Zoo-Direktor Andreas Knieriem soll den defizitären Tierpark retten. Seit April 2014 ist er Chef in Berlin. Der RBB hat den 49-Jährigen bei der Arbeit begleitet.
Er war schon vor seinem Umzug nach Berlin das genaue Gegenteil seines Vorgängers – unglaublich populär. Andreas Knieriem hat am 1. April 2014 den damaligen Direktor von Zoo und Tierpark, Bernhard Blaszkiewitz abgelöst. Der war über Jahre in den Schlagzeilen gewesen, mal als „Kätzchen-Killer“, mal als Frauen-Beleidiger. Andreas Knieriem dagegen gilt als höflich und als Hoffnungsträger. Er soll den finanziell und baulich maroden Tierpark retten und ist verantwortlich für mehr als 27.500 Tiere und 450 Mitarbeiter. Nun hat der RBB einen Film über den 49-Jährigen gedreht, der am Dienstagabend um 21 Uhr ausgestrahlt wird.
Eva Demmler und Axel Friedrich haben den neuen Zoodirektor in der nicht nur für ihn aufregenden wie schwierigen Zeit begleitet. „Wir werfen einen Blick zurück auf die besondere Historie der beiden Tiergärten und stellen die Frage, was einen modernen Zoo heute ausmacht“, so Demmler.
Harte Bestandsaufnahme
Die Bestandsaufnahme gleich zu Beginn ist hart: „Ich wusste, dass ich in Berlin viele Baustellen vorfinden würde. Aber dass alles, was ich anfasse, eine Baustelle ist, hatte ich nicht erwartet“, sagt der Mann. Knieriem hat bereits die Tierparks Hannover und München-Hellabrunn modernisiert. In Hannover sind die Besucherzahlen gestiegen von 600.000 auf 1,3 Millionen, obwohl der Eintritt inzwischen 25 Euro kostet, der Spitzenplatz in Deutschland. 120.000 Jahreskarten sind verkauft. Jetzt ist Berlin an der Reihe. Knieriem will eine Zahl von 100.000 Jahreskarten erreichen. Im Moment sind es bis zu 25.000 – für zwei Häuser.
Das Fernsehteam darf den Chef bei der großen Tierpark-Morgenrunde mit Kuratoren und Veterinären begleiten – ein Tabu unter Vorgänger Blaszkiewitz. Die Strecke hat es in sich: Eine Runde durch den 160 Hektar großen Tierpark – „und schon ist ein Halbmarathon gelaufen“, sagt Knieriem.
Risse in den Wänden – Knieriem braucht Sanierungsplan
Der Marsch beginnt positiv mit einer Affengeburt. Dann klopf Knieriem Kacheln ab und entdeckt Risse in den Wänden. „Wir müssen auch einen Plan machen für die baulichen Veränderungen“, sagt er. Immer hat er noch Humor und witzelt: „Die Anlage sieht aus wie aus der Gründungszeit. Nicht dass der Denkmalschutz noch sagt, wir sollten das als Ausgrabungsstück behalten.“
Im Film folgen wir Knieriem und seiner Crew – teilweise mit durchaus schönen Luftbildern unterlegt – durch Gehege und Ställe, die nicht mehr den Anforderungen des Tierschutzes entsprechen. Auch das sind Altlasten seines Vorgängers wie die Sandberge an Bauschutt, deren Entsorgung den Tierpark in die Insolvenz getrieben hätte, nun aber verschoben wurde, weil er plötzlich nicht mehr als gefährlich gilt.
Knieriem schwört seine Mitarbeiter auf einen neuen Kurs ein. Sein Enthusiasmus – „gar nicht so schwer, oder?“ – wirkt gelegentlich herablassend.
Er trifft die Erlebnis-Architekten von der Firma Dan Pearlman. Mit deren Chef Kieran Stanley hat er schon in Hannover und München zusammengearbeitet. Nun sitzt man gemeinsam an neuen Visionen für den Tierpark.
Tierpark in Zoo-Hitliste nur auf Platz 24
Die Filmemacher lassen Externe zu Wort kommen. Neben dem Zoo-Chef aus Hannover Andreas Michael Casdorff sind das die Blaszkiewitz-Kritikerin und Abgeordnete Claudia Hämmerling von den Grünen und der Zoo-Kritiker und ehemalige Unternehmer Anthony D. Sheridan. Er erstellt international geschätzte Zoo-Hitparaden. Sein Urteil ist gefürchtet. Unter den 30 Zoos mit mehr als einer Million Besucher in Europa – davon 17 deutschsprachige – stuft Sheridan den Zoo Berlin derzeit auf Platz 7 der Rangliste ein. Der Tierpark kommt erst auf Platz 24. München, Leipzig und Wien seien eindeutig voraus.
Abrechnung mit Vorgänger Blaszkiewitz
Knieriems Arbeit ist ein Knochenjob. Es ist sein Traumjob. Dazu gehört die Wiederaufnahme der Kooperation mit dem Leipnitz Institut für Zoo- und Wildtierforschung. Das Haus ist eine internationale Topadresse für die Erforschung von Wildtierkrankheiten und auf dem Gebiet der Reproduktionsbiologie. Direktor Heribert Hofer und Knieriem sind befreundet. Hofer freut sich über die Kooperation. Denn unter Blaszkiewitz, habe man sich andere Partner suchen müssen. „Wir arbeiten mit Dutzenden von Zoos in Deutschland und Europa zusammen, aber auch in den Vereinigten Staaten. Wir haben in den vergangenen Jahren Forschungsprojekte zum Zwecke des aktiven Naturschutzes mit australischen Zoos betrieben, die man auch hätte auch in Berlin betreiben können.“ Und so ist der Film auch eine Art Abrechnung mit dem System Blaszkiewitz.
Zu sehen am Dienstag den 13. Januar um 21 Uhr im RBB