Am 3. Tag der Berlinale lief der einzige deutsche Wettbewerbsfilm und im neuen Hotel Waldorf Astoria wurde gefeiert.
3. Tag der Berlinale
Bei der Berlinale stellte Thomas Arslan an diesem Sonnabend den einzigen deutschen Film im Rennen um die Bären vor - das Auswanderer-Drama „Gold“ mit Nina Hoss.
Der Schwede Fredrik Bond hat es mit seinem Debüt „The Necessary Death Of Charly Countryman“ in den Wettbewerb geschafft. Den Wettbewerbstag eingeläutet hat um 9 Uhr der russische Film „Dolgaya schastlivaya zhizn“ („Ein langes und glückliches Leben“) von Boris Khlebnikow.
Am Abend wird die italienische Schauspielerin Isabella Rossellini im Delphi-Kino mit einer Berlinale-Kamera geehrt. Damit würdigt das Festival Persönlichkeiten, mit denen es sich besonders verbunden fühlt.
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+++21.58 Uhr Für Nina Hoss wurde in Abwesenheit geklatscht. Die Schauspielerin konnte nicht kommen, weil sie „leider krank“ war, wie Thomas Arslan sagte. Ein Moderator verlas zuvor ein Grußwort von Hoss, in der ihr Bedauern mitschwang: Nach zwei Monaten in Kanada ohne Krankheiten und Unfälle hatte es sie ausgerechnet zur Festivalpremiere „voll erwischt“.
+++21.45 Uhr „Gold“ feiert Berlinale-Premiere. Thomas Arslan hat am Abend mit „Gold“ den einzigen deutschen Film im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele Berlin vorgestellt. Festival-Stammgast Nina Hoss („Barbara“) spielt darin eine Frau, die sich einer Gruppe deutscher Auswanderer anschließt, die im Jahr 1898 im hohen Norden Kanadas nach Gold suchen will. Nach der Premiere gab es freundlichen Beifall.
+++ 21.30 Uhr Auch Veronica Ferres wird ausgezeichnet. Die deutsche Schauspielerin Veronica Ferres („Superweib“, „Annas Heimkehr“) bekam bei der Gala den diesjährigen Cinema for Peace Award. Die 47-Jährige setzt sich als internationale Botschafterin der Organisation „Hadassah“ für Frieden zwischen Juden und Palästinensern ein. Mit Ferres wurden auch die frühere Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, und die Holocaust-Überlebende Marga Spiegel gewürdigt.
+++ 21.10 Uhr Charlize Theron für Kampf gegen Aids geehrt. Die südafrikanische Schauspielerin ist für ihren Kampf gegen Aids mit dem Ehrenpreis der Wohltätigkeitsorganisation „Cinema for Peace“ gewürdigt worden. Die Oscar-Preisträgerin und UN-Friedensbotschafterin erhielt die Auszeichnung bei einer Gala am Rande der Berlinale.
Die 37-jährige Theron ist die Gründerin einer Initiative gegen die Ausbreitung der HIV-Infektion. Allein in Südafrika sterben jedes Jahr mehr als 300.000 Menschen an Aids.
+++ 20.45 Uhr Berlinale Talent Campus. Der Campus ist endlich eröffnet. Amin (34) aus Algerien will hier noch Mitarbeiter für seinem Film suchen. Eine hat er schon gefunden: die Inderin Anusha. Sein Film handelt von dem Bollywood-Film "Aa gale lag ja", der in Indien kein Erfolg war, den aber JEDER Algerier kennt.
Es ist ein Liebesfilm mit viel Tanz aus dem Jahr 1978 oder 1973. Das wissen sie um diese Uhrzeit nicht mehr. Aber Amin will die Geschlechter-Beziehungen mit diesem Film Gegenüberstellen und sehen, welche Wirkung er heute noch hat. Die Berlinale soll ihnen dabei helfen, Unterstützer zu finden für dieses wirklich internationale Projekt.
+++ 20.30 Uhr Gleich zwei Wow-Momente auf dem roten Teppich. Charlize Theron begeistert bei "Cinema for Peace" mit einer bodenlangen Robe in Silber - und Amanda Seyfried glänzt bei "Lovelace" in einer gerafften Kreation. Hollywood kann eben genau das: den ganz großen Auftritt.
+++ 19.50 Uhr Nach dem persönlichen Traum befragt sagt der „Les Miserables“-Produzent Eric Fellner ganz nüchtern: "Dass ihr alle Geld für diesen Film bezahlt!"
Und Hugh Jackman wünscht den Chinesen ein "Happy New Year".
+++ 19.30 Uhr Warten auf „Les Miserables“. Die Schauspieler Hugh Jackman und Anne Hathaway stellten am dritten Tag der 63. Berlinale "Les Miserables" vor. Doch der Beginn der Pressekonfernez verzögert sich. Und es beginnt wieder zu schneien.
