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Macron oder Merkel? „Anne Will“-Debatte über Trump-Besuche

| Lesedauer: 4 Minuten
Paul Ritter
Skandale und Gäste-Rankings: Diese fünf Dinge muss man über Polit-Talkshows wissen

Skandale und Gäste-Rankings: Diese fünf Dinge muss man über Polit-Talkshows wissen

Ob "Anne Will", "Hart aber Fair", “Maybrit Illner“ oder “Maischberger“: Polit-Talkshows prägen unsere politischen Debatten. Fünf Dinge, die man über dieseTalkshows wissen muss.

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Wer war bei Donald Trump erfolgreicher: Angela Merkel oder Emmanuel Macron? Diese Frage stellte am Sonntag Anne Will ihren Gästen.

Berlin.  Ein großer Staatsempfang für Emmanuel Macron, ein nüchternes Arbeitstreffen mit Angela Merkel: Formal waren die Vorzeichen für den Besuch bei Donald Trump für die Kanzlerin schlechter als für den französischen Präsidenten. Doch machte das wirklich einen Unterschied?

Anne Will versuchte sich am Sonntagabend an einer Deutung der beiden Treffen. „Wer hat mehr erreicht?“, fragte sie ihre Gäste.

Diskussion von Oberflächlichkeiten

Diese Leitfrage war reichlich simpel, schließlich haben weder Merkel noch Macron sichtbare Ergebnisse erzielt. Auch nach den beiden Besuchen steht Trump zu seinen heiklen Ankündigungen: Am 1. Mai will er darüber entscheiden, ob die Sanktionen im Aluminium- und Stahlbereich auch für die EU gelten sollen. Am 12. Mai will er dann seine Haltung zum Iran-Abkommen mitteilen.

Die Gastgeberin aber hielt sich unnötig lange an Oberflächlichkeiten auf. Dass Trump und Macron auf beste Freunde taten, während Merkel nüchtern auftrat – sagt das wirklich etwas zugunsten des französischen Präsidenten aus?

Macron hat sich rangeschmissen

Nein, befand die Runde einhellig. „Wir wissen nicht, wer was erreicht hat“, sagte die „Spiegel“-Journalistin Christiane Hoffmann. Macron habe versucht, Trump um den Finger zu wickeln – und sei gescheitert. „Das war eine Art von ranschmeißen, das war absolut zweifelhaft.“ Merkel habe dagegen auf die Symbolik geachtet, etwa als sie Trump eine Karte mit dessen Herkunftsort in Deutschland schenkte, und sei damit gut gefahren.

Ähnlich sah das John Kornblum. „Zuerst kam der Mit-Narzisst, sie haben sich gegenseitig bewundert“, sagte der frühere US-Botschafter in Deutschland mit Blick auf Macron. Dann kam Merkel, „der meist-respektierte Politiker der Welt“. Die Kanzlerin habe es dann genau richtig gemacht, indem sie ihre Position klarmachte, befand Kornblum.

Das transatlantische Bündnis steht auf dem Spiel

Peter Altmaier erinnerte daran, dass man nur über Gespräche auf Trump einwirken könne. Genau das hätten sowohl Merkel als auch Macron getan. Zugleich wurde der Wirtschaftsminister überraschend deutlich, als er davor warnte, dass durch die Importzölle das transatlantische Verhältnis auf dem Spiel stehe.

Von Jürgen Trittin kamen zutreffende Warnungen und Mahnungen. So sei der Ansatz gescheitert, Trump einhegen zu wollen, sagte der Grüne. Auch könne man die Situation nicht einfach aussitzen: „Wenn das Iran-Abkommen zerbricht, werden in der Nachbarschaft andere anfangen, Uran anzureichern. Dann werden Saudi-Arabien und Ägypten nach der Bombe greifen.“

Russland und China als Partner?

Die Ausführungen machten deutlich, dass Trumps anstehende Iran-Entscheidung eventuell sogar folgenreicher sein könnte als seine Wirtschaftspolitik. Hoffmann jedenfalls warnte davor, von Präsident Rohani weitere Zugeständnisse zu erwarten: „Die Hardliner sehen sich in ihrer Ablehnung bestätigt, Rohani kann sich nicht bewegen“, sagte die Journalistin.

Als Lösung warb Hoffmann dafür, sich neue Partner zu suchen. Das könnten im Falle der Iran-Frage etwa Russland und China sein. Ähnliches empfahl Trittin in der Handelspolitik für China.

Die Antwort des Abends...

...kam von Hoffmann und folgte auf eine Frage von Kornblum. Dieser führte aus, wie sehr die USA schon von der Digitalisierung gepackt seien, während man hierzulande davon noch nicht viel spüre. „Und wo steht man hier?!“, fragte Kornblum rhetorisch. „Im Funkloch“, antwortete Hoffmann.

Das Fazit

Diese Ausgabe von Anne Will entwickelte sich dank schlagfertiger Gäste doch noch zu einem sehenswerten Talk. An der Leitfrage der Sendung lag das nicht: Viel zu lange versuchte die Gastgeberin, sich an der unsinnigen vergleichenden Analyse der beiden Besuche abzuarbeiten.

Zu den interessanten Punkten gehörte zwischendurch auch ein Gedanke von Jürgen Trittin. Was, wenn Trump mit seiner Kritik am Leistungsbilanzüberschuss der EU Recht hat? Tatsächlich wird Deutschland dies auch innerhalb der EU vorgeworfen. Eine Lösung wäre, mehr zu investieren – schwarze Null hin oder her. Doch das, machte Peter Altmaier klar, wird wohl eher nicht passieren.