Film

Familiendrama auf Mallorca: „Die Insel der Zitronenblüten“

| Lesedauer: 2 Minuten
Eberhard von Elterlein
Zöpfeflechten, alte Streitereien begraben: Die Schwestern Marina (Elia Galera, l.) und Anna (Eva Martín).

Zöpfeflechten, alte Streitereien begraben: Die Schwestern Marina (Elia Galera, l.) und Anna (Eva Martín).

Foto: Splendid

Zwei Schwestern, ein Erbfall und eine Bäckerei: Warum die Romanverfilmung „Die Insel der Zitronenblüten“ unser Herz nur halb berührt.

Dieser Film will mit Full Speed in unsere Herzen fahren. Und trägt dazu gleich mehrere Etiketten: Frauenfilm! Familiendrama! Dazu weckt der sonnige Schauplatz Mallorca Urlaubsgefühle! Und wenn sich gleich drei weibliche Generationen im sonnenüberfluteten Mehlstaub in der heimischen Bäckerei am berühmten Zitronenkuchen der verstorbenen Besitzerin Lola versuchen, dann ist das ein perfekter Bewerbungsfilm fürs „Kulinarische Kino“ der Berlinale.

„Die Insel der Zitronenblüten“: Zwischen Krebs und Kindeswunsch

Allein: Es ist zu wenig Zeit für so viel Stoff. Regisseur Benito Zambrano hat Cristina Campos’ vielschichtigen Bestseller „Die Insel der Zitronenblüten“ auf zwei Stunden verdichtet. Und alles irgendwie angerissen: Das emotionale Wiedersehen der Schwestern Marina (Elia Galera) und Anna (Eva Martín) nach 14 Jahren inklusive Krebserkrankung, kaputter Ehe und Kindeswunsch (Frauenfilm!). Marinas Spurensuche nach der mysteriösen Erblasserin Lola, von deren Bäckerei sie merkwürdigerweise 20 Prozent erbt (Familiendrama!).

Die Insel als Hort fehlender Anonymität, wo eine verschworene Dorfgemeinschaft alle Geheimnisse kennt, was uns vor allem ein paar illustre Postkartenansichten von Valldemossa und Sóller beschert. Und der Zauber der einfachen Bäckerskunst, in der schon die Herstellung eines simplen Zitronenkuchens die Herzen öffnen kann.

„Die Insel der Zitronenblüten“: Männer als Abziehbilder

Alles da also! Großes Kino mit großem Erzählbogen: Zu Beginn die Geburt eines Kindes, bei der die Mutter stirbt. Am Schluss der Tod eines Menschen vor idyllischer Kulisse. Dazwischen alle Dramen dieser Welt zwischen Entwicklungshilfe und Ehekrise.

Wie gut, dass großartige Schauspielerinnen über die unentschlossene Regie hinweghelfen, die keine Schwerpunkte zu setzen vermag. Elia Galera und Eva Martín spielen wirklich berührend. Mariona Pagès gibt Annas rebellischer Teenagertochter Anita Kontur wie auch Claudia Fazi der widerborstigen Bäckerin Catalina und Marilu Marini der zupackenden Hotelbesitzerin Ursula.

Leider bleiben für die Männer da nur Abziehbilder als Engel oder Ekel. So fährt der Film, der letztlich nicht mehr als großes Schauspieler-Kino in idyllischer Umgebung ist, nur mit halber Geschwindigkeit in unsere Herzen.

Drama E/Lux 2020, 122 min., von Benito Zambrano,mit Elia Galera, Eva Martín, Mariona Pagés