Sie träumen von großer Kunst bei kleinem Geldbeutel, von einer Karriere in Hollywood und dem Durchbruch auf dem gerade boomenden Markt der Videokassetten. Doch tief in Amerikas Provinz erlebt eine sechsköpfige Filmcrew 1979 selbst einen Horrorfilm.
Wer „X“ von Ti West sieht, denkt an Filme wie Tobe Hoopers „Kettensägenmassaker“ von 1974, das das Genre der „Schlitzer-Filme“ geprägt hat. Die grobkörnige Bildästhetik, die dicken Lidschatten und die blassen Farben lassen dabei das notwendige 70er-Jahre-Feeling aufkommen, wenn die Crew um Produzent Wayne (Martin Henderson) und Stripperin Maxine (Mia Goth) die Scheune eines uralten Farmerpaares erreicht, um dort einen Porno zu drehen.
„X“: Brave Sexszenen
Das klingt schmutziger, als es ist, denn die Sexszenen sind sehr brav geraten. Wie sich auch der ganze Grusel, der natürlich von dem merkwürdigen alten Paar ausgeht, das nichts von den libidinösen Vorgängen nebenan ahnt, nur sehr langsam ranschleicht.
Ein Schatten im Fenster, eine Spannerin am Fluss, eine subjektive Kamera und weitere Referenzen an Hitchcock sorgen zwar für viele selbstreferenzielle Aha-Momente. So richtig Spannung will allerdings nicht aufkommen, da die typischen Genre-Elemente – alle werden gemeuchelt bis auf das „surviving girl“ – erst sehr spät und dann recht uninspiriert daherkommen.
Ti West ist damit so wie RJ (Owen Campbell), sein Regisseur in „X“: Er will große Kunst – vergisst aber das Wesen seines Films.