4. Tag der Berlinale
Heute stand ein französischer Film mit Martina Gedeck und Isabelle Huppert auf dem Berlinale-Programm. In dem Drama „Die Nonne“ nach dem Roman von Denis Diderot geht es um eine Frau, die gegen ihren Willen in ein Kloster kommt. Regie führt Guillaume Nicloux.
Der Kanadier Denis Côté stellte „Vic + Flo haben einen Bären gesehen“ vor.
Auch der Chilene Sebastián Lelio ist mit „Gloria“ im Wettbewerb um den Goldenen und die Silbernen Bären dabei.
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+++ 0 Uhr: Der indonesische Film "Something in the Way" im Cubix ist gerade vorbei. Ein Zuschauer meint, die Sprache Klinge nicht so "harmonisch" wie das Japanische. Dabei ist doch völlig egal, welche Sprache gesprochen wird, wenn die Übersetzung im Untertitel lautet: "Wenn du mich wirklich retten willst, kommst du 13 Jahre zu spät."
Das sagt im Film eine Hure zu einem pornosüchtigen Taxifahrer, der sich in sie verliebt hat. (Indonesisch: "...kamu tigabelas tahun terlambat.") Leider weist schon der Satz auf kein Happy End hin. Aber nach einem Tag mit lesbischen Nonnen ("The Nun"), einsamen Milchbauern ("It's all so quiet") und koreanischen Rächern ("Fatal") wäre alles andere auch eine Zumutung.
Fragt sich nur, ob man sich nach solch einem Tag je wieder auf Hollywood-Unterhaltung einlassen kann.
+++ 22.10 Uhr So etwas wie Filmriss bei „Fatal“. Der Film "Fatal" im Cinestar 3 musste mehr als 30 Minuten verspätet starten. Bei digitalen Vorführungen kann es also auch "Filmriss" geben, er sieht nur anders aus: eher wie eine DVD, die einen Kratzer hat.
Das Bild bleibt einfach stehen, geht nur in Zeitlupe weiter oder im Schnelldurchlauf. "Wir müssen die Festplatte neu booten" ist das neue "Filmrollen zusammenkleben".
Und das ausgerechnet am 30. Geburtstag des Regisseurs Lee Don-Ku. Wenn er nur halbwegs so rachsüchtig ist, wie seine Hauptfigur im Film, müssten einige in dieser Nacht nicht schlafen können.
+++ 22.05 Uhr am Potsdamer Platz. Einige haben Blumen und eine Nachricht für die Tochter von Klaus Kinski an seinem Stern niedergelegt. Wer kein Deutsch versteht, könnte es auch als Huldigung lesen...
+++ 20.15 Uhr Zuschauerchor singt Happy Birthday. Bevor der koreanische Film "Fatal" im Kino Cinestar 3 startet, macht der Moderator darauf aufmerksam, dass der Regisseur Lee Don-Ku Geburtstag hat. Da singt das ganze Kino spontan "Happy Birthday", strauchelt nur kurz, bei der dritten Zeile, wenn der Name mitgesungen werden muss. Aber der steht zum Glück auch auf der Eintrittskarte.
Und bevor der Film dann (verspätet) beginnt, bedankt sich Lee Don-Ku. Er ist dreißig geworden und es sei der schönste Geburtstag...
+++ 20 Uhr In der Küche des Kulinarischen Kinos. Hier gibt es ein beheiztes Fließband für die Speisen. Noch steht es still. Zwei-Sterne-Koch Nils Henkel ist entspannt. Er ist extra mit seinem vierköpfigen Team aus Bergisch Gladbach angereist. Kellner legen mit weißen Handschuhen das Besteck auf die Tische. Eine junge Dame singt sich ein. Dazu begleitet sie ein Akkordeonspieler. Im Spiegelzelt fühlt man sich wie in einem herrlich dekadenten Zirkus. Nur die Tänzerinnen und die Elefanten sind noch nicht gekommen.
