Philharmonie

Daniel Barenboim überzeugt als Klangmagier

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Mario-Felix Vogt
Daniel Barenboim bei den Philharmonikern.

Daniel Barenboim bei den Philharmonikern.

Foto: Stephan Rabold

Daniel Barenboim, Elina Garanca und die Philharmoniker sorgten mit Wagner und französischer Romantik für stehende Ovationen.

Ein interessantes Programm haben Daniel Barenboim und die Berliner Philharmoniker für das Konzert am Donnerstag in der Philharmonie zusammengestellt, es zeigt verschiedene Facetten spätromantischen Komponierens. Gabriel Faurés Suite „Pelléas und Mélisande“ verbindet Elemente der Spätromantik mit dem aufkeimenden Impressionismus, während Richard Wagners „Wesendonck-Lieder“ die deutsche Spätromantik in Reinform verkörpern. César Franck hingegen vereint in seiner einzigen Sinfonie die Klangsinnlichkeit der französischen Romantik mit der sinfonischen Form der deutschen Romantik. Stargast des Abends war die lettische Mezzosopranistin Elina Garanca, die den Vokalpart in den „Wesendonck-Liedern“ übernahm.

Das Werk basierte auf der Bühnenmusik für das gleichnamige Theaterstück von Maurice Maeterlinck. Daran fasziniert zum einen die unsentimentale, nie aufgesetzt wirkende Expressivität, zum anderen die schwebenden verschlungenen Linien in ihrer musikalischen Vieldeutigkeit. In diesem Stück konnte Barenboim seine Qualitäten als Klangmagier wunderbar ausspielen. Zur Sicherheit hatte man für ihn noch einen Stuhl aufs Dirigentenpodest gestellt, doch der wurde nicht benötigt, er zeigte sich gesundheitlich stabiler als noch vor einigen Monaten und dirigierte letztlich im Stehen. Farbenreich und sinnlich brachte er Faurés Suite zum Klingen, und bereitete einen fein-irisierenden Klangteppich für Albrecht Meyer an der Oboe oder Emanuel Pahud an der Flöte, die mit ihren Soli zu betören wussten.

Nicht ganz so gut gelang Francks Sinfonie. Zum einen wählte Barenboim wie bereits in seinem vergangenen Silvesterkonzert bei Beethovens Neunter sehr schleppende Tempi, zum anderen wirkte der Orchesterklang im ersten Satz in einer Art Dauer-Tutti über weite Strecken sehr aufgebläht. Dies besserte sich im zweiten Satz, hier überzeugten die Philharmoniker durch eine schöne klangliche Tiefenstaffelung, ein besonderes Glanzlicht setzte hier außerdem Dominik Wollenweber mit seinem herrlichen Englischhorn-Solo.

Sichtlich gerührt war Dirigent Daniel Barenboim beim Schlussjubel

Ganz in seinem Element war der Dirigent in Wagners „Wesendonck-Liedern“. Sie basieren auf fünf Gedichten von Mathilde Wesendonck, Wagners Muse in seinem Schweizer Exil. Einer tieferen Liebesbeziehung standen Mathildes Gatte Otto sowie Wagners Frau Minna im Wege. Diese brachte das Verhältnis auch zu einem plötzlichen Ende, nachdem sie einen Brief Wagners an Mathilde abgefangen hatte. Wagners persönliche Beziehungsdrama bildet die Grundlage für das Libretto seiner Oper „Tristan und Isolde“. Zwei Lieder aus diesem Zyklus bezeichnete Wagner ausdrücklich als Studien zu „Tristan und Isolde“ („Im Treibhaus“ und „Träume“).

Mit ihrem herrlich warmen Mezzosopran, der auch in der Höhe niemals Schärfe zeigte, brachte Elina Garanca die Lieder zum Klingen und ließ gelegentlich aufblitzen, dass Wagner vor allem auch ein Opernkomponist war. Dabei schuf Barenboim einen farbenreichen Hintergrund und sorgte für eine ideale klangliche Balance zwischen Solopart und Orchester. Das Publikum bedankte sich mit minutenlangen stehenden Ovationen, sichtlich gerührt verließ der Maestro anschließend die Bühne.