Berlin. Admiralspalast war am Sonntagabend bis auf den letzten Platz ausverkauft. Vor allem zum Ende hin nimmt der Abend rasant an Fahrt auf.

Falls Robert Hart mal nicht als Sänger auf der Bühne steht, könnte er locker als Animateur arbeiten. Binnen von Sekunden hat er das Publikum da, wo er es haben möchte: Frenetisch und rhythmisch klatschend auf allerhöchster Betriebstemperatur. Was einerseits einfach scheint angesichts des exzellenten Songmaterials von Manfred Mann‘s Earth Band. Andererseits aber auch erstaunlich, denn musikalisch bevorzugen die fünf Musiker die verschlungenen Sounds des Progressive Rocks, bei denen alle hochkonzentriert spielen, während das Auditorium in gleicher Manier lauscht. Allerdings haben viele Songs der Earth Band Refrains, die herrlich massentauglich sind. Wie das berühmte „Don‘t Kill It Carol“. Ein Gassenhauer des Rocks, bei dem wirklich alle mitsingen.

Aber die Zuschauer sind natürlich auch wegen der unglaublichen Soli zum Konzert der Manfred Mann’s Earth Band in den fast bis auf den letzten Platz ausverkauften Admiralspalast gekommen. Die arten zu regelrechten Battles aus. Und zwar zwischen Manfred Mann an den Keyboards mit seinen vom Jazz beeinflussten Klängen und seinem unfassbaren Gespür für Melodien sowie Mick Rogers an der Gitarre, die er singen lassen kann wie kaum ein anderer. Darüber liegt der markante, raue Gesang von Hart, während Bassist Steve Kinch mit seinen Vibes und Schlagzeuger John Lingwood mit seinem druckvollen Beat den Groove vorgeben.

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Wofür die Band noch berühmt ist

In den Siebzigern und Achtzigern hatte das Quintett zahlreiche Charthits. Gegründet wurde die englische Rockband 1971 vom südafrikanischen Musiker Manfred Mann, der bereits in den 1960er Jahren große Erfolg mit seiner selbstbetitelten Band hatte. 1988 löste sich die Formation auf, wurde aber 1992 von Mann wieder ins Leben gerufen. Seitdem tourt die Truppe bevorzugt in Mitteleuropa und gab dieses Jahr ihr 2000. Konzert.

Neben ihrem Ruf als sensationelle Liveband, den sie in Berlin blendend aufgelegt verteidigen, waren und sind die Musiker vor allem für ihr Coverversionen berühmt, die sie in ihren unverkennbaren Stil transformierten. Kein Wunder also, dass die meisten Tracks bei ihrem Auftritt aus fremden Federn stammen. Insbesondere aus denen von Bob Dylan und Bruce Springsteen. Was man ihnen allerdings nicht anhört. Denn es gibt auch zahlreiche rein instrumentale Strecken, angereichert mit Improvisationen.

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Vor allem zum Ende hin nimmt der Abend rasant an Fahrt auf. Erst lockt Springsteens “For You” alle aus der Reserve. Dann folgen Schlag auf Schlag weitere Hits. „Blinded By The Light“ bringt den Saal zum Kochen. Ebenso wie „Davy‘s On The Road Again“ und als Zugabe Bob Dylans „Mighty Quinn“. Ein echter Homerun. Bis zum mitreißenden Finale über 100 großartige Minuten voll mit allerfeinstem, handgemachtem Rock.