Interview

Florian David Fitz hilft „manchmal Yoga, manchmal Wodka“

| Lesedauer: 6 Minuten
Peter Zander

Foto: © Wild Bunch Germany

In seinem neuen Film „Lügen und andere Wahrheiten“ spielt der Schauspieler einen Yogalehrer. Eine Form der Entspannung, der er auch privat nachgeht. Zeitweise zumindest. Ein Gespräch.

Eigentlich wollten wir ja mit der Yoga-Matte zum Gespräch kommen. Yoga, das ist ja der neue Modesport unter Schauspielern. Alle tun es. Manche, wie Ursula Kaven, schreiben sogar Bücher darüber. Und Florian David Fitz spielt in seinem neuen Film „Lügen und andere Wahrheiten“, der diese Woche ins Kino kommt, sogar einen Yoga-Lehrer, der Meret Becker und Thomas Heinze anleitet. Dafür hat er sogar Lehrer-Seminare besucht. Gern hätten wir mit ihm den Hund oder die Kerze gemacht. Am Ende macht ein Schauspieler seine Übungen dann aber doch lieber allein.

Berliner Morgenpost: In „Lügen“ spielen Sie den Yogalehrer recht überzeugend. Machen Sie auch privat Yoga?

Florian David Fitz: Ja, ich hab damit vor zehn Jahren angefangen. Ich mach es jetzt aber nicht so super regelmäßig.

Ist das Ihre Art, fit zu blieben, „herunterzukommen“?

Das ist definitiv eine Art, obwohl das immer sehr tagesformabhängig ist, wie sehr der innere Lautsprecher quakt. Manchmal ist da ein Spaziergang hilfreich, manchmal joggen, manchmal ein bisschen wandern. Manchmal ein Wodka. (lacht)

Wie ist das für andere, wenn ein Promi in der Yoga-Gruppe ist?

Ich merk das immer nicht, weil die Leute da immer so verschlafen und ungeschminkt aussehen. Aber die Leute sind ja dort, um bei sich zu bleiben, also lassen sie sich auch nicht von irgendwelchen Promis aus der Fassung bringen, die neben ihnen in ihren Beckenboden atmen. Also ihren eigenen.

Haben Sie eine Lieblingsstellung?

Ich mag den Ellenbogenstand und das Rad. Ich hasse den Hund. Der ist für Männer ja ziemlich unbequem und kommt hundertmal pro Yogastunde. Ich hab auch mal gern Handstand gemacht, weil der dir eine genaue Konzentration abverlangt, nicht zu viel zu wagen. Das lernt man beim Yoga fürs Leben: Sobald du zu viel Ehrgeiz hast, fällst du um.

Ist Yoga auch etwas für die Entspannung zwischendurch? Etwa im Wohnwagen, während Drehpausen?

Taschenyoga vielleicht. (lacht) Im Trailer ist doch da gar kein Platz. Außerdem muss man ja immer im abrufbereit sein, im Kostüm.

Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet? Haben Sie einen Kurs für Yoga-Lehrer besucht?

Ja, hab ich in der Tat. Das war ziemlich toll. Ich hab endlich ein bisschen was über Meditation gelernt.

Und könnten Sie jetzt auch Yoga-Stunden geben, als Nebenjob etwa?

Ich glaube da braucht man so ungefähr 2.000.000 Stunden Praxis, also: nein.

Wird es jetzt auch bald ein Buch geben? Das ultimative Yoga-Buch von Florian David Fitz?

Ich habe schon Ursula Karven gefragt, ob wir das zusammen machen. (lacht) Sie hat aber Nein gesagt.

„Lügen und andere Wahrheiten“ ist sehr ungewöhnlich entstanden. Stimmt es, dass es kein Drehbuch gab und Sie alle nicht wussten, was passieren würde?

Das stimmt. Vanessa Jopp, unsere Regisseurin, hatte die Idee, einen Film über Lebenslügen zu machen. Wir kannten nur unsere Figuren und deren Problem. Vanessa hatte quasi ein Drehbuch ohne Texte in ihrer Regiebox, das wir nie zu sehen bekommen haben. Vor uns wurde alles mit großem Aufwand geheimgehalten. Wir wurden manchmal heimlich irgendwo ans Set gebracht, damit die anderen Schauspieler uns nicht sehen. Thomas Heinze hat dabei einen richtig detektivischen Ehrgeiz entwickelt, uns Sachen aus der Nase zu ziehen. Ich glaube, am Ende wusste der alles.

Ist das anstrengend, so zu drehen? Oder womöglich befreiender, weil man sich ganz anders aufeinander einlassen muss?

Na ja, die Freiheit hatte ja doch sehr klare Grenzen, da es fünf Figuren gibt, die Vanessa alle miteinander verflechten musste. Da kam sie natürlich schon manchmal ins Schwitzen, wenn einer gesagt hat: Nee, das mach ich jetzt nicht! Ich will mich nicht bei der entschuldigen! Da hat sie uns dann sanft, aber bestimmt wieder in die Richtung gedrückt, die sie brauchte.

Das hätte alles auch in die Hose gehen können.

Klar. Ob das klappt, das wusste nur Vanessa. Und auch die wusste nicht, ob sie uns da so nach ihren Vorstellungen durchlotsen kann.

Müsste das Kino öfter so etwas wagen, müsste der deutsche Film insgesamt mutiger werden?

Ach, klar! Aber das ist doch ein Markt wie jeder andere auch. Er versucht sich auch, nach dem Publikum zu richten. Und das reibt die Leute ganz schön auf, denn das Publikum hat ja in der Masse klare Vorstellungen, was es aus Deutschland goutiert und was hinten runter fällt. Es gibt immer wieder total spannende Experimente. Aber die sieht halt meistens kein Schwein. Also versuchen wir alle den Spagat hinzubekommen zwischen dem berühmten E und U, das sich bei uns so gerne trennt.

Wie ist das eigentlich, wenn man selber Regisseur ist: Besteht da die Gefahr, dass man anderen Regisseuren reinredet?

Ja – aber es gibt ja eine klare Arbeitsteilung. Was meine Figur angeht, kann ich mitreden, was den Film angeht, kann ich leise Bemerkungen machen, wenn es der Regisseur nehmen kann. Am Ende macht aber er den Film und muss entscheiden, was er wie erzählen will.

Matthias Schweighöfer hat bekannt, dass ihm das gern mal passiert.

Hat er mir auch schon gesagt.

Sie drehen demnächst mit Schweighöfer. Wird das ein besonderes Kräftemessen, wenn zwei Regisseure-Drehbuchautoren-Darsteller in Personalunion aufeinandertreffen?

Na hoffentlich nicht! (lacht) Man kann es ja auch positiv sehen: Es kommen viele spannende Ideen zusammen und es wird, wie sagt man? „Lebendig diskutiert“.

In „Lügen“ geht es um große und kleine, um Lebens- und Notlügen. Sind Sie ein ehrlicher Mensch?

Nein. Alles was ich von mir gebe, ist gelogen. Übrigens auch dieses Interview.