Die Frage: Meine Freundin würde mittlerweile jemanden töten, um an die drei Camouflage-Nagellacke von Chanel zu kommen. Können Sie mir das erklären? Ich wollte sie damit überraschen und hab’ in einigen Parfümerien danach gefragt und die Reaktion der Verkäuferinnen war befremdend. Alle haben sofort angefangen zu lachen, eine hat sogar gerufen: Seht her, da ist einer, der will das Camouflage-Trio. What can I do?
Wäis Kiani: Ja, es ist im Moment tatsächlich so, Nagellacke sind die neuen Handtaschen und mit dem falschen Lack gesehen zu werden ist, na ja, auch egal. Chanel hat damit 1994 angefangen und den ersten „It-Nagellack“ auf den Markt und uns alle fast um den Verstand gebracht, in dem Rausch, weltweit nach einem Fläschchen Rouge Noir zu suchen.
Dann war einige Zeit Ruhe und jeder lackierte seine Nägel, wie er wollte, aber vorletzten Sommer entstand ein Riesenhype um ein schlichtes Grün: Die Farbe Jade gab es fast nirgends und alle wollten es. Kaum hatten wir uns beruhigt, kam Particulière, und dann wurde für diesen Herbst das Trio Les Khakis angekündigt, drei Schlammfarben, die man zusammen trägt, an jedem Finger eine andere, unverschämt und gemein, vor allem weil es mithilfe ellenlanger Wartelisten in wenigen Tagen weltweit ausverkauft war, vergleichbar mit Champions-League-Tickets für ein FC-Bayern-Spiel (darum auch das Gelächter der Damen).
Sie kommen zu spät! Aber die Lage ist nicht aussichtslos: Schauen Sie mal auf Ebay. Schauen Sie sofort, schauen Sie schnell und schauen Sie nicht auf den Preis. Tun Sie’s einfach, manchmal muss man als Mann eben auch Dinge tun, die man überhaupt nicht versteht. Was Sie dafür bekommen werden, ist mit Geld nicht zu bezahlen. Just do it.
Die Frage: Mein Freund und ich waren gestern zusammen aus, nach einem unserer Streits bin ich mal wieder wütend nach Hause gefahren. Jetzt hab’ ich eben gesehen, dass er heute Nacht seinen Beziehungsstatus von „in a Relationship“ auf „single“ geändert hat. Was will er mir damit sagen?
Wäis Kiani: Ach, er will Ihnen nur damit mitteilen, dass er sehr traurig darüber war, dass Sie ihn gestern einfach alleingelassen haben und er sich sehr einsam gefühlt hat und den restlichen Abend keinen Spaß mehr hatte.
Mir ist das auch schon genauso passiert. Ich hab’ dann meinen Status einfach in „verwitwet“ geändert, und der Rest hat sich von allein ergeben. Nur nicht immer gleich so verkrampfen, schön locker bleiben.
Die Frage: Welchen Kalender soll man sich für 2011 zulegen? Ich bin jedes Jahr zu spät und muss nehmen, was übrig geblieben ist. Ich brauche etwas, was in die Handtasche passt und trotzdem genug Platz für Notizen bietet.
Wäis Kiani: Sehr gute Einstellung, sich jetzt schon um den Kalender fürs nächste Jahr zu kümmern. Ohne Kalender fängt alles im Januar schon falsch an, und mit einem Fehlstart wird es kein gutes Jahr. Ich bin ja seit einigen Jahren Smythson-Fan und habe den „Soho Diary“ mit einem pink Ledereinband und einer ganzen Seite pro Tag aus diesem herrlichen Papier in meiner Lieblingsfarbe: Prada-Ettiket-Blau.
Das allein macht schon gute Laune, weil es an alte Zeiten erinnert. Und die leise Eleganz in dem Hauptgeschäft in der Londoner Bon Street erhöht zudem die Lebenslust ungemein, ich lasse sogar meine Visitenkarten dort drucken. Wenn Ihnen das zu konservativ ist, hab’ ich noch einen Tipp: Vivienne Westwood hat für das nächste Jahr auch einen Diary für uns: in dem typischen Karo und dem eingestickten Vivienne Westwood Orb. Punkrock für jeden Tag. Da kann das neue Jahr ruhig kommen, oder?
Die Frage: Ich habe mir einen Pullover und ein Cape in der Trendfarbe Camel gekauft. Jetzt weiß ich nicht, wie man das trägt, ohne auszusehen wie eine alte Gräfin.
Wäis Kiani: Was ist gegen alte Gräfinnen einzuwenden? Ich liebe alte Gräfinnen, junge Gräfinnen und auch junge Grafen ... Aber Spaß beiseite: Sie müssen Camel natürlich richtig kombinieren, damit es den „Camel-Look 2011“ bekommt und nicht verstaubt aussieht.
Camel liebt Knallrot, das kann einer der großartigen Kaschmir-Sweater sein, die es diesen Winter ganz günstig von Zara gibt ( Zara.com ), oder auch nur ein langer roter Schal. Dazu tragen Sie ganz simple blaues Denim, und Sie werden sehen, c’est très french! Aber vergessen Sie nicht, Ihre Lippen dazu in jedem Fall Catwalk-rot zu malen!
Die Frage: Ich liebe diesen neuen Seventies-Retrotrend und habe mir einige Teile secondhand gekauft, unter anderem einen Schlapphut. Aber wenn ich das zusammen kombiniere, sehe ich eher aus wie Flohmarkt als „Vogue“. Wie funktioniert das denn eigentlich?
Wäis Kiani: Der Late-70s-Trend tauchte vor einem halben Jahr auf den Laufstegen in Paris auf und wurde nach und nach immer wichtiger. Aber es ist nicht so einfach, wie es aussieht. Moderedakteurinnen, die auf Nummer sicher gehen wollen, tragen Komplett-Looks von den Designern, wie zum Beispiel der Hosenanzug im Lauren-Hutton-Stil von Dolce&Gabbana, aber selbst mit einer Highend-Designer-Garderobe und einer Stylistin im Rücken ist jeder Retrolook ein gefährliches Sumpfgebiet, in dem man leicht versinken kann, wenn man sich nicht auskennt.
Der geheime Trick ist, nicht alles zusammen zu tragen! Die arme Jada Pinkett Smith wurde zum Beispiel neulich in einem Cape mit Schleifenbluse darunter und dem Floppy Hat gesehen, sie sah falsch, verkleidet und auch ein wenig irre aus. Ich empfehle deshalb, nie mehr als zwei Teile im Retrolook zu kombinieren. Ihr Schlapphut und ein eng gegürteter Trench brauchen Stiefel, die NOW aussehen, aber bitte keine 70s-Plateauboots, das geht dazu nicht mehr.
Eine hochgeschnittene Gabardinehose mit Seidenbluse verträgt eine Bikerlederjacke, damit es sofort und easy aussieht und den 70s-2011-Touch bekommt. Das Wollcape dazu und schon sieht man aus, als wäre man in einer anderen Zeit hängen geblieben.