Axel Ranisch sprach im Zoo Palast über seinen Film „Ich fühl mich Disco“, in dem er seine eigene Jugend in Lichtenberg verarbeitet hat

Eigentlich müsste er ja in der Komischen Oper sein. Axel Ranisch inszeniert dort gerade das Händel-Oratorium „Saul“, das am 27. Mai Premiere hat. Aber für diesen Dienstag hat er allen freigegeben, um am Abend im Zoo Palast, in unserer Filmreihe „Hauptrolle Berlin“, seinen Film „Ich fühl mich Disco“ vorzustellen. Der ist jetzt zehn Jahre alt, deshalb kam der Regisseur auch nicht allein, sondern brachte seine halbe Familie mit. Und seine Filmfamilie gleich mit, was ja fast das Gleiche ist.

Spring wie eine Gazelle auf die Bühne. Das war als Scherz gemeint, aber Ranisch beherzigt das. Und dreht fast noch eine Pirouette. Schon damit hat er die Herzen erobert, wie auch mit seiner einnehmenden, warmherzigen Art. Er spricht davon, wie er mit seinem zweiten Film seine eigene Jugend nachgestellt hat. Wo er es, als pummeliger Sohn eines Vaters, der Wasserspringer trainierte, nicht leicht gehabt hat.

„Ich fühl mich Disco“ ist vor allem eine Vater-Sohn-Geschichte, weshalb die Mutti, als einziges bindendes Glied zwischen ihnen, im Film ins Koma fällt. Das war nicht autobiographisch, sondern der Dramaturgie geschuldet. Die Mama sitzt nun ebenfalls im Publikum. Aber so konnte die Beziehung zum Vater intensiver gezeigt werden.

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Schwieriege Vater-Sohn-Bezeihung: „Ich fühl mich Disco“ mit Frithjof Gawenda (r.) und Heiko Pinkowski.
Schwieriege Vater-Sohn-Bezeihung: „Ich fühl mich Disco“ mit Frithjof Gawenda (r.) und Heiko Pinkowski. © dpa | picture alliance

Ranischs Vaters fand die Premiere des Films vor zehn Jahren schrecklich, wie der Filius gesteht. Weil er dachte, die Leute lachten über ihn. Die Mutter musste ihn überzeugen, dass das doch ganz andere Figuren waren. Und irgendwie war der Vater ja trotzdem stolz auf den Sohn.

Ranisch hat auch in dem Kiez gedreht, in dem er selbst aufgewachsen ist und immer noch lebt: in Lichtenberg. Ein im Kino weitgehend unbekanntes Terrain. Das sonst eher in Vorabendserien vorkommt, als Terrain für Kleinkriminelle. Dem wollte er was entgegensetzen, meint er, denn er liebe seinen Kiez. Und das merkt man dem Film auch an. Der kam übrigens im Ausland noch besser an als daheim. Dort hätten die Zuschauer noch mehr gelacht. Und verstanden haben ihn alle. „Plattenbauten“, so Ranisch, „gibt es überall.“ Und sie sähen auch überall genauso aus.

Als nächstes läuft in unserer Filmreihe am 6. Juni „Ich bin dein Mensch“. Zu Gast sind dann Hauptdarstellerin Maren Eggert und Regisseurin Maria Schrader.