+++ 19.20 Uhr Gebärdendolmetscher übersetzt Berlinale-Pressekonferenz. Besondere Premiere auf der Berlinale: Erstmals hat ein Gebärdendolmetscher eine Pressekonferenz (PK) für Gehörlose übersetzt. Anlass des neuen Services war am Sonnabend die PK zum Film „Gold“, der auch mit Untertitel gezeigt werden soll.
„Wir wollen das Angebot an barrierefreien Filmen ausbauen“, sagte eine Sprecherin. Noch mehrere Leinwandproduktionen sollen im Laufe des Festivals untertitelt zu sehen sein. Außerdem würden Gebärdendolmetscher bei einigen Publikumsgesprächen eingesetzt. Die Pressekonferenz bleibe in diesem Jahr aber die einzige, bei der es den speziellen Service gab. Er ist nicht für die anwesenden Journalisten gedacht, sondern vor allem für taube Zuschauer, die sich die Übertragung im Fernsehen anschauen.
Auch Blinde haben die Möglichkeit mehrere Filme auf der Berlinale mitzuerleben – für sie gibt es Audiodeskription über Kopfhörer.
+++ 19 Uhr Die Partys des Abends. Der Sonnabend stellt die Prominenz erneut vor einige Herausforderungen: Gleich drei hochkarätige Veranstaltungen locken am späten Sonnabend.
Bei "Cinema for Peace" im neu eröffneten "Waldorf Astoria" wird das Thema Antisemitismus einen Schwerpunkt bilden. Veronica Ferres, Charlotte Knobloch und die Holocaust-Überlebende Marga Spiegel werden mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet. Stargast des Abends: Charlize Theron.
Der Empfang des Medienboards Berlin- Brandenburg ist ein Pflichttermin für die Filmbranche. Stammgäste des Events im Hotel "Ritz Carlton" sind etwa Til Schweiger oder David Kross.
"The Place to B" ist am Abend eindeutig das Restaurant "Borchardt". Hier lädt die "Bild"-Zeitung zu ihrer Berlinale-Party – traditionell wird bis in die Morgenstunden gefeiert.
+++ 18.10 Uhr Verschwörungstheorien zur Berlinale. Das Filmfestival hat einen Fahrzeughersteller als Sponsor. Der macht gerade eine Fernseh-Werbung, in der man sieht, wie Autos durch mieses Wetter rasen. Könnte es sein, dass die traditionelle Schlechtwetterberlinale nur als Drehort für die nächste x-Drive-Mountain-Kampagne dient? Vielleicht sollte Dieter Kosslick zu einem südeuropäischen Hersteller wechseln.
+++ Ende der Pressekonferenz
+++ 17.46 Uhr Ein afrikanischer Korrespondent lobt den Schweigerschen Filmkatalog. Große Kinderfilme habe er gemacht. Schweiger lächelt und ist wohl ehrlich geschmeichelt. Hierzulande muss er ja viel einstecken, gerade von Kritikern.
Aber jetzt sollte man es doch mal sagen. Einer, der aus eigenen Kräften, auf legalem Wege Erfolg hat, hat Anerkennung verdient. Schweiger hat mit seinen Filmen eine Lücke gefunden. Und jetzt bitte alle mal laut vor sich her sagen: Der Unternehmer Schweiger ist wirklich super!
+++ 17.42 Uhr Schweigers Kinn ist knallhart. Wahrscheinlich kann man damit Bierflaschen öffnen. Auch sein Englisch ist sehr deutsch. Aber flüssig und gut. Als Regisseur, der auch mit Amerikanern zusammen arbeitet - da sollten Fremdsprachen klar gehen. Ein typisches Schweiger-Grinsen folgt - und natürlich ist Budapest „gorgeous“, wie er noch hinterschiebt.
+++ 17.40 Uhr Til Schweiger muss für Bond übersetzen. Deswegen konnte er den zweiten Teil einer Frage nicht verstehen. Er wird wieder als körperliche Schauspieler wahrgenommen. Es fühle sich gut an auf der Berlinale. „I had a great time.“ Jetzt wieder Englisch, weil der Übersetzungsknopf von Bond wohl nicht funktioniert. „Ich loved the script.“
+++ 17.32 Uhr Rupert Grint wird ja eigentlich nur mit dem Ron Weasley aus Harry Potter verbunden. Die Frage, wie sich das anfühlt, was anderes zu spielen ist berechtigt. Elf Jahre hat er den Ron gespielt, fast sein ganzes Leben also. Grint meint, es sei erfrischend, gerade weil seine Rolle des Carl etwas komplett anderes sei.
