen, dass große Supermarktketten sich dazu verpflichteten, Eier aus Käfighaltung aus dem Sortiment zu nehmen.

Jeden Tag seien Vertreter der Schweitzer-Stiftung auf der Straße, um mit Menschen über Veganismus zu reden. „Wir haben inzwischen gelernt, dass es nichts bringt zu sagen: Iss kein Fleisch! Wir müssen die Menschen über die Bedingungen der Massentierhaltung informieren und ihnen dann Rezepte an die Hand geben“, verrät Klosterhalfen ihre Strategie.

Sein Büro in der Reinhardtstraße wird der Tierschützer bald aufgeben müssen. „Es ist zu klein“, sagt er: „Wir bekommen heute wesentlich mehr Spenden als noch vor ein paar Jahren. Wir wachsen mit 100 Prozent pro Jahr.“ Die Fleischskandale hätten seiner Stiftung Aufschwung gegeben. Auch die veganen Stammtische und Veranstaltungen, die Klosterhalfen besucht, erhielten immer mehr Zulauf.

Veganismus darf kein Trend sein

„Seinen Ursprung hat der Veganismus sicherlich in der politisch links gerichteten Szene. Ich finde es aber wichtig, dass wir uns nun im Mainstream verwurzeln.“ Der Veganer passe in keine Schublade mehr, glaubt Klosterhalfen. Eine Berliner Neu-Veganerin könne mittlerweile ebenso gut eine 72-jährige Oma oder auch eine junge Studentin sein. Nur eins beunruhigt den Tierschützer: Die Tatsache, dass Veganismus Trend werden könnte.

„Wer nur deswegen Veganer wird, weil es gerade hip ist, den verlieren wir in einem halben Jahr wahrscheinlich wieder.“ Auch höre er momentan von vielen Menschen, dass sie sich vegan ernährten, weil sie etwas für ihre Gesundheit tun wollten. „Auch da bin ich skeptisch“, sagt er: „Wenn man sich nicht mit den ethischen Beweggründen dahinter auseinandersetzt, wird aus der Einstellung keine Überzeugung.“ Schlussendlich höre man auf, wenn einem der Verzicht zu anstrengend werde, sagt Klosterhalfen.

An Klosterhalfens These könnte etwas dran sein. Selbst Gourmet-Veganer Jean-Christian Jury gibt offen zu: Er isst manchmal noch Fleisch. „Wenn ein Starkoch wie ein Christian Lohse mich einlädt, dann kann ich doch nicht nein sagen. Oder?!“ Er klingt, als habe er diese Rechtfertigung nicht zum ersten Mal zum Besten gegeben.