„Polizeiruf“ – So gut ist die Folge „Starke Schultern“
Krimireihe
Beim ARD-„Polizeiruf“ kommt Magdeburg schlecht weg
| Lesedauer: 2 Minuten
Zigarette stets zur Hand: „Polizeiruf“-Kommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) ist die stärkste Figur in „Starke Schultern“.
Foto: Conny Klein / MDR/filmpool fiction
Die „Polizeiruf 110“-Folge „Starke Schultern“ spielt in Magdeburg. Doch davon merkt man kaum etwas. Immerhin: Ein Charakter punktet.
Berlin.
In der neuen Magdeburger „Polizeiruf“-Folge „Starke Schultern“ ermitteln die Kommissare Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und Dirk Köhler (Matthias Matschke) nach einem Brandanschlag auf einen reichen Bauunternehmer. Die Regie führte die krimierfahrene Maris Pfeiffer („Tatort“, „Ein starkes Team“).
• Das größte Klischee
Achtung, Klischee-Alarm: Ein Psychologe soll die Kommunikation im Team verbessern. Den Knarz zwischen den ungleichen Ermittlern Brasch und Köhler dürfte auch der letzte Zuschauer verstehen, wenn sich ihr Chef, Kriminalrat Uwe Lemp, verzweifelt an den ins Haus geholten Psychologen wendet. „Brasch und Köhler reden nicht miteinander, jeder macht sein Ding“, nörgelt Lemp.
Plattitüden, Phrasen, platte Sprüche: „Wir müssen lernen zu kommunizieren!“, fordert Kriminalrat Lemp. Das klingt dann doch schwer nach plumper Ratgeber-Literatur fürs mittlere Management.
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• Magdeburg – war da was?
Der Negativpreis dieses „Polizeirufs“ geht an die Stadt Magdeburg. Die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt verkommt in diesem Krimi zur austauschbaren Statistin. Während einige „Tatorte“ (Münster!) gekonnt das Profil der Stadt herausschälen, bleibt Magdeburg merkwürdig farblos.
Eine Szene auf dem Magdeburger Dom ist da schon das höchste der Gefühle. Das Luxushaus des Bauunternehmers, die verrauchte Kneipe, in der Kommissarin Brasch sich den „Wodka ins Gesicht“ schüttet, wie sie sagt – das könnte genau so gut in Düsseldorf, Essen, Hamburg spielen. Magdeburg – war da was?
• Der gesellschaftspolitische Anspruch
Den gab es nicht. Kurz überkommt den Zuschauer das Gefühl, dass es vielleicht um Schwarzarbeit auf dem Bau gehen könnte, als sich die Ermittler bei den Mitarbeitern des Bauunternehmens umhören. Doch das spielt später keine Rolle mehr.
Stattdessen drehen sich die Figuren nur um sich selbst. Der „Polizeiruf“ nimmt sich kein gesellschaftliches Problem vor, sondern die Probleme der Charaktere. Das gelingt ihm dafür aber ganz ausgezeichnet.
• Die stärkste Figur
Ohne Frage: Kommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen). Sie marschiert durch diesen Krimi wie eine skrupellose Söldnerin und nimmt sich, was sie will. Ketterauchend kippt sie sich ein paar Wodka an der Bar hinter die Binde, knutscht erst mit einem wildfremden Mann, später auch noch mit dem Polizeipsychologen.
Gerade im Kontrast zum blassen Kommissar Dirk Köhler (Matthias Matschke), der weich und weinerlich durch die Handlung stolpert, gewinnt Michelsens Frauenfigur an Profil. Starke Leistung.