+++ 17.30 Uhr Kaum Applaus für Til Schweiger: Bond führt das Team an. Es folgen Rupert Grint im T-Shirt und mit Jacke. Til Schweiger schaut grimmig. Die Ärmel sind hochgekrempelt. Wie sich das wohl für ihn anfühlen wird? Zum allerersten Mal auf einer Berlinale-Konferenz mit einem Wettbewerbsfilm. Shia LaBeouf ist aus unerklärlichen Gründen nicht dabei. Der Applaus für Schweiger ist verhalten.
+++ 17.26 Uhr Fredrik Bond tritt auf: Der Regisseur von „The Necessary Death of Charlie Countryman“ läuft gerade vor der Fotowand vorbei. Rufe nach Til Schweiger und darauf lautes „Buh“ erschallen. Mehr kann man aus dem Konferenzsaal nicht hören. Der kleine Bildschirm wird schwarz, der Trailer läuft.
Pressekonferenz von "The Necessary Death of Charlie Countryman"
+++ 16.45 Uhr Kondome und begehrte Bändchen am Berlinale-Ticket-Counter. In der Schlange für Journalisten stehen zwei Damen um die 30 aus – der Sprache nach – Dänemark. Kurz bevor sie an der Reihe sind, kramt eine von ihnen in ihrer Handtasche nach ihrer Akkreditierung.
Als sie das Bändchen zu fassen bekommt und daran zieht, purzelt eine Packung Kondome auf den Fußboden. Ihre Kollegin lacht laut auf, die andere wird aber nicht, rot sondern sagt zu ihr: "Du kannst welche haben, wenn du willst."
+++ Gäste der nächsten Pressekonferenz: Für die PK von "The Necessary Death of Charlie Countryman" haben sich neben dem Hauptdarsteller Shia LaBeouf ebenso Rupert Grint (bekannt aus Harry Potter), der Regisseur Frederik Bond und sogar Til Schweiger angekündet. Für Schweiger ist es das erste Mal überhaupt, dass ein Film, in dem er mitspielt, auf der Berlinale gezeigt wird.
+++ 16. 10 Uhr In der Lounge des Hyatt brummt es wie in einem Bienenstaat. Besonders beliebt zur Nachmittagszeit sind Blechkuchen für fünf Euro und die Currywurst mit Pommes für neun. Es ist noch voller als zum Eröffnungstag. Die internationalen Berichterstatter haben die kostenlose Wasservorräte leer getrunken. Für Nachschub soll aber trotzdem gewährleistet sein.
+++ Partynachlese von Freitag. Ungewohnt feierwütig präsentierte sich die sonst leicht unterkühlte "Tatort"-Kommissarin Maria Furtwängler bei der "Festival Night". Sie erschien spät, spielte zuvor noch Theater am Kurfürstendamm. Die Berliner Luft scheint ihr gut zu bekommen…
+++ 16.02 Uhr Das "Borchardt" ist bekanntlich das Wohnzimmer der Stars. Am heutigen Abend wird es diesem Ruf erneut gerecht werden, denn hier feiert die "Bild"-Zeitung ihre "The Place to B"-Party – bekannt für ihre ausgelassene Stimmung. Im vergangenen Jahr ließ sich auch Thomas Gottschalk blicken. Ob ihm diesmal jedoch danach der Sinn steht, wird sich zeigen.
+++ 15.54 Uhr Hugh Grant ist abgereist. George Clooney soll sein Wochenende bei London verbringen – macht nichts. Denn schließlich laufen heute nicht nur Hollywood-Schönheiten wie Anne Hathaway und Amanda Seyfried bei der Premiere von "Les Misérables" über den roten Teppich. Auch Hugh Jackman wird erwartet – immerhin "The Sexiest Man Alive".
+++ 15.05 Uhr “Rupert´s Kitchen Orchestra“ spielt vor dem Berlinale Palast auf. Dick eingepackte Passanten wippen im Takt.
+++ Ende der Pressekonferenz
+++ 14.40 Uhr Keine Reitunfälle beim Dreh von „Gold“. Laut dem Produzenten von “Gold“ hatte das Team um Arslan Glück - es wäre niemand vom Pferd gefallen.
+++ 14.35 Uhr Arslans Film spielt zu 90 Prozent in der freien Natur - Schauspieler Uwe Bohm sagt, er musste sich lange wieder an die laute Stadt gewöhnen.
