Berlin. Die Kids strahlen, die Mütter auch: Mit ihrem traditionellen Taschenlampenkonzert sorgen Rumpelstil in der Waldbühne für beste Laune.
Einen Kanon zu singen, erfordert eigentlich viel Übung. Aber vermutlich hat die ganze Waldbühne vorab zuhause heimlich geübt, so gut sitzt das Lied „Sieh die Lichter“ bei den knapp 20.000 kleinen und großen Zuschauern. Dass die Verse auf die Melodie des bekannten französischen Kinderlieds „Frère Jacques“ gesungen werden, dürfte damit wohl nicht allzu viel zu tun haben. Vielmehr steht vorn auf der Bühne eine Band, die von den Kids heiß und innig geliebt wird: Rumpelstil.
Wie jedes Jahr, wenn die Tage langsam kürzer werden, lädt die Berliner Band zum „Taschenlampenkonzert“ in die Waldbühne ein. Und jedes Kind erscheint mit mindestens einer Taschenlampe in der Hand. Viele haben zudem noch leuchtende Haarreifen und Krönchen auf. Auch die Mütter und sogar die Väter. Denn natürlich ist auch die 23. Auflage in der fast ausverkauften Freiluftarena wieder ein Event für die ganze Familie. Daher gehen die Servicekräfte anders als sonst nicht mit Tabletts voller Bier durch die Reihen. Stattdessen sind sie mit Tüten voller Popcorn beladen.
Außerdem wird an diesem Abend nicht nur kräftig bei jedem Song mitgesungen, es wird auch gefunzelt. Wer keine Ahnung hat, was das sein soll, wird umgehend von Sänger und Gitarrist Jörn Brumme aufgeklärt. Es handelt sich dabei um zackige Bewegungen mit der Taschenlampe, ganz locker aus dem Handgelenk. Davon gibt es verschiedene Varianten, die Brumme alle durchdekliniert, womit er den Schwierigkeitsgrad beim gleichzeitigen Mitsingen erhöht. Unterstützt wird er dabei von Sängerin Blanche Elliz.
Ein Animateur ist nichts gegen die beiden. Und schon geht es mit den Lampen im Affenzahn hoch, runter, links, rechts. „Berlin, war das zu einfach?“, fragt der Musiker nach. Na klar war das zu einfach. Daher gibt es neue Herausforderungen: „Jetzt viereckig! Ein Dreieck. Einen Kreis, schön rund!“ Dabei sollen alle aufstehen und sich selbst im Kreis drehen. Weiter geht es im doppelten Tempo. Bis zum absoluten Waldbühnen-Taschenlampen-Chaos. Was so viel heißt, dass jeder funzeln kann, wie er will. Zum Schluss richten alle die Leuchten nach oben, für ein Google Earth Bild, das der Satellit vielleicht einfängt.
Aber egal, wie gefunzelt wird oder wer ein Foto schießt, das Lichtermeer sieht einfach unglaublich schön aus. Selbstredend gibt es dazu auch noch jede Menge Musik von Rumpelstil. Ein paar Gruselgeräusche stimmen auf den Song „Wir lieben die Gefahr“ ein. Und Blanche Elliz holt eine Gruppe junger Tänzer auf die Bühne, mit denen sie auch die Taschenlampen tanzen lässt. Bis eine Sirene auf der Bühne erklingt und Jörn Brumme Sicherheitskontrollen durchführt. Mit empfindlichen Strafen bei fehlender Taschenlampe.
Alle Papas, die keine dabei haben, dürfen ein Jahr nicht ins Stadion, alle Mütter dürfen zwei Jahre kein „Aktuelles Sportstudio“. Dafür erntet er ein deutliches „Buh“. Ist es doch definitiv ungerecht, dass die Mütter gleich zwei Jahre aussetzen sollen. Bevor der Unmut aus dem Ruder läuft, muss also ein neuer Song her. Einer, der richtig kesselt und cool ist. Den hat das Rockpop-Quartett mit „Kai von der Polizei“ auch im Repertoire. Die Kids strahlen, die Mütter auch. Als dann noch alle zusammen „Tausend kleine Taschenlampen“ anstimmen und die Taschenlampen magische leuchten, ist ganz klar, dieser zauberhafte Abend ist ein wunderbarer Abschluss der diesjährigen Waldbühnen-Saison.