Passend zum Film "L'Amour des Moules" wird es Muscheln als Gruß aus der Küche geben. Die Regisseurin Willemiek Kluijfhout trägt ein dunkles Kleid mit Blumen. Der Film beginnt in wenigen Minuten im Keller des Martin-Gropius-Bau. Das Licht geht aus.
+++ 19 Das doppelte Berlinale-Lottchen. Pauline Etienne, die die Hauptrolle in „Die Nonne“ spielt, weist heute große Ähnlichkeit mit Anne Hathaway auf. Sie hat sich fast dieselbe Frisur schneiden lassen, wie die US-Schauspielerin.
+++ 18.50 Der große Auftritt der Gedeck. Einen Moment lang fallen die Kinnladen der Reihe nach: Martina Gedeck schreitet vorbei, gibt schnell ein Interview und trägt dabei ein Kleid, das offensichtlich sehr wenig mit einer „Nonne“ zu tun hat.
+++ 18.35 Schauspielerin Louise Bourgoin posiert kokett. Obwohl Bourgoin in Deutschland noch nicht allzu bekannt ist, stürzen sich die Fotografen auf sie. Die junge Schauspielerin wollte ursprünglich Kunstlehrerin werden, fiel aber durch die Abschlussprüfung - zum Glück für Regisseur Guillaume Nicloux.
+++ 18.26 Uhr Es füllt sich - Bis die Premiere von „La Religeuse“ beginnt ist, laufen so einige Füße über den roten Teppich. Massen an Menschen strömen in den Saal.
Filmpremiere von „Die Nonne“
+++ 15.13 Uhr "Go for it, girl" - Offene Fragerunde an die Regisseure. Manchmal werden die Jungen Filmemacher beim Talent Campus von noch jüngeren vorgeführt. "Entschuldigung" sagt ein Mädchen in das Mikrofon, "Ich bin 14 Jahre alt, welche Tipps haben sie für mich und meine Zukunft?"
Zu dem Zeitpunkt war es schon spät und die Fragen wurden flacher. ("Wie kamen sie auf die Idee für ihre Heineken-Werbung?"). Aber dann dieses Mädchen. Und beide Regisseure auf der Bühne kommen ins Schwärmen, wie sie angefangen haben.
Fredrik Bond sagt, dass er immer nur wollte, dass "Menschen mit mehr Energie aus dem Kino rauskommen und in eine Kneipe gehen und mit einer Frau eine schöne Nacht haben". Yasemin Samdereli sagt ihr nur, dass es lang Dauern kann, sie keine Angst vor Fehlern haben soll, aber dass sie es versuchen soll: "Go for it, girl."
+++ 14.53 Uhr Bond mit Damenduft: Fredrik Bond, Regisseur des Films "The Unnecessary Death of Charlie Countryman" verrät beim „Talent Campus“ das Geheimnis, wie er es geschafft hat, die Rollenverhältnisse der Geschlechter umzukehren.
Die weibliche Hauptrolle im Film ist der Mann in der Beziehung und um das zu erreichen, haben sich alle Männer am Set Frauennamen gegeben, damit das Testosteron etwas zurückgeht. "Außerdem", sagt Bond, "haben wir Frauenparfüm aufgetan, wir wollten uns mit Weiblichkeit umgeben."
+++ 15.10 Uhr Der Berlinale Talent Campus ist wieder prominent besetzt: von der neuseeländischen Regisseurin Jane Campion („Top of the Lake“) über die deutsche Schauspielerin Nina Hoss („Gold“) bis zur schwedischen Filmikone Anita Ekberg („La Dolce Vita“).
In der Reihe für ausgewählte Nachwuchstalente aus aller Welt geht es dieses Mal um Filmemacher als Unterhaltungskünstler. Regisseur Paul Verhoeven („Basic Instinct“) wird darüber sprechen, wie wichtig es ist, auf sein Bauchgefühl zu hören. Neu ist eine Campus-Initiative im Berliner Abgeordnetenhaus (13. Februar). Dort haben Filmemacher die Chance, ihre Projekte vorzustellen.
