„Hart aber fair“

Werden wir von einer kleinen Bande von Rentnern ausgeplündert?

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Jan Draeger

Foto: ARD Screenshot

In dieser Woche wird die Rente mit 63 verabschiedet. Obwohl wir alle immer älter werden, sollen manche nun früher in den Ruhestand gehen können. Ist das gerecht? Die Runde bei Plasberg diskutierte.

Am Anfang stand ein Wort von Roman Herzog. „Ich fürchte, wir sehen gerade die Vorboten einer Rentnerdemokratie“, erklärte er vor fünf Jahren. „Die Älteren werden immer mehr, und alle Parteien nehmen überproportional Rücksicht auf sie. Das könnte am Ende in die Richtung gehen, dass die Älteren die Jüngeren ausplündern.“ Wohlgemerkt, Roman Herzog ist vor knapp sechs Wochen 80 Jahre alt geworden. Schade, dass der ehemalige Bundespräsident am Montagabend nicht Gast bei „hart aber fair“ war, er hätte die zähe Diskussion vielleicht mit manch treffenden Worten befeuern können.

So standen nur seine Worte am Anfang der Sendung im Raum, als es um das Thema „Alte jubeln, Junge ächzen – ist das die neue Rentenformel?“ ging. Zeitlich passend. Denn am Freitag wird im Bundestag das neue Rentengesetz verabschiedet. Aber sonst die Diskussion – eher unpassend? Die SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi fand, „das, was hier stattfindet“, sei „zu einem gewissen Teil eine Diskussion in deutschen Talkshows, aber offensichtlich nicht eine Diskussion an deutschen Küchentischen“. Ihr Koalitionspartner von der CDU, Generalsekretär Peter Tauber, versuchte etwas deutlicher zu werden. Er erklärte, es gehe ja um mehr Respekt und Anerkennung für die ältere Generation.

Ein Keil im Generationenverhältnis

Aber bringt das, was am Freitag im Bundestag beschlossen wird – dass Menschen, die 45 Jahre Beitragszahlung nachweisen können, mit 63 in Rente gehen können – die Jungen auf die Barrikaden?

FDP-Vorsitzender Christian Lindner durfte polemisieren: „Es sind nicht die Jungen und Alten, die gegeneinander in Stellung gehen. Die Politik treibt einen Keil in das Generationenverhältnis.“ Im Jahr 2017 würden die Rentenkassen leer sein. Dann wisse man nicht mehr, wie man das Rentenpaket finanzieren solle. „Das ist unseriös. Wenn man Rentenpolitik macht, muss sie für alle Generationen und auf Dauer tragbar sein.“

Lencke Wischhusen, Vorsitzende des Verbandes „Die Jungen Unternehmer“, versuchte, die Runde von den neuen Arbeitsverhältnissen in Kenntnis zu setzen und fragte: „Wer hat denn noch 45 Jahre in ein und demselben Betrieb? Die Leute machen Praktika, die Leute haben zum Teil nur begrenzte Arbeitsverträge oder befristete. Die Leute wechseln ihren Job und die Mobilität ist den jungen Menschen extrem wichtig.“ Sicherzustellen sei deshalb, dass bei 45 Beitragsjahren Arbeitslosengeldzeiten und Krankheitszeiten mit eingerechnet seien. Immerhin gebe es das Problem des Burnout. „2010 waren 40.000 Menschen ein Jahr zu Hause“, gab Wischhusen zu bedenken.

Was sollen die Griechen davon halten?

Ulf Poschardt, stellvertretender Chefredakteur der „Welt“, sah vor allem auf der Ebene der symbolischen Politik ein „fatales Signal“ von den Beschlüssen ausgehen. „Es ist fatal vor der Entwicklung in Südeuropa. Es ist fatal, vor dem was wir den Griechen oktroyieren, fatal vor dem Hintergrund, was wir in Frankreich anmahnen. Wir gehen als diejenigen, die in Europa mit gutem Beispiel vorangehen müssen, mit schlechtem Beispiel voran.“

Das neue Rentenpaket – gerecht gegenüber den Älteren, ungerecht gegenüber den Jüngeren? Diese Frage konnte nicht in knapp 75 Minuten geklärt werden. Vielleicht sollte man doch noch einmal Roman Herzog befragen.