Yusuf / Cat Stevens spielt in Berlin unter vielen “Ohs“ der Fans. Dann ertönen plötzlich Alarmsirenen. So reagierte der Musiker.
Die Sirenenklänge schlagen Alarm. Wehen über das gesamte Open-Air-Areal der Zitadelle Spandau. Besorgt fragt Yusuf/Cat Stevens: "Könnte mir jemand sagen, was da los ist?" Keine Antwort. Vielleicht Fehlalarm. Daher scherzt der Musiker: "Jetzt haben sie mich doch gefunden." Alle lachen, während die Alarmtöne plötzlich wieder verstummen. Dafür gibt es mit "The First Cut Is The Deepest" den wohl schönsten Herzschmerz-Song aller Zeiten auf die Ohren. Romantisch bebildert mit einem pittoresken Vollmond.
Schon vorher ist die Begeisterung in der ausverkauften Zitadelle Spandau beim Erscheinen des britischen Superstars riesig. Lauter hätte das wohlig geseufzte "Oh" nicht sein können als bei den ersten Takten seines Megahits "Moonshadow". Die "Ohs" reißen bei den zahlreichen Liebesliedern auch nicht ab. Wenngleich der Sänger dabei reichlich Humor zeigt und seiner Liebe den Titel "Hard Headed Woman" widmet.
Erstes Deutschlandkonzert nach neun Jahren Pause

Beim ersten von zwei Deutschlandkonzerten nach neun Jahren Bühnenabstinenz hierzulande brennt Yusuf/Cat Stevens ein wahres Hit-Feuerwerk ab. Und beweist mit seinem über vierzig Jahre alten Song "Where Do The Children Play" ökologische Weitsicht.
Es ist ein Generationen übergreifendes und internationales Publikum, das dem 74-Jährigen und seiner Band hingebungsvoll lauscht. Nicht wenige tragen sogar Fan-T-Shirts vom gerade laufenden Konzert. Was zeigt, dass seine Songs aus sechs Jahrzehnten mittlerweile absolute Klassiker sind. Dazu laufen auf dem Screen im Bühnenhintergrund auch Bilder aus seiner Hochphase in den Siebzigern. Damals, als er noch Cat Stevens hieß. Das änderte sich, als er 1977 zum Islam konvertierte und sich fortan Yusuf Islam nannte.
Stimmlich hat sich bei Yusuf/Cat Stevens kaum was verändert

Heute firmiert er offiziell unter dem Künstlernamen Yusuf/Cat Stevens. Stimmlich scheint sich aber kaum etwas geändert zu haben. Markant, weich und unverwechselbar klingt der Singer-Songwriter, wenn er seine Evergreens performt. Sich wahlweise auf der Akustik-Gitarre oder am E-Piano begleitet. Verstärkt durch seine vierköpfige Band plus zwei Backgroundsängerinnen.
Die Setlist macht sichtlich glücklich. Alle wippen mit, singen, sind ausgelassen. Für viele sind die zeitlosen Melodien eine Reise in die Vergangenheit, die zumindest im Rückblick einfacher schien. Die meisten der Lieder haben die Zuschauer ihr Leben lang begleitet. Selbst die Songs, die Yusuf/Cat Stevens covert. Unter anderem "Here Comes The Sun" von dem von ihm verehrten George Harrison. Und "Don't Let Me Be Misunderstood".
"Der nächste Song ist hier in Deutschland sehr populär"
Das größte der inflationären "Ohs" folgt übrigens auf seine Ansage: "Der nächste Song ist hier in Deutschland sehr populär." Und tatsächlich herrscht eine beinahe andächtige Atmosphäre, als er "Morning Has Broken" anstimmt. Wesentlich heiterer ist das folgende "Make The World Apart". Das erste Stück aus seinem am Freitag erscheinenden Album "King Of Land". Das erste mit frischen Tracks seit zehn Jahren. Ein weiterer daraus, "Like Mountains Do", ist textlich gottfällig. Er klinge, findet Yusuf/Cat Stevens, ziemlich nach George Harrison.
In jedem Fall ist der leicht groovende Sound Wellness für gestresste Seelen in unserer krisengeschüttelten Zeit. Kein Wunder, dass es für "Peace Train" besonders lang anhaltenden, warmen Applaus gibt.