Berlin. Die Liedermacherin spricht im Zoo Palast über den Dokumentarfilm über ihr Leben. Und verrät, warum sie den Tag der Einheit nicht mag.
Sie ist längst Zeitzeugin. Das ist fast schon zum Zweitberuf geworden. „Dafür sollte ich eigentlich Geld verlangen“, frotzelt Bettina Wegner. Schon für die RBB-Filmreihe „Schicksalsjahre einer Stadt“ stand die Liedermacherin vor der Kamera. Für den Filmemacher Lutz Pehnert. Und der hat dann auch einen sehr berührenden Film nur über sie gedreht, für die große Leinwand.
„Bettina“ wurde am 3. Oktober noch einmal in der Filmreihe „Hauptrolle Berlin“ gezeigt, die die Berliner Morgenpost gemeinsam mit dem Zoo Palast veranstaltet. Und die Liedermacherin, immerhin 75, ließ es sich nicht nehmen, aus Frohnau anzufahren, auch wenn es für sie eine kleine Weltreise ist.
Das Filmteam drehte bei den Konzertproben – und Bettina Wegner kochte ihnen Suppe
Aber da steht sie nun, vor ausverkauftem Saal, und ist aufgeregt. Als ob sie nicht ihr ganzes Leben auf der Bühne stehen würde. Aber hier hat sie ja nichts zu singen, hier soll sie antworten. Und hat das doch schon alles im Film getan. Ein bewegender und ganz besonderer Film. Das Filmteam hat die Liedermacherin nicht nur bei Konzerten gefilmt, sondern auch bei den Proben. Ist das nicht was ganz Privates, wo man gern unter sich bliebe? „Iwo“, meint sie, „die waren alle so lieb. Ich hab’ denen ständig Suppe gekocht.“
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Sie hat sie dann auch bei sich zuhause empfangen und über die schwierige Zeit geredet, als sie in den Westen gedrängt wurde. Und dann gibt es im Film noch die Tonbandaufnahmen der Gerichtsverhandlung, als sie 1968 gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings protestiert hatte. „Die hatte ich ganz lang bei mir“, sagt sie. „Aber ich habe mich 25 Jahre nicht getraut, sie anzuhören.“ Jetzt sind sie ein Zeitdokument.
Wie ärgerlich: Am Tag der Deutschen Einheit kann sie keine Mozzarella kaufen
Seit 40 Jahren wohnt Bettina Wegner nun im Westen. Und sagt immer noch drüben dazu. Heimat hat sie keine mehr. Als die Mauer fiel, hat sie einen Wiedereinbürgerungsantrag für die DDR gestellt. Aber die Bürokratie war zu langsam. Bald gab es den Staat nicht mehr. „Aber auch meine Katzen sind Heimat.“
Dass ihr Leben nun exemplarisch für die deutsch-deutsche Geschichte steht, daran kann sich die Wegner nicht gewöhnen. Dass sie just zum Tag der Deutschen Einheit zur Filmreihe kommt, findet sie lustig. Mit dem Feiertag kann sie aber nichts anfangen. „Ich ärgere mich nur, weil ich vergessen habe, Mozzarella einzukaufen und heute die Läden zu haben.“
Als Nächstes ist in unserer Filmreihe am 4. November „Benches of Berlin – Schönheit der Krise“ zu sehen. Zu Gast ist dann der Regisseur und Hauptdarsteller des Films, Timo Jacobs.