„Love, Sex & Pandemic“ ist ein unglaublich trauriger Film. Das ist deshalb bemerkenswert, weil die vier Protagonisten in der ersten Hälfte des polnischen Dramas unglaublich viel, unglaublich fröhlichen Sex haben.
Der Stripper Babek (Michal Czernecki) mit älteren Frauen, die ihn dafür bezahlen; die tätowierte Fotografin Nora (Malgorzata Rozenek) mit einem jungen Model; die Feministin Olga (Zofia Zborowska) mit einem verführerischen Araber, der sie aus ihrer tristen Ehe entfliehen lässt. Und die Journalistin Kaja (Anna Mucha), die den Verführungsguru Jonny bloßstellen will.
Epidemie der Einsamkeit
Bis, ja bis die Pandemie das promiskuitive Treiben beendet, Warschaus Straßen plötzlich leer sind und der Pfarrer in der Kirche den vier seelenlosen Egoisten ins Gewissen redet. Nicht etwa, dass der Film von Patryk Vega im erzkatholischen Polen die zügellose Wollust als Sünde geißelt.
Nein, ihm geht es in seinem locker episodisch erzählten Sex-Liebes-Reigen um die Epidemie der Einsamkeit, die sich grausam über die Betten ausbreitet wie das Virus über das Land.
GangBang-Partys als traurige Orgien
Gnadenlos lässt Vega dabei drei seiner Helden auflaufen, sie nach höchstem Glück in tiefstes Verderben stürzen, es wird einen Toten geben, Lügen und bittere Wahrheiten. Der Film wirkt so traurig, weil sich Erlösung und Befriedigung als trügerisch erweisen und die größten GangBang-Partys als Orgien der Einsamen. Ein intimer, entwaffnender Blick in gepeinigte Pandemie-Seelen.