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„Die Lidl-Story“: ZDF porträtiert Discounterlegende Schwarz

| Lesedauer: 3 Minuten
Jonas Erlenkämper
Aldi und Lidl: Diese vier Dinge muss man über die Discounter wissen

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Harte Recherche: Die ZDF-Doku „Die Lidl-Story“ spürt dem öffentlichkeitsscheuen Chef des Discounter-Imperiums nach: Dieter Schwarz.

Berlin.  Der Mann ist ein Phantom. Dieter Schwarz: Kaum jemand weiß, wer sich hinter dem Namen verbirgt oder wie er aussieht. Der Milliardär, seit Montag 79 Jahre alt, hat es mit seiner Handelsgruppe (Lidl, Kaufland) zum angeblich reichsten Deutschen gebracht. Trotzdem gibt es von dem zurückgezogen lebenden Mann keine Fernsehaufnahmen und so gut wie keine Fotos. Für eine TV-Doku, die das Leben dieser Unternehmerlegende nachzuzeichnen versucht, ist das ein Problem.

Denn Fernsehen ohne Bilder kann nicht funktionieren. Die Filmemacher Annebeth Jacobsen und Frank Diederichs setzen auf zwei Stilmittel, um zu veranschaulichen, wie der gelernte Kaufmann Schwarz ein Vermögen von geschätzt 39 Milliarden Euro anhäufen konnte: von Schauspielern nachgespielte Schlüsselszenen und Interviews mit Journalisten vom „Spiegel“ und der „Heilbronner Stimme“, die sich mit Schwarz auseinandergesetzt haben.

Eine Mär, Schwarz habe sich hochgearbeitet

Wobei in „Die Lidl-Story“, mit der das ZDF seine Porträtreihe über „Deutschlands große Clans“ fortsetzt, auch eigene Rechercheergebnisse einfließen. Die Doku räumt mit der Mär auf, Schwarz habe sich aus kleinen Verhältnissen hochgearbeitet. Jacobsen und Diederichs belegen, dass er aus einer angesehenen Heilbronner Händlerfamilie stammt – schon Großvater und Urgroßvater waren Kaufleute. Es war auch nicht Dieter Schwarz, der den Grundstein des Firmenimperiums legte, sondern sein Vater, in dessen Kolonialwarenladen er als junger Mann eintrat.

Überhaupt vermittelt der Film den Eindruck eines Menschen, der geschickt darin ist, gute Ideen anderer zu erkennen. Als in den 1960er-Jahren Selbstbedienungsläden die Tante-Emma-Geschäfte verdrängten, erkannte Schwarz die sich bietenden Möglichkeiten. Vor allem günstig sollten die Nahrungsmittel sein. „Wahrscheinlich ist das durch die Hungerzeit nach dem Krieg aufgekommen, dass man für möglichst wenig Geld möglichst viel essen wollte“, mutmaßt der Discounter-Kritiker Franz Kotteder, Autor des Buchs „Die Billig-Lüge“.

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Der ewige Konkurrent: Aldi

Mittlerweile gibt es 3200 deutsche Lidl-Filialen. Der Film schildert, wie Schwarz das Konzept des erfolgreichen Konkurrenten Aldi kopierte und ihn sogar übertrumpfte. 1999 gab Schwarz die Verantwortung fürs Geschäft offiziell an einen Statthalter ab: Klaus Gehrig, ein früherer Aldi-Manager. Schwarz, das wird während des 45-Minüters deutlich, ist ein Mann, der sich kaum Luxus gönnt und der in seinem Konzern für einen rauen Ton sorgt.

Gerne hätte man erfahren, wie es heute um die in den letzten Jahren aufgekommenen Vorwürfe steht, Lidl beute Mitarbeiter aus und spioniere ihnen mit versteckten Kameras hinterher. Doch diese Aspekte werden im letzten Drittel eher kurz abgehandelt. Zum Schluss sieht man den Schwarz-Darsteller in einer Spielszene bei der Senioren-Gymnastikstunde, es läuft der Abba-Hit „The Winner Takes It All“. Ob es wirklich so zugeht im Hause des Phantoms? Wer weiß das schon.

Fazit: Aufschlussreiche Annäherung an eine Legende.

„Die Lidl-Story“, Dienstag, 25. September, 20.15 Uhr, ZDF