Die israelische Fotografin Sharon Back hat deutsche Diven porträtiert. In Berlin werden die Bilder gezeigt, darunter Riemann, Neuner, Jentsch

Die Pose ist ein Panzer. Hinter dem man sich prima verstecken kann. Mit Posen hat man früher auch mal Stars kreiert, ferne, weltentrückte Wesen. Bis plötzlich alle Stars werden wollten. Und alle jederzeit Posen einzunehmen scheinen. Wo bleibt da noch das wahre Ich? Und was ist das eigentlich, das Ich bei Prominenten, die uns zwar allen ein Begriff sind, die wir aber alle trotzdem nicht kennen?

Sharon Back will von Posen nichts hören. Die israelische Fotografin unterscheidet klar zwischen Image und Pose. Mit Posen kann man zwar auch ein Image kreieren, aber von derartiger Künstlichkeit hält die junge Frau nichts.

In ihrer Heimat, in Tel Aviv, hat sie schon zahlreiche Celebrities fotografiert. Und so ihre Erfahrungen gemacht. Jetzt aber, da sie in die Stadt gezogen ist, in der ihre Eltern wohnen und in der auch sie schon einen Teil ihrer Kindheit verlebt hat, wagte sie ein recht spannendes Unterfangen.

Keine Ahnung von den Models

Sie klingelte bei zahlreichen Frauen an, die wir alle hier durchaus als prominent bezeichnen würden. Die sie, die Fotografin, aber gar nicht kannte. 20 Jahre lang war sie nicht in der Bundesrepublik. Sie hat noch keinen Film mit Katja Riemann oder Julia Jentsch gesehen. Auch von der Biathletin Magdalena Neuner hat sie noch nie gehört.

Aber siehe da: Wiewohl auch die Diven noch nie von Sharon Back gehört haben, stellten sie sich als Model für sie zur Verfügung. Und die Künstlerin hatte bei ihnen kein vorgefertigtes Bild im Kopf, sondern entwarf, mit ihnen gemeinsam, ihr eigenes Bild. „I Trust My Image“: So einfach lautet das Motto.

Julia Jentsch als Vamp, Katja Riemann am Kreuz

Also keine Posen, keine Künstlichkeit. Zehn starke deutsche Frauen hat Sharon Back für ihre erste Ausstellung in Berlin ausgewählt. Und so sehen die sich also: Julia Jentsch, die ja sonst eher etwas leicht Verdruckstes hat, guckt hier wie ein Vamp aus hochelegantem Paillettenkleid, von hinten über eine sehr freie Schulter. Jeannette Hain legt gleich alle ihre Kleider ab und lässt sich im Kunstnebel ablichten.

Die Moderatorin Nina Eichinger steht wie ein Baum im Wald, der Hund neben ihr verstärkt den Eindruck noch. Die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht lässt sich inmitten einer ausgelassenen Menge aufnehmen; es wirkt, als tanze die Menge um sie herum. Da ist vielleicht auch ein Gutteil Wunschdenken dabei.

Den Vogel aber schießt Katja Riemann ab: Sie lässt sich eine Krone aus Laub und Ästen aufsetzen und mit grober Schnur umwickelt an die Wand kreuzigen. Keine Pose? So ganz natürlich wirkt das nicht. Aber das Problem, das Frau Riemann mit der Öffentlichkeit hat und die Öffentlichkeit auch mit ihr, davon wusste die Fotografin wirklich nichts. Sie und ihr Model haben einfach experimentiert. Und zusammen Schnur gekauft.

Ohne Vertrauen geht gar nichts

Die Fotos entstanden fast alle in nur 20 Minuten. Keine lange Ausleuchtung. Die Models sollten sich auch in keiner Weise vorbereiten. Es ging einfach um ein spontanes Aufeinandertreffen. Und um Vertrauen. Das muss schon da sein, „sonst sieht man das“, sagt Sharon Back. Die Fotografin kennt das von ihren Arbeiten in Israel und in den USA. Ihre Fotos schießt sie deshalb gern in ganz intimer Atmosphäre, selbst der Stylist wird da schon mal vor die Tür geschickt.

Die Arbeiten sind jetzt in der Temporary Gallery zu sehen, die sich nicht nur als Ausstellungsort begreift, sondern jungen Künstlern auch bei der Selbstvermarktung helfen will. Auf zehn Frauen hat sich Sharon Back bei ihrer ersten Vernissage in dieser Stadt beschränkt. Natürlich hat sie mehr Frauen fotografiert. Und noch mehr angefragt. Absagen gab es nur aus Zeitgründen.

Nicht etwa, weil die Fotografin noch nicht so bekannt war. Dass die meisten so einfach zugesagt haben, hat Sharon Back überrascht, das, sagt sie, „war eine Ehre für mich.“ Wenn sie das nächste Mal anfragt, wird es auch eine Ehre für die Promis sein. Ihr Berlin-Debüt jedenfalls ist eine starke Visitenkarte.

Temporary Gallery, Mommsenstr. 42, Berlin-Charlottenburg. Tel. (030) 90 27 14 54. Öffnungszeiten: Mi-Fr, 15-18 Uhr. Bis 26. März 2013.