Bosbach-Eklat

„Ich frage mich, warum ich nicht früher gegangen bin“

| Lesedauer: 3 Minuten
Steffi Dobmeier
Wolfgang Bosbach verlässt Maischberger-Sendung vorzeitig

Wolfgang Bosbach verlässt Maischberger-Sendung vorzeitig

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CDU-Mann Wolfgang Bosbach hat den „Maischberger“-Talk vorzeitig verlassen. Mit Jutta Ditfurth habe er es schlicht nicht ausgehalten.

Berlin.  Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach hat am Mittwochabend für einen Eklat während des „Maischberger“-Talks gesorgt: Weil er das Verhalten von Linkenaktivistin Jutta Ditfurth „unerträglich“ fand, verließ er nach mehrmaliger Ankündigung das Studio – 15 Minuten vor Ende der Sendung. Auch am Tag danach ist er sicher: Das war richtig.

Herr Bosbach, am Tag danach: Stehen Sie noch hinter Ihrem Abgang?

Wolfgang Bosbach: Nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe, frage ich mich, warum ich nicht schon früher gegangen bin.

War es so schlimm?

Bosbach: Es gibt Grenzen, und die wurden gestern überschritten. Eine Talkshow macht eigentlich nur Sinn, wenn alle Gesprächspartner bereit sind, anderen zuzuhören, auf andere Argumente einzugehen und Fragen zu beantworten. Frau Ditfurth hatte dazu gestern keine Bereitschaft.

Was hat Sie mehr geärgert: Das Auftreten von Jutta Ditfurth oder Sandra Maischberger, die Sie nicht ausreden ließ?

Bosbach: Sandra Maischberger mache ich überhaupt keinen Vorwurf. Es war die Kombination von Verhalten und Inhalt bei Frau Ditfurth. Ihre ganze Argumentation lief quasi darauf hinaus, dass es jetzt eigentlich ein Benefizkonzert für den schwarzen Block geben muss und nicht für die Polizei, denn sie sei ja an allem selbst Schuld gewesen, was da an Gewalt beim G20-Gipfel in Hamburg passiert sei.

Haben Sie mitbekommen, dass Sandra Maischberger nach Ihrem Abgang auch Frau Ditfurth bat, die Sendung zu verlassen?

Bosbach: Ja, das habe ich noch mitbekommen. Da war ich noch im Gebäude. Meine Frau hat mir dann später erzählt, dass Jutta Ditfurth überhaupt nicht gegangen ist.

Nein, sie wollte sitzenbleiben.

Bosbach: Und sehen Sie, das entspricht genau ihrer geistigen Haltung. Sie denkt „Ich mache was ich will – ohne Rücksicht auf andere“ – in diesem Fall ohne Rücksicht auf Frau Maischberger.

Hätte es denn etwas gebracht, wenn sie gegangen wäre?

Bosbach: Jedenfalls hätten die restlichen Gäste die verbleibenden Minuten ruhiger und sachlicher miteinander sprechen können.

Hätte Sandra Maischberger irgendwas sagen können, das Sie zum Bleiben gebracht hätte?

Bosbach: Ich habe ja schon früher in der Sendung gesagt, dass ich das mit Frau Ditfurth so nicht weiter mitmache, wenn es nicht besser wird. Und es wurde ja eher schlimmer. Die Schuld liegt dann aber nicht bei Frau Maischberger, sondern bei Frau Ditfurth.

.. die Sie jetzt mimosenhaft nennt.

Bosbach: Es ist mir sowas von egal, was die über mich sagt. Die Meinung von Frau Ditfurth über mich ist maximal irrelevant für mich.

Nun gehören Sie zu den ganz alten Hasen im politischen Talkshow-Geschäft. Hätten Sie sich nicht beherrschen können?

Bosbach: Ich war nicht unbeherrscht, ich habe nur meine Meinung vertreten. Und es ist ja auch nicht so, dass ich nicht schon zuvor seltsame Talkgäste ertragen hätte. Da wäre eine vollverschleierte Muslima gewesen, die für den Dschihad wirbt. Oder ein dauerquasselnder Imam. Aber wenn Frau Ditfurth 500 Polizeibeamten die Schuld an den Gewaltexzessen beim G20-Gipfel in Hamburg zuschiebt, dann fehlt mir dafür jedes Verständnis.

Sie sitzen oft in Talkshows, sicher nicht das letzte Mal. Wenn das nächste Mal Frau Ditfurth auch kommt, bleiben Sie dann zu Hause?

Bosbach: Auf jeden Fall, das tu’ ich mir nicht mehr an. Ich habe schon einen Herzschrittmacher und will nicht noch einen zweiten.