Berlin. In Israel wurden Menschen massakriert – und hierzulande feiern Menschen diese Attacken. Jouanna Hassoun findet dazu eindeutige Worte.
Wann kommt sie? Mit welcher Wucht wird sie geführt werden? Im Nahen Osten wird nach der Terrorattacke der Hamas die israelische Bodenoffensive im Gazastreifen erwartet. Die große Frage ist, wie die israelische Armee vorgehen und welche Folgen das haben wird.
Das Thema beschäftigte am Montagabend auch die Runde bei „Hart aber fair“. Es diskutierten: Die deutsch-palästinensische Sozialaktivistin Jouanna Hassoun, der Publizist Michel Friedman, der Nahost-Experte Guido Steinberg, die Journalistin Mariam Lau sowie Grünen-Chef Omid Nouripour.
Kann Israel die Hamas zerschlagen?
Zur Bodenoffensive gab Guido Steinberg zu bedenken, dass Israel bei der Planung auch das Schicksal der mehr als 200 Verschleppten bedenken müsse. „Sobald die Offensive beginnt, wird die Hamas keine Geiseln mehr freilassen“, warnte er.
Zum mutmaßlichen Ziel der Offensive berichtete der Nahost-Experte, was bereits vielfach erörtert wurde: Entscheidend sei, wie breit Israel sein Vorhaben definiere. „Die Hamas ist nicht vollständig zu zerschlagen“, befand Steinberg. Allerdings könne sie von der Macht entfernt werden. „Bislang haben die Israelis allerdings nicht ganz klar gesagt, was sie meinen.“
„Hart aber fair“: Diese Gäste waren am Montag dabei
- Omid Nouripour, Bundesvorsitzender der Grünen
- Michel Friedman, Jurist und Publizist
- Jouanna Hassoun, Geschäftsführerin von Transaidency e. V.
- Guido Steinberg, Nahost-Experte und Islamwissenschaftler
- Mariam Lau, „Zeit“-Journalistin
„Erst sind es die Juden, dann sind es alle“
Interessant war, was Michel Friedman als jüdische sowie Jouanna Hassoun als palästinensische Stimme zur Lage in Deutschland berichteten. „Ich muss Angst formulieren“, sagte Friedman mit Blick auf Rechtsextremismus, aber eben auch auf muslimischen Antisemitismus, wie er in den vergangenen Tagen auf deutschen Straßen sichtbar wurde. „Diese gewalttätigen Gruppen sind da, es sind nicht wenige“, warnte der Publizist. Dabei gehe es nicht nur um das jüdische Leben: „Erst sind es die Juden, dann sind es alle.“
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„Wer so etwas feiert, hat Moral und Anstand verloren“
Jouanna Hassoun verurteilte den Angriff der Hamas deutlich, machte aber auch klar, dass nur ein Bruchteil der Palästinenser ihn begrüße. „Es gibt sehr viele andere von uns. Sie sind nicht sichtbar, weil sie sich politisch nicht engagieren“, sagte die Sozialmanagerin.
Die Deutsch-Palästinenserin stellte unmissverständlich klar: „Wer so etwas feiert, wenn unschuldige Menschen sterben, (...), hat er seine Moral und seinen Anstand verloren.“ Damit könne sie sich nicht identifizieren.
Was bedeutet hier eigentlich Staatsräson?
Gut war, dass Gastgeber Louis Klamroth in diesem Kontext einen vagen Begriff hinterfragte. Denn was bedeutet es eigentlich, wenn die deutsche Politik nun immer davon spricht, dass die Sicherheit Israels deutsche Staatsräson sei?
Nahost-Experte Steinberg konnte das nicht so recht erklären. Es könne eigentlich nur bedeuten, dass Deutschland notfalls auch Waffengewalt anwenden würde, um Israel zu schützen, erklärte er. Allerdings habe Angela Merkel, die den Begriff als Kanzlerin eingeführt hat, gar keine Sicherheitspolitik betrieben. „Das scheint mir eher eine wohlfeile politische Vokabel zu sein, die jetzt wieder genutzt wird, ohne dass jemand ausbuchstabiert, was das bedeutet“, befand Steinberg.
Omid Nouripour bestätigte das, ohne es zu bestätigen. Konkret führte er an, dass Deutschland nun Drohnen zurückgeben werde, die Israel vermietet habe und die nun benötigt würden. Auch werde man entsprechend einer Anfrage des israelischen Militärs Munition liefern. Das klang nicht besonders weitreichend.
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Das Fazit
Die Erklärung des Grünen-Chefs zum Begriff Staatsräson stand symptomatisch für diese Ausgabe von „Hart aber fair“. Viel Neues kam dabei nicht rum, stattdessen wurden Allgemeinplätze beackert und jede Menge Worthülsen formuliert.
Dass es so lief, hatte auch etwas mit dem Gastgeber zutun, der eng an seinen Fragen zu hängen schien und thematische Ausflüge seiner Diskutanten schnell einfing. Entsprechend statisch fiel der Talk am Ende aus.