ARD-Krimi

Dortmunder „Tatort“: Kommissar Faber im Bergbau-Milieu

| Lesedauer: 4 Minuten
Andreas Böhme
"Tatort": Das sind fünf spannende Fakten

"Tatort": Das sind fünf spannende Fakten

Das sind 5 spannende "Tatort"-Fakten

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Im neuen Dortmunder „Tatort“ beschäftigt ein toter Kumpel Kommissar Faber. Steckt der Betreiber der nun geschlossenen Zeche dahinter?

Essen.  Düster ist der Himmel, von Schlaglöchern übersät die Straße. Fast schwarz-weiß sind die ersten Bilder. So trostlos wie „Zorn“ hat noch kein Dortmunder Tatort begonnen. Und das will was heißen. Ganz so schlimm wie der Einstieg es befürchten lässt, wird es dann zwar doch nicht, aber viel zu lachen gibt es erwartungsgemäß nicht.

Dafür ist die Folge hochaktuell. Denn vordergründig geht es um das Ende der Steinkohle, geht es um Kumpel, die allen Versprechungen zum Trotz ins Bergfreie fallen. Nicht nur, weil sie keine Jobs mehr finden, sondern auch, weil ihre Häuser vom Einsturz bedroht sind, der Boden darunter löchrig ist wie ein Schweizer Käse.

20.000 Euro will die Zeche jedem als Entschädigung zahlen, was den Leuten nicht reicht, und so wehren sie sich, wie sich Kumpel eben wehren – sehr lautstark also.

Bergmann erschossen im Kanal gefunden

Aber Andreas Sobitsch (Daniel Fritz), der den Widerstand organisiert, ist plötzlich ganz leise, denn er ist tot. Aus einem Kanal fischt ihn die Polizei mit einer Kugel im Rücken, und das lässt die Stimmung unter den Bergleuten natürlich nicht steigen.

Auch bei Kommissar Faber (Jörg Hartmann) und seinem Team ist in Sachen Laune mal wieder Luft nach oben. Allerdings ist der manisch-depressive Oberermittler dieses Mal noch das kleinste Problem.

Zwar bereitet ihm der vor einigen Folgen entkommene Vergewaltiger und mutmaßliche Mörder seiner Familie, Markus Graf, immer noch schlaflose Nächte – für seine Verhältnisse aber ist der Hauptkommissar recht friedlich.

„Tatort“-Kommissare reißen sich zusammen

Wo er früher gleich lospolterte, lässt ihn Regisseur An­dreas Herzog dieses Mal oft nur kurz das Gesicht verziehen, wohl wissend, dass er mit Hartmann über einen Schauspieler verfügt, der die Mimik dafür besitzt.

Auch Martina Bönisch (Anna Schudt), grundsätzlich nicht als Stimmungskanone bekannt, reißt sich zusammen, obwohl sie übel Rücken hat.

Jungermittlerin Nora Dalay fängt an zu nerven

Nein, das größte Problem sind die beiden Jungermittler Nora Dalay (Aylin Tezel) und Jan Pawlak (Rick Okon), die eher gegen- als miteinander arbeiten. Pawlak bleibt auch bei seinem zweiten Auftritt ein wenig unnahbar, was Dalay nervt. Immer mehr verwandelt sie sich in eine „Faber light“ – genauso schlecht gelaunt wir ihr Chef, aber ohne dessen Klasse.

Seit einiger Zeit zickt sie nun schon rum, und langsam wird es anstrengend, ihr dabei zuzusehen. Zumal Tezel die Figur dieses Mal – vor allem gegen Ende – wenig überzeugend anlegt.

Überhebliche Staatsschützerin behakt sich mit Faber

Während die Ermittler noch rätseln, ob denn möglicherweise der Zechenbetreiber hinter dem Mord steckt oder es sich vielleicht doch um ein klassisches Eifersuchtsdrama handelt, kommen zu allem Überfluss auch noch ein von Götz Schubert beängstigend ruhig gespielter Reichsbürger und eine ebenso undurchsichtige wie überhebliche Staatsschützerin namens Klarissa Gallwitz (Bibiana Beglau) ins Spiel.

Das scheint zunächst ein wenig zu viel, entwickelt sich dann aber zum stärkeren Handlungsstrang, vor allem, weil Faber und die Staatsschützerin schnell zu ganz speziellen Freunden werden, die sich nichts schenken.

Das an zwei Orten spielende Finale ist dann zwar nicht wirklich überraschend, spannend ist es sehr wohl. Und es bereitet ein wenig den Boden für das, was wohl kommen wird in den nächsten Folgen.

Fazit: Solider Fall mit aktuellen Themen, gut gespielt, nur manchmal etwas zu melodramatisch angelegt. Nora Dalay allerdings gehört in dieser Form in den Innendienst. Wenn überhaupt.

ARD, Sonntag, 20. Januar, 20.15 Uhr