Der Markt für “Cosmeceuticals“ boomt. Seit das Antifaltengift Botox für viele Menschen fast schon zur täglichen Schönheitspflege gehört, werden immer mehr Kreuzungen zwischen Kosmetikprodukten und Arzneimitteln entwickelt. Ein neues Wundermittel könnte jetzt die Wimperntusche für immer überflüssig machen.
Nie mehr Wimperntusche – davon träumen viele Frauen. Nie wieder dieses klebrige, schwarze Zeug auftragen, das die Wimpern zwar länger, dunkler, üppiger aussehen lässt. Gleichzeitig aber ständig verschmiert und bei schlampigem Abschminken dafür sorgt, dass die feinen Härchen abbrechen.
Da Wimperntusche zur täglichen Schönheitsroutine der meisten Frauen gehört wie Zähneputzen, gilt das Kosmetikum als wichtigstes Produkt der kosmetischen Industrie. Jahr für Jahr kommen immer neue Erfindungen hinzu: In diversen Winkeln gebogene, elektrisch vibrierende oder nach dem Vorbild eines Staubwedels geformte Bürstchen. Fortgeschrittene begnügen sich außerdem längst nicht mehr mit simpler Tusche; sie lassen ihre Wimpern färben oder beim Profi mit Echthaar verlängern.
All diese lästigen Rituale könnten nun aber bald der Vergangenheit angehören. Der amerikanische Pharmahersteller Allergan, der schon das Antifalten-Gift Botox für die Massen verfügbar machte, hat jetzt ein neues Präparat entwickelt, mit dem er seine Position auf dem wachsenden Markt der "Cosmeceuticals" (eine Mischung aus Kosmetikum und Pharmazeutikum) weiter ausbauen will: das Botox für die Wimpern. "Latisse", das die Wimpern nicht nur verlängert, sondern sie auch üppiger und dunkler macht, steht in den USA bereits kurz vor der Markteinführung.
Die verschreibungspflichtigen (aber durch Dermatologen erhältlichen) Tropfen enthalten den selben Wirkstoff wie das Medikament Lamigan, das Allergan zur Behandlung von Glaukomen produziert. Einen Monat lang auf den Wimpernrand geträufelt, verlängern sich die Wimpern um 25 Prozent, wie ein 16 Wochen dauernder Test mit 280 Probandinnen ergab. Die Studie zeigte außerdem, dass die Härchen unter der Anwendung von Latisse um 106 Prozent stärker und 18 Prozent dunkler wurden.
Einige Haken hat das neue Zaubermittel dennoch: Die Behandlung mit Latisse muss täglich erfolgen; die Kosten für ein derartiges "Lifestyle-Medikament" werden von den Krankenkassen nicht getragen; eine Monatspackung kostet rund 120 Dollar. Außerdem kehren die Wimpernhärchen nach dem Beenden der täglichen Behandlung in ihren ursprünglichen Zustand zurück. Trotzdem sagen Analysten dem neuen Präparat eine ähnlich erfolgreiche Zukunft voraus wie Botox. Schließlich gaben Frauen (und Männer) im Jahr 2007 nicht nur für das Antifaltenmittel weltweit 600 Millionen Dollar aus. Allein am Verkauf von Wimpertusche verdienen die Kosmetikhersteller jährlich fünf Milliarden Dollar.
Und schließlich wäre vorstellbar, dass Latisse nicht nur Wimpern, sondern auch andere Körperhaare zum Sprießen bringt. Es könnte beispielsweise spärlich wachsende Augenbrauen aufforsten – oder gar großflächiger einsetzbar sein, beispielsweise, um lichtem Männerhaar zu neuer Dichte zu verhelfen. "Das wäre natürlich ein Traum", ist dazu vom Hersteller Allergan zu erfahren. Die Forschungen dazu laufen bereits.
lha