In seine Gesprächsreihe hat Geiger Daniel Hope den Pianisten Menahem Pressler eingeladen. Und dann kommt der Überraschungsgast

Hope@9pm heißt ein neues Format des Konzerthauses am Gendarmenmarkt, in dem der Berliner Geiger Daniel Hope an vier Donnerstagen um 21 Uhr Livemusik mit Gesprächen in schick-modernem Ambiente präsentiert. Gestern hatte er eine lebende Legende zu Gast: Menahem Pressler. Der 1923 in Magdeburg geborene Pianist polnisch-jüdischer Abstammung floh 1938 mit seiner Familie nach Palästina, emigrierte 1940 in die USA und rief 1955 das berühmte Beaux Arts Trio ins Leben. Über fünf Jahrzehnte faszinierte das Ensemble mit seiner expressiv-romantischen Musizierweise die Kammermusikliebhaber in der ganzen Welt, dabei wechselten die Streicher mehrfach – in den letzten sieben Jahren übernahm Daniel Hope den Geigenpart –, nur Pressler bildete bis zur Auflösung des Trios 2009 die unersetzliche Konstante am Flügel.

Dort bot er auch gestern eine Sternstunde emotional erfüllten Musizierens. Nur wenigen Pianisten gelingt es, einem Steinway so samtig-warme Klänge zu entlocken wie Pressler in Mozarts wehmütigem a-Moll-Rondo. Auch zeigte er hier im Detail immer wieder kleine dynamische Überraschungen und wohldosierte Verzögerungen, die stets in den natürlichen musikalischen Fluss integriert wurden. Wer wollte da kritisieren, dass dem 92-Jährigen die Tonwiederholungen in Debussys „Jardins sous la pluie“ etwas unscharf gerieten und er manche Forte-Ausbrüche eher andeutete als kraftvoll ausspielte. Das Publikum hörte darüber hinweg und spendete reichlich Beifall.

Musizierfreude paart sich mit Klangkultur

Doch jetzt ging es erst richtig los. Denn Hope hatte noch eine Überraschung für seinen Stargast vorbereitet. Heimlich hatte er Antonio Meneses eingeladen, den letzten Cellisten des Beaux Arts Trios, um mit ihm und Pressler nochmals das Zugabenstück des Abschiedskonzerts anzustimmen. Pressler konnte es kaum fassen, als sein langjähriger Musizierpartner mit Cello die Bühne betrat, auch die Konzerthaus-Besucher waren begeistert, einem Klassik-Ereignis beiwohnen zu können: der kurzzeitigen Wiedervereinigung des berühmten Beaux Arts Trios.

Bereits nach wenigen Takten war klar, weshalb dieses Ensemble als das maßstabsetzende Klaviertrio galt: Musizierfreude paarte sich mit hoher Klangkultur. Obwohl alle drei individuelle Künstlerpersönlichkeiten darstellen, schienen sie im langsamen Satz aus Beethovens B-Dur-Trio op. 11 bisweilen zu einem einzigen Instrument zu verschmelzen.

Weitere herausragende musikalische Darbietungen gab es vom italienischen Nachwuchscellisten Paolo Bonomini, der mit wunderbar energetischem Bach-Spiel glänzte, sowie in verschiedenen Duobesetzungen mit Hope, Meneses und dem deutsch-chilenischen Pianisten Jacques Ammon, der an allen vier Abenden von Hope@9pm zu hören ist; Daniel Hopes Gespräche mit Menahem Pressler und Antonio Meneses über Erlebnisse mit Künstlerkollegen und die gemeinsame Trio-Zeit rundeten den Abend ab. Anschließend hatten die Besucher die Möglichkeit, bei einem Glas Wein oder Bier mit den Künstlern ins Gespräch zukommen, was jene zahlreich in Anspruch nahmen.