Über 25 Jahre danach: Zur Präsentation von „Das Leben ist eine Baustelle“ im Zoo Palast bringt Wolfgang Becker das halbe Filmteam mit.

Seit die Berliner Morgenpost gemeinsam mit dem Zoo Palast die Filmreihe „Hauptrolle Berlin“ veranstaltet, also seit immerhin siebeneinhalb Jahren, wollten wir „Das Leben ist eine Baustelle“ von Wolfgang Becker aus dem Jahr 1997 zeigen. Doch nie war es möglich, weil der Film noch nicht digitalisiert war. Am gestrigen Dienstag war es endlich soweit.

Und um den über 25 Jahre alten Film vorzustellen, kam nicht nur Regisseur Becker, er brachte gleich mehrere Überraschungsgäste mit: seinen Ko-Drehbuchautor Tom Tykwer, den Produzenten Stefan Arndt, Ausstatter Claus-Jürgen Pfeiffer und Hauptdarsteller Jürgen Vogel. Außerdem kam noch Dani Levy, der mit Becker, Tykwer und Arndt 1994 die Produktionsfirma X Filme gegründet hat. Alle vier zusammen, das haben sie nicht mal zu ihrem 25-jährigen Firmenbestehen geschafft.

Die Autoren brüten Monate über dem Drehbuch, die Tochter will lieber spielen

Umso herzlicher war das Treffen. Zumal auch noch Beckers Tochter da war, die damals, wie Tykwer dem Publikum amüsiert erzählt, immer am Boden herumkrabbelte, als die beiden Autoren über ihrem Skript brüteten. Und meckerte, sie sollten doch lieber mit ihr spielen, das Schreiben sei langweilig. Und Tykwers damalige Lebensgefährtin beschwerte sich, er solle doch Becker heiraten Weil er nur mit ihm herumhing – und anderthalb Jahre lang an einem Film schrieb, der ja doch nie fertig werden würde.

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Das Team spricht vor dem Publikum amüsiert über die Entstehung des Films.
Das Team spricht vor dem Publikum amüsiert über die Entstehung des Films. © FUNKE Foto Services | Jörg Krauthöfer

Wurde er doch! Und er hat sogar Filmgeschichte geschrieben. Denn damals, daran erinnert dann Jürgen Vogel, waren deutsche Filme meist Beziehungskomödien aus München, die in einer entrückten Welt spielten. Plötzlich aber spielte ein Film in Berlin, und zwar in der unteren Schicht, die sonst im deutschen Kino so gar nicht vorkam.

Das war auch mit ein Grund, X Filme zu gründen, wie die Gründungsväter betonen. Weil Schluss sein sollte mit dieser Art von Kino, weil sie echte Geschichten erzählen wollten. Und „Das Leben ist eine Baustelle“ löste das fulminant ein. Und war auch insofern eine Pioniertat, weil Berlin bald schon Deutschlands Filmstandort Nummer Eins werden sollte.

Für alle ist der Abend besonders. Für Jürgen Vogel aber ist er schrecklich

Für alle ist es besonders, noch einmal den Film zu sehen. Nur für Jürgen Vogel nicht. „Ich hatte damals noch lange Haare“, meint der Glatzkopf, „das ist schwierig für mich“. Auch Hauptdarstellerin Christiane Paul wäre gern gekommen, sie dreht aber derzeit in London und lässt grüßen. Sie rufe regelmäßig an, gesteht Becker, „und fragt, wann endlich der zweite Teil gedreht würde“. „Dann auch mit mir?“, hakt Vogel nach. „Oder mit Daniel Brühl? Das muss man ja wissen.“

Als Nächstes wird in unserer Filmreihe Reihe am 2. Mai der Coming-of-Age-Film „Ich fühl’ mich Disco“ gezeigt. Zu Gast ist dann Regisseur Axel Ranisch.