Berlin. Die neu gegründete Einrichtung soll sich für Freiheit und Demokratie einsetzen – und das Vermächtnis vieler Zeitzeugen sichern.
Es ist eine Geste, die vom unermüdlichen Aufklärungs- und Vermittlungswillen der inzwischen 101-jährigen Holocaustüberlebenden zeugt: Margot Friedländer, 1921 in Berlin geboren, nach jahrzehntelangem Exil 2010 zurückgekehrt, seit 2018 Ehrenbürgerin ihrer Heimatstadt, gründet eine Stiftung für Freiheit und Demokratie. Das gab sie am Montag bei einer Pressekonferenz in Charlottenburg bekannt. „Ich spreche für die, die nicht mehr sprechen können“, so Friedländer. „Für die sechs Millionen Menschen – Männer, Frauen, Kinder, die man umgebracht hat, nur weil sie Juden waren. Dazu Millionen weiterer Menschen, die das Regime nicht als Menschen betrachtet hat. Nie wieder soll auch nur einem Menschen das zugefügt werden, was damals mit Menschen gemacht wurde, weil Menschen nicht als Menschen anerkannt wurden. Daher habe ich mich entschieden, eine eigene Stiftung zu gründen, die weiterhin Zeugnis geben wird, auch in einer Zukunft ohne Zeitzeugen.“ Die Stiftung solle sich neben der Fortführung der Zeitzeugenarbeit und und der Verleihung des Margot Friedländer Preises generell für Freiheit und Demokratie einsetzen, so Friedländer.
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Für die Leitung der Stiftung hat sich ein fünfköpfiger Vorstand konstituiert. Zu ihm gehören die frühere Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck, der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE, Mathias Döpfner, der Medizinprofessor Karsten Dreinhöfer und der Berliner Unternehmensberater Nico Raabe. Die konkreten Projekte der Stiftung sollen in den kommenden Monaten konkretisiert werden. Dazu gehöre unter anderem, so Raabe, die Erinnerungen von Zeitzeugen multimedial auch für kommende Generationen zugänglich zu machen. Das sei deshalb besonders wichtig, so Döpfner, weil die Zahl derjenigen, die den Holocaust miterlebt haben, immer kleiner werde. Die Shoah-Überlebende Éva Pusztai-Fahidi war amSti Montag im Alter von 97 Jahren gestorben.
Die Stiftung wird sich aus den von Margot Friedländer bereitgestellten Mitteln finanzieren und darüber hinaus aktiv versuchen, Spenden einzuwerben.