High Heels machen schöne Beine. Inzwischen gestalten viele Designer aber Schuhwerk mit derartig extremen Absätzen, dass häufig nicht einmal mehr Models darin laufen können. Ganz zu schweigen von deren Fuß-Gesundheitszustand nach dem Laufstegmarathon bei den jährlichen Modewochen.
Hohe Schuhe strecken das Bein, sorgen für einen schönen Gang, eine gute Haltung und pushen das Selbstbewusstsein. Viele Frauen nehmen dafür schmerzende Füße in Kauf – schließlich sieht man in High Heels (meistens) toll aus. Doch manche Schuhmodelle sind so hoch, eng und unbequem gestaltet, dass die Füße darin zu echten Fashion-Victims werden. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.
Vor allem Models sind inzwischen fast schon von Berufs wegen fußkrank. Sie müssen die gewagten, oftmals speziell für die Laufstegshows angefertigten und im Alltag untauglichen Kreationen der (meist männlichen) Designer vor allem bei den Modewochen im Frühjahr und Herbst täglich stundenlang tragen. Infolge dessen haben sie oft mit unschönen Problemen wie Hammerzehen, Spreizfüßen und Hühneraugen zu kämpfen.
Und sogar die relativ überschaubare Strecke „Catwalk vor und wieder zurück“ birgt Gefahr für Leib und Füße. Das demonstrierte vor einem Jahr in Mailand das italienische Modehaus Prada mit einer als „Prada, Pech und Pannen“ in die Modegeschichte eingegangenen Schau: Kaum ein Model schaffte den Walk auf dem Laufsteg, ohne in den 15 Zentimeter hohen Plateau-Pumps mit dünnen Riemchen wie auf rohen Eiern herumzuwackeln. Die „Schuhe“ gaben keinerlei Halt, und zwei Models erlebten tatsächlich den Catwalk-GAU: Erst strauchelten sie, versuchten sich vergeblich zu fangen und fielen anschließend der Länge nach hin.
Eines der blamierten Models nahm anschließend ihre Schuhe in die Hand und lief den "Walk of Shame" barfuß zu Ende. Eine Methode, die mittlerweile die meisten "gefallenen" Models anwenden, denn Laufstegunfälle wegen untragbarer Schuhe gibt es immer häufiger. Neue Jobs werden unglücklich gestürzte Models vermutlich dennoch erst einmal nicht bekommen. Das Modelgeschäft hat nicht umsonst den Ruf, gnadenlos zu sein.
Trotz dieses erheblichen Gefahrenpotenzials steigen die Absatzhöhen der Schuhe kontinuierlich. 17 Zentimeter sind mittlerweile fast schon Durchschnitt; dabei werden die Konstruktionen, die sich die Designer ausdenken, immer abenteuerlicher. Bei Gianfranco Ferré zeigte man letztes Jahr futuristische Bauwerke, deren Absätze und Sohlen an Raumschiffe oder den Eiffelturm erinnerten. Und auch in diesem Jahr konnte man schon wieder genügend Abstrusitäten beobachten.
Die Frage drängt sich auf: Kann man solche Schuhe tragen? Wenn es nicht mal Profi-Models können, die schließlich dafür bezahlt werden, bleibt ganz offensichtlich davon abzuraten. Nicht umsonst spricht man angesichts der vielen Schuhe, denen man auf den ersten Blick ihre potenzielle Gesundheitsschädlichkeit ansieht, mittlerweile von „Limo-Heels“: Schuhe, für Frauen, die hauptsächlich sitzen, per Limousine von A nach B gefahren werden oder höchstens ab und zu für einen Moment stehen. Darin laufen? Nicht auszudenken!
Außerdem sehen in High Heels gequetschte Zehen, Sehnen, die vor lauter Belastung sichtbar werden oder ein unnatürlich überbogener Spann einfach auch nicht mehr schön aus. Und auf Dauer wird es dann richtig ungesund: Orthopäden stufen schon eine Absatzhöhe ab drei (!) Zentimetern als belastend ein, Gelenke leiden unter dem Überdruck, der Beckenbereich verkrampft sich und die Lendenwirbelsäule wird belastet. Die Knie müssen bis zu 26 Prozent mehr Druck aushalten als bei flachen Schuhen, eine Langzeitfolge kann Arthrose sein. Außerdem können sich Wadenmuskeln und die Achillessehne verkürzen (angeblich der Fall bei Sarah Jessica Parker).
So schlimm das alles klingen mag – Stöckeln in Maßen ist durchaus erlaubt. Außerdem scheint sowieso eine Trendwende in Sicht: Als Marc Jacobs gerade bei der New York Fashion Week seine Frühjahr/Sommer-Kollektion für 2010 zeigte, sah man keine High Heels weit und breit. Alle Models trugen flache Schuhe.