Berlin. Es war der vorletzte Fall für den Saarbrücker „Tatort“-Kommissar Jens Stellbrink – und damit . Nach acht Fällen macht er Schluss mit der Krimireihe. In „Mord Ex Machina“ – seinem siebten Einsatz – bekam es der Ermittler allerdings noch mit einem Fall zu tun, der ihn tief in die digitale Welt eintauchen ließ.
Der Fall
Zunächst sah beim Tod von Sebastian Feuerbach (Nikolai Kinski), dem Justiziar der Firma „Conpact“ alles nach einem Suizid aus. Doch schnell kamen Zweifel an der These auf, denn bei dem Auto, mit dem der Justiziar tödlich verunglückte, handelte es sich um einen selbstfahrenden Wagen – ausgerechnet von „Conpact“, dem Unternehmen, das sich auf das Sammeln digitaler Daten spezialisiert hat und in der Unfallnacht gehackt wurde.
Schnell rücken Firmchenchef Victor Rousseau (Steve Windolf) und die von ihm zum Test des Systems angeheuerte Hackerin Natascha Tretschok (Julia Koschitz) und deren Freund Marco Fichte (Anton Spieker) in den Fokus der Ermittlungen. Musste Sebastian Feuerbach aus wirtschaftlichen Gründen sterben oder doch aus Eifersucht?
Als bereits alles klar schien, bekam der Fall dank moderner Datentechnik doch noch eine andere Wendung. Und letztendlich war es eben nicht das verworrene Liebesleben, das den Justiziar das Leben kostete, sondern das Streben nach Macht und Geld des Firmen-Chefs.
Die guten und die schlechten Seiten
Das Klamaukige, das dem Saarbrücker „Tatort“ seit Beginn anhaftete und das auch mit Kommissar Stellbrink nicht weniger geworden war, wurde in dieser Episode auf ein Minimum reduziert. Zwar erschien Stellbrink zuweilen ein wenig sonderbar, aber von seinen Anfängen in gelben Gummistiefeln auf roter Vespa ist er mittlerweile meilenweit entfernt.
Mit Regisseur Christian Theede ist der Saarbrücker „Tatort“ bodenständiger geworden und mehr in der Gegenwart angekommen – das liegt auch am Thema des Krimis, das mit den Möglichkeiten und Gefahren der digitalen Welt sehr aktuell ist.
Einen kleinen Seitenhieb auf die „guten alten Zeiten“ konnten sich die Macher aber offenbar nicht verkneifen: Zu guter Letzt holt Kommissar Stellbrink sein Uralt-Handy und einen Stadtplan aus dem Schrank und wirft sein Smartphone vom Balkon – sicher ist eben sicher …
Zahlen und Fakten zum Thema Datenklau
Die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung bringen allerhand Vorteile mit sich: Effizienzsteigerung, mehr Transparenz und vor allem auch mehr Komfort im Alltag. Allerdings wächst auch das Bedrohungspotenzial deutlich an, da es viel mehr mögliche Angriffspunkte gibt. Vor allem Unternehmen geraten immer wieder in den Fokus von Hackern.
Der jährliche Schaden für die deutsche Wirtschaft durch Cyberattacken ist enorm: Er wird auf 55 Milliarden Euro geschätzt, wie eine Studie ergab, für die vom Digitalverband Bitkom 1.069 Geschäftsführer befragt wurden.
Betriebe in der Größenordnung zwischen 100 und 500 Mitarbeitern sind am stärksten betroffen. Dies liegt laut Bitkom-Präsident Achim Berg zum einen daran, dass mittelständische Betriebe „besonders innovativ“ und als Lieferanten interessant sind. Zum anderen sind kleinere Unternehmen häufig nicht so gut geschützt, da sie den Aufwand und die Kosten scheuen.
Private Daten als kostbares Diebesgut
Aber nicht nur Firmen sind betroffen. Auch Privatpersonen werden immer wieder zu Opfern von Hackern. Das zeigt auch der „Tatort“-Fall. Denn während seiner Ermittlungen wird auch Stellbrink Opfer eines Hackerangriffs, bei dem sehr persönliche Geschichten ans Tageslicht befördert werden. Dabei muss es, wie der Krimi zeigt, nicht immer um Kreditkarten-, Bankdaten oder Passwörter gehen, sondern auch um private Details und Fotos, die einen verletzbar machen.
Aber wer sind die Täter? 62 Prozent kommen aus dem eigenen, dem gehackten Unternehmen, wie die Studie weiter zeigt. Meist handelt es sich um frühere Mitarbeiter. 41 Prozent der Angriffe gehen auf Kunden, Lieferanten und Konkurrenten zurück. 21 Prozent der Taten fallen auf Hacker zurück und nur drei Prozent auf Geheimdienste.
Viele Cyberattacken werden den Behörden aber gar nicht gemeldet. Vor allem Unternehmen fürchten einen Imageschaden. So kam beispielsweise erst im November ein Hackerangriff auf die Firma Uber ans Tageslicht, der sich bereits im Oktober 2016 ereignet hatte. Damals wurden Daten von rund 57 Millionen Nutzern und Fahrern gestohlen.
Der Ermittler und sein baldiger Abschied
2019 steht der letzte Fall für Kommissar Stellbrink an. Devid Striesow will sich nach seinem „Tatort“-Abschied auf neue Herausforderungen und andere Projekte konzentrieren. Wie es für den Krimi aus Saarbrücken weitergeht, ist noch nicht klar. Der SR teilte mit, man wolle sich Zeit lassen und bis 2020 in aller Ruhe „an einem neuen inhaltlichen und personellen Konzept“ arbeiten.
In wie weit die immer wiederkehrende öffentliche Kritik am „Tatort“ aus dem Saarland mit Striesows Aus zu tun hat, bleibt offen. Auf der Beliebtheitsskala der „Tatort“-Ermittler lagen Stellbrink und seine Kollegin Lisa Marx in den vergangenen Jahren zumindest immer sehr weit hinten. Immerhin: Til Schweiger als Kommissar Nick Tschiller ist angesichts der Quoten noch unbeliebter.