Ausstellung

Das Altertum leuchtet: Liam Gillick im Pergamonmuseum

Der assyrischen Reliefs aus dem 9. Jahrhundert v. Chr. werden langsam mit farbigem Licht koloriert.

Der assyrischen Reliefs aus dem 9. Jahrhundert v. Chr. werden langsam mit farbigem Licht koloriert.

Foto: Maurizio Gambarini / FUNKE Foto Services

Mit Licht und Sound vermisst der britische Künstler Liam Gillick die berühmten Altertümer des Pergamonmuseums neu.

Zu den vielen Prunkstücken des Pergamonmuseums auf der Museumsinsel gehören assyrische Friese aus der altorientalischen Stadt Nimrud, datiert auf das 9. Jahrhundert vor Christus, für Berlin erworben vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861). Im Rahmen der Ausstellung „Filtered Time“ lässt der britische Künstler Liam Gillick auf ihnen per Lichtprojektion eine lange verloren gegangene Farbfassung zum Leben erwachen – und das langsam: Die Buntheit setzt sich im Lauf von zwei Minuten aus zunächst unscharfen Schemen zusammen. Der Blick in die tiefste Vergangenheit weckt Assoziationen an das Erwachen aus einem Traum.

Gillick, der 2009 den Deutschen Pavillon bei der Biennale von Venedig gestaltete, hat in einer Zusammenarbeit des Hamburger Bahnhofs – Nationalgalerie der Gegenwart und des Vorderasiatischem Museums und Museums für Islamische Kunst zahlreiche Artefakte des Ausstellungshauses mit Licht- und Soundinstallationen versehen und sie dadurch mehrfach neu sichtbar gemacht: Als charismatische Zeugnisse in eigentlich fremder Umgebung und als Sendboten ferner, in der Zeit versunkener Kulturen. Die Statue des in der Südosttürkei ausgegrabenen Wettergottes Hadad erhält mit der Sonnenfarbe und den in kühlem Blau erstrahlenden Augen die Aura einer Filmfigur, die auf die museale Umgebung zurückwirkt und Reflexionen über ihren auch künstlichen, auf den Effekt berechneten Charakter auf den Plan ruft.

Das Pergamonmuseum, das jährlich mehr als eine Million Menschen anzieht, wird am 23. Oktober wegen Sanierungsarbeiten für vier Jahre vollständig schließen. Einige Bereiche werden erst wieder ab 2037 vollständig zugänglich sein.

( Felix Müller )