Berlin. Wummernde Metal-Klänge, Synthesizer, und Lichtergeflacker – was wie die Beschreibung eines Heavy-Metal-Konzertes klingt, ist der Beginn der Show von Wincent Weiss am Montag in der Mercedes-Benz Arena. Angesichts der sonst eher seichten Musik des deutschen Popsängers überrascht dieser rockige Auftakt. Als dann „Lass uns leben wie ein Feuerwerk / Als wenn es nur für heute wär“ ertönt, können die Fans aufatmen: Sie sind wohl doch im richtigen Konzert gelandet. „Singt mit, feiert und habt Spaß“, fordert Weiss seine Fans im Konfettiregen auf. Lesen Sie auch: Diese Aussage von Wincent Weiss über Berlin überrascht
Bei „Hier mit dir“ spaziert er ins Publikum. Die Fans sind davon so überwältigt, dass die Mädels ihren Kreisch-Einsatz verpassen. Vermutlich schließen die Fans Weiss dank dieser Fannähe umso mehr ins Herz. Den Eindruck hat man zumindest während der folgenden Songs „Die guten Zeiten“ und „Wunder“: 10.000 Menschen schunkeln und singen gemeinsam die positiven Texte.
Wincent Weiss bei Konzert in Berlin: "Das geht mir langsam echt auf den Sack"
Auch die negativen Seiten des Lebens thematisiert Wincent Weiss: In „Was die Menschen nicht wissen“ plädiert er dafür, nicht immer alles von sich preiszugeben. Nach dem Song sagt er: „Gerade bei Social Media sind so viel Leute, die anonym haten und scheiße zu einem sind. Das geht mir langsam echt auf den Sack“. Deswegen sollte man sich, so Weiss, lieber auf die reale Welt fokussieren und sich immer wieder bewusst machen, dass man genauso richtig sei, wie man ist. Für diese Worte bekommt der Sänger tosenden Applaus.
Ähnlich viel Zustimmung erfährt er für seinen Song „Winter“. Ist das Konzert doch äußerst positiv gestartet, so bekommt es spätestens jetzt einen sentimentalen Touch. In dem Lied singt Weiss über seine Depression. Zu dem Refrain „Warum ist schon wieder Winter in mir? / Wie kann es sein, dass ich hier immer noch frier'?“ und der ruhigen Klaviermelodie passt auch das Bühnenbild: Kahle Bäume und Nebel strahlen die passende Düsternis aus.
Wincent Weiss in der Mercedes-Benz-Arena: Bitte mehr davon!
Danach wird es mit einem Medley, das bei Weiss inzwischen schon Tradition hat, wieder fröhlicher. Und in „Wo die Liebe hinfällt“ hört man schließlich eindeutig Weiss‘ heimliche Heavy-Metal-Liebe durch: Mit tiefer, kratziger Stimme singt er den Refrain und wird dazu von schnellen E-Gitarren-Sounds begleitet. Das Lied ist von Weiss‘ „Vielleicht Irgendwann“ Album, mit dem der Sänger aktuell auf Tour ist und auf dem er ein paar neue Töne anschlägt.
Auch wenn die Mädels in der ersten Reihe ältere Lieder wie „Nur ein Herzschlag entfernt“ und „Kaum erwarten“ - die jedes Deutsch-Pop-Klischee erfüllen - lauthals mitsingen, finden die neueren Lieder mit einem etwas anderem Stil nicht weniger Anklang. Ein bisschen Wandel tut dem Meer an sentimentalen Deutsch-Pop-Sängern offensichtlich ganz gut. Bitte mehr davon, Herr Weiss!