Berlin. Deichkind treffen bei ihrem Konzert in der Berliner Wuhlheide auf ein feierwütiges Publikum – und überzeugen mit ihrer grellen Show.

Wabernde Synthesizer dröhnen am Freitagabend durch die Wuhlheide. Erst eine, dann zwei, dann drei Minuten lang. Schatten sind auf dem Vorhang zu sehen. Die Zuschauer werden lauter, die Spannung steigt. Dann fällt der Vorhang: In bunten Kostümen steht die Hamburger Band Deichkind bei ihrem Konzert auf der Bühne. Noch bevor sie die Zeile “Achtung, alle Hände hoch” aus ihrem Song “99 Bierkanister” gesungen haben, eskaliert die Stimmung.

Kein Wunder: Deichkind ist wie keine andere Brand bekannt für ihre einzigartige Mischung aus Elektro, Hip-Hop und Pop, ihre schillernden Live-Auftritte und ihre oft kontroversen Texte.

Das findet großen Anklang und ist auch in Berlin bei den ersten Songs wie “So ‘ne Musik” spürbar: Die Fans – einige tragen verrückte Deichkind-Kostüme – springen von links nach rechts, grölen mit und machen das Deichkind-typische Tetraeder-Zeichen in der Luft.

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Bei „Geradeaus“ aus dem jüngsten Album „Neues vom Dauerzustand“ wird es etwas rappiger – aber nicht weniger tanzbar: Die singbare Hook trifft auf einen eingängigen Beat. Mit verrückten Kostümen und flackernden Lichtern wird die Show perfekt. “Das ist so eine beeindruckende Kombination aus Bühnenbild, Kostüm und Text”, findet Zuschauer Sören D.

Der folgende etwas ältere Song „Porzellan und Elefanten“ ist ungewohnt poppig und für Deichkind-Verhältnisse erstaunlich sanft. Dass Frontsänger Philipp Grütering dessen Refrain zu “Berlin und Deichkind, wir gehören zusammen” umgedichtet hat, gibt den letzten Kick und sorgt für viel Gejubel.

Deichkind in der Wuhlheide in Berlin: Party-Klassiker treiben die Moshpits an

Deichkind bei einem Konzert ihrer aktuellen Tour (Archivbild).
Deichkind bei einem Konzert ihrer aktuellen Tour (Archivbild). © picture alliance / Jens Niering | Jens Niering

Mit „In der Natur“ wird es abgespaced: Zu Gejodel und einer berauschenden Keyboard-Performance singen Deichkind mit geheimnisvoller Stimme „In der Natur / Tut dir die Nackenstütze weh / In der Natur / Ohne Abo doch gar nicht so spannend“. Natürlich keine banalen Aussagen, sondern ein Text über einen Großstadt-Hipster, der bei einem entschleunigenden Naturtrip hoffnungslos den Herausforderungen der Natur entgegensteht. Nicht einmal auf das dazugehörige, meisterhaft gelungene Musik-Video müssen die Fans in der Wuhlheide verzichten.

Den größten Anklang finden gegen Ende die Party-Klassiker “Bück dich hoch” und “Leider geil”. Keine Frage: Die ganze Wuhlheide ist textsicher, veranstaltet Moshpits und macht fast so eine gute Show wie die Band selbst. Aber nur fast.

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