Die Berliner Philharmoniker binden sich lange an Kirill Petrenko. Das ist nicht ohne Risiko, meint Volker Blech.

Die Philharmoniker haben sich bei ihrem künftigen Chefdirigenten Kirill Petrenko auf einen unbefristeten Vertrag eingelassen. So hat Michael Müller (SPD) bei der Unterzeichnung stolz verkündet. Üblich sind Fünf-Jahres-Verträge. In der Formulierung unbefristet schwingt der Begriff auf Lebenszeit mit. Nichts anderes sollte damit auch gesagt werden.

Nach der ganzen missglückten Wahl eines Nachfolgers für Sir Simon Rattle und der heimlichen Kompromisslösung mit Kirill Petrenko sollte jetzt wenigstens allen klargemacht werden, dass es sich um eine außergewöhnliche künstlerische Beziehung handelt. Ein solches Versprechen kann für die Philharmoniker zu einem Eigentor werden. Für die einen ist Kirill Petrenko ein musikalisches Genie, für die anderen lässt er die Stabilität und die Verbindlichkeit vermissen, die von einem Chefdirigenten – der ja auch eine Vorbild- und Führungsfunktion hat – zu erwarten sind.

Beginn einer sehr langen Ära mit Kirill Petrenko

Die Philharmoniker haben nach der Unterzeichnung wieder etwas zurück gerudert. Petrenkos Vertrag habe eine Mindestlaufzeit von sieben Jahren, heißt es. Was auch schon eine lange Zeit ist. Der Vertrag kann von beiden Seiten mit einer Kündigungsfrist von drei Jahren beendet werden.

Der Charme eines befristeten Arbeitsvertrages liegt darin, dass sich zu einem bestimmten Zeitpunkt beide Vertragspartner in die Augen schauen müssen und sich fragen, ob sie wirklich gemeinsam weitermachen wollen. Diesen Zeitpunkt der Aussprache gibt es bei den Philharmonikern nun nicht mehr. Klug ist das nicht. Klüger wäre es gewesen, am Anfang auch an das Ende zu denken.