Derweil auf dem Talent Campus
+++ 15.00 Uhr Gedeck gibt die gestrenge Mutter. Auch die deutsche Schauspielerin Martina Gedeck (51) hat einen Part in dem auf Französisch gedrehten Werk. Sie spielt die Mutter, die ihre Tochter dazu drängt, Nonne zu werden. Gedeck sagte: „Für mich war an der Figur interessant, dass sie aus dem System der Unfreiheit nicht ausbrechen kann.“
+++ 14.58 Uhr Kirchen-Kritik von Regisseur Nicloux: Der Regisseur kritisierte Teile der Kirche scharf. „In Frankreich gibt es noch immer religiöse Würdenträger, die Präservative und Abtreibung verurteilen“, sagte der Franzose.
Für ihn verkörpere das „Extremismus und Einmischen eines patriarchischen Systems“. Man versuche, Dinge zu rechtfertigen, indem man sage, es sei schon immer so gewesen. Doch auf diese Weise „verbreiten religiöse Würdenträger eine rückwärtsgewandte Ideologie“.
+++ 14.51 Die Antwort des Regisseurs: "Ich halte mich für einen flexiblen Atheisten - jeder soll glauben dürfen, was er möchte."
+++ 14.50 Die Gretchenfrage geht an Nicloux: Ein ukrainischer Journalist spricht 3 Minuten, bevor er zur Frage gedrängt wird: "Mr Nicloux, wie halten Sie's mit der Religion?"
+++ 14.37 Alle Schauspieler auf einen Streich: Auf dem Podium sitzen neben Martina Gedeck: Louise Bourgoin, Guillaume Nicloux, Pauline Etienne, Françoise Lebrun und - Isabelle Huppert.
+++ 14.30 Uhr Die Berlinale lässt es Sonntags wohl auch etwas ruhiger angehen. Die Pressekonferenz zu "La Religieuse“ (Die Nonne) mit Martina Gedeck verspätet sich etwas.
Pressekonferenz zum Film „Die Nonne“
+++ 12.59 Uhr Großes Lob für Rosendahl: „Saskia ist sehr wandlungsfähig und in der Lage, eine große Bandbreite an Emotionen ohne viel Dialog auszudrücken“, schwärmte die Jury des Nachwuchspreises. „Sie ist ein wahres Naturtalent und liefert in „Lore“ eine überragende Performance, wo sie sich auf die Reise vom Kind zur Frau begibt.“ Rosendahl zeigt sich bescheiden: „Es gab ja nicht so viel Dialog in dem Film, deshalb konnte ich mich gut auf mein Gefühl konzentrieren.“
+++ 12.50 Uhr Saskia Rosendahl - der neue deutsche Shooting-Star. Noch ist sie unbekannt, aber ihre erste Hauptrolle im Kino war gleich ein Volltreffer. Die 19-jährige Saskia Rosendahl aus Halle spielt in „Lore“ ein Mädchen, das sich im Zweiten Weltkrieg mit seinen Geschwistern alleine durchschlagen muss. Cate Shortlands preisgekröntes Drama über die Kinder von Nazi-Tätern wurde von Australien ins Rennen um den Oscar geschickt.
Für Rosendahl könnte der Film, der auf den Festivals in Toronto und Locarno vorgestellt wurde, der große Durchbruch sein. Bei der 63. Berlinale wird sie am Montag im Festival-Palast als einer der zehn europäischen Shooting Stars geehrt. Das waren vor ihr schon Daniel Craig, Moritz Bleibtreu, Nina Hoss und Anna Maria Mühe. Der Titel der European Film Promotion ist also nicht das schlechteste Karrieresprungbrett.