+++ 14.25 Uhr Schauspieler Lars Rudolph im Großstadt-Dschungel: „Es war wie ein Schock, nach sieben Wochen in Kanada wieder in Berlin in der U-Bahn zu sitzen - das ist auch eine Art Wildnis.“
+++ 14.18 Uhr Es geht los. Als erstes gibt es eine Weltpremiere, wie der Moderator sagt: die erste Berlinale-Pressekonferenz, die mit Gebärdendolmetscher übersetzt wird
Pressekonferenz zu Thomas Arslans Auswanderer-Epos „Gold“
+++ 14.13 Uhr Arslans Pressekonferenz lässt auf sich warten. Ob sich das „Gold“-Team um Regisseur Arslan noch die Pressekonferenz zu Annette Schavan anschaut? Mittlerweilse sind sie schon 15 Minuten zu spät dran.
+++ 14.10 Uhr Schauspielerin Nina Hoss kommt nicht zur Filmvorstellung. Die umstehenden Kameramänner ziehen enttäuschte Mienen, als ihnen klar wird, dass Nina Hoss nicht kommen wird.
+++ 13.20 Uhr Regisseur Seidl: „Die Domäne des Mannes ist oft der Keller“ Regisseur Ulrich Seidl (60) ist fasziniert von Kellern. Sein nächstes Werk sei ein Dokumentarfilm über Österreicher und ihre Beziehung zum Keller, verriet er während der Berlinale.
„Das ist eher ein Männerfilm, weil die Männer gerne in den Keller gehen, um zu basteln, zu werken, Autos zu reparieren, Fitness zu betreiben, sich mit Freunden zu treffen, zu trinken. Die Domäne des Mannes ist oft der Keller. Wie wir aber wissen, ist der Keller psychologisch und real auch immer der Ort des Geheimnisses, der Dunkelheit, des Schreckens, der Folter und des Verbrechens.“
Der Film „Im Keller“ soll in diesem Jahr fertig werden.
+++ 12.45 Uhr Friedrichstadtpalast - Gratulationen für DeWitt beim Film "Promised Land": Matt Damon hat bei Rosemarie DeWitt übernachtet, gerade als er gehen will, fällt ihm ein, dass sie Geburtstag hat. Er sagt: "Happy Birthday" und für kurze Zeit ist DeWitts Gesicht riesig zu sehen. Eine Zuschauerin hinten links ruft: „Ooooohh.“ Der Saal spendet spontan Applaus für die gerührte Zuschauerin.
+++ 11.01 Uhr - „Frauen ganz alleine auf den Weg“ - Arslan über die Rolle von Nina Hoss: „Mir ist wichtig, dass es eine Ensemble-Geschichte ist, wo es um eine Gruppe geht. Ich fand es aber auch interessanter, eine Frau im Zentrum zu haben, weil es für mich die größere Herausforderung darstellte.
Außerdem war mir das in den Tagebüchern öfter aufgefallen, dass sich damals – was eigentlich gar nicht vorgesehen war – Frauen ganz alleine auf den Weg gemacht haben oder sich einer Gruppe angeschlossen haben, um ihr erstickendes Leben hinter sich zu lassen. Das war eine Möglichkeit, aus allem auszubrechen, was man vorher als erdrückend empfunden hat.“
+++ 10.32 Uhr Uhr - Regisseur Arslan: „Es wird Politik damit gemacht, Deutschland als homogene Kultur verkaufen zu wollen. Wenn man sich aber die heutige Gegenwart anguckt, ist das in keiner Weise stimmig. Es ist aber auch nicht stimmig, wenn man sich die Geschichte anguckt. Sie ist durchzogen von Ein- und Auswanderungen, viele Linien ziehen ins Ausland und vom Ausland nach Deutschland.“
+++ 9.56 Uhr - Deutsche als Migranten: Der deutsch-türkische Regisseur Thomas Arslan will mit „Gold“ den Blick auf ein eher unbeachtetes Kapitel deutscher Geschichte lenken. „Ich fand es sehr spannend, Deutsche einmal nicht als Von-der-Migration-Betroffene, sondern als Migranten zu zeigen“, sagte Arslan vor der Premiere.
Der Film erzählt von einer Gruppe deutscher Auswanderer in den USA, die im 19. Jahrhundert mit der Suche nach Gold am kanadischen Klondike River ihr Leben umkrempeln wollen.
„Das waren keine Einzelfälle. In dem Zeitraum von etwa 1830 bis 1900 sind an die sechs Millionen Deutsche in die USA ausgewandert.“ Sie seien lange Zeit die größte Einwanderergruppe in den USA gewesen. Es sei erstaunlich, wie wenig präsent diese historische Tatsache sei, so Arslan weiter.
+++ 9.10 Uhr - Auch ein Jury-Präsident kommt mal zu spät. Der erste Wettbewerbsfilm hat längst begonnen, da huscht als letzter Wong Kar Wai in die reservierte Reihe 17 im Berlinale-Palast. Alle Augen sind auf ihn gerichtet und können immerhin beweisen: Auch im dunklen Kino behält Wong immer seine Sonnenbrille auf.
BM