+++ 11.47 Uhr Künstliche Lacher - „The Necessary Death of Charlie Countryman“ von Fredrik Bond. Die starbesetzte Story mit Shia LaBeouf, Evan Rachel Wood, Mads Mikkelsen und Til Schweiger ist eine gewagte Mischung aus Thriller, Romanze und Selbstfindungstrip. Manchmal lässt Bond die Zügel jedoch zu locker. Aus dem Film wird dann eine ausgefranste Farce, die zwanghaft lustig sein will – not necessary!
+++ 11.33 Uhr „Promised Land“ von Gus Van Sant (USA): Starke politische Botschaft, absehbares Happy-End. Hollywoodstar Matt Damon soll als Mitarbeiter einer Erdgasfirma die Bewohner einer Kleinstadt überzeugen, die Förderrechte für das Erdgas unter ihrem Farmland an einen Energiekonzern zu verkaufen. Der Film brilliert vor allem durch die Leistungen der Schauspieler.
+++ 11.30 Uhr Erste Eindrücke von „Paradies: Hoffnung“: Der Abschluss von Ulrich Seidls „Paradies“-Trilogie, in dem er von einem Diätcamp für Jugendliche erzählt überzeugt mit fast dokumentarischer Strenge und genauer Beobachtung des Erwachens jugendlicher Sexualität. Leider sind die Erwachsenen-Figuren eher Karikaturen als eigenständige Charaktere.
+++ 11.25 Uhr Kleine Kritik zu „Dolgaya schastlivaya zhizn“ („Ein langes und glückliches Leben“) von Boris Khlebnikow: Junger Bauer auf der nordrussischen Kola-Halbinsel gerät mit den Behörden in Konflikt, weil er sein gepachtetes Land nicht gegen eine Abfindung an einen Provinz-Karrieristen abgeben will. Das existenzielle Drama spielt in beeindruckender Naturkulisse, doch die teils übertrieben wackelige Handkamera nervt - Dogma lässt grüßen.
+++ 11.19 Uhr „In the Name of“ von Malgoska Szumowska: Einem schwulen Priester in der polnischen Provinz fällt die selbst gewählte sexuelle Enthaltsamkeit immer schwerer. Pro: Sensible Studie über die seelische Not von Homosexuellen in der katholischen Kirche. Contra: Am Ende wird die feinfühlige Erzählung von hölzerner Dramaturgie zunichtegemacht.
+++ 11.13 Uhr „Gold“ von Thomas Arslan in der Kritik: Nina Hoss spielt in dem Film eine deutsche Auswanderin, die sich mit einer Gruppe Gleichgesinnter auf den beschwerlichen Weg zur Goldsuche im kanadischen Klondike-Fluss aufmacht. Lobenswert ist daran die lakonische, fast dokumentarische Erzählweise. Bei aller Authentizität bleiben die großen Kinoemotionen aber etwas auf der Strecke.
Top oder Flop - Die Filme im Wettbewerb bis heute
+++ 10.45 Uhr Warum Nina Hoss gestern nicht zur „Gold“-Vorstellung kam. Hauptdarstellerin Nina Hoss („Barbara“), sonst Stammgast beim Festival, musste sich am Samstag entschuldigen lassen. Nach zwei Monaten ohne Krankheiten und Unfälle in Kanada habe es sie ausgerechnet zur Festivalpremiere „voll erwischt“, ließ sie in einem Grußwort mitteilen.
+++ 9.02 Uhr Im Friedrichstadtpalast: Der Berlinale-Vorspann mit dem Feuerwerk-Goldbären ist gerade gelaufen. Soeben beginnt der Film, allerdings zunächst nur mit der Erdkugel um die sich unter grossem Getöse die Buchstaben "Universal" drehen.
In Reihe 5 fragt einer: "Wann beginnt der nächste Film noch mal?" Und: "Oh Mann, ich hab nicht gefrühstückt." - da kommt Aus Reihe 4 ein lautes "Psssst". Der angesprochene reagiert genervt und flüstert ein langgegangenes "Freeeeeeeeaaaaks" in die Reihe vor ihm.