Performance

Wenn im Theater das Licht ausgeht und das Stöhnen beginnt

| Lesedauer: 3 Minuten
Alanza Schmidt
Das Berliner Künstlerinnen-Kollektiv „Aba Naia“.

Das Berliner Künstlerinnen-Kollektiv „Aba Naia“.

Foto: Mari Vass

Die Postporn-Clown-Performance „We Can Do It Moaning“ kehrt ins English Theatre nach Kreuzberg zurück.

Mit der Wiederaufnahme von „We Can Do It Moaning“ aus dem Jahr 2020 kehrt die Postporn-Clown-Performance ins English Theatre nach Kreuzberg zurück. Zuvor sind die Theaterleute mit ihrem Stück auf dem „Berlin Performing Arts Festival”, „Read Pearl Clown Festival” in Helsinki und „Hundertpro Festival“ in Müllheim an der Ruhr aufgetreten. Die erste Aufführung am Donnerstag ist bereits ausverkauft, denn das Publikum weiß, dass die brasilianisch-finnisch-deutsche Darbietungsgruppe „Aba Naia“ auf der Bühne bekanntlich nichts anbrennen lässt.

2017 gründeten die Schauspielerinnen Kysy Fischer, Rafuska Marks und Teija Vaittinen mit Dramaturgin Jaika Bahr in unserer Hauptstadt ihr Kollektiv. Inspiriert von Berlins sexpositivem Flair und kultigen Szeneclubs wie dem „KitKat” wollen sie gezielt mit ihrer Theaterkunst die patriarchalisch geprägte Gesellschaft herausfordern und der Tabuisierung feministischer Sexualität ein Ende setzen. Dazu braucht das Trio vorerst nicht viel mehr als einen weißen Raum und ein paar Mikrofone: Das Licht geht aus und ein theatralisches Stöhnkonzert der Drei füllt den Raum. Das Publikum lacht aus Verlegenheit, schließlich ist einem die Situation anfangs noch recht unangenehm. Lust, Sex und Erotik bleiben in unserer Gesellschaft oft dann doch lieber hinter geschlossenen Türen verborgen. Aber genau diese Barriere möchte die Regisseurin Kysy Fischer mit ihrem Stück aufbrechen.

Dafür verwendet sie die sogenannte „Theatre Clowning“-Methode, eine Aufführungstradition, die sich in den letzten Jahren auch stark in der Performancekunst etablieren konnte. Der clowneske Auftritt hilft den Darstellern Hemmungen zu überwinden, sich auf Gefühle intensiver einzulassen und mit dem Publikum auf spielerische Art und Weise in Kontakt zu treten. Teile der Handlung werden auch aus dem Stegreif improvisiert.

Es wird über den Ursprung von Stöhn-Geräuschen diskutiert

Wo das Stöhn-Geräusch ihren genauen Ursprung hat, diskutieren Fischer, Marks und Vaittinen einleitend auf der Bühne: Bereits Babys kommunizieren ihre Bedürfnisse anhand stöhnender Laute. In der Pornografie bringt die reizvolle Akustik den steigenden Libido des Partners zum Ausdruck. Auf der Bühne kommt es zu viel Bewegung, pornotauglicher Verbalerotik, Sauereien und einer Videoübertragung, die das Stöhnen live aus dem Mundinneren auf die Leinwand überträgt. Auch der zuständige Techniker Erik wird in die Handlung fest mit einbezogen. Er trägt neben seiner schwarzen Latzhose eine rosafarbene Latexmaske und ein Lederhalsband, was eine klare Anspielung auf die Fetischszene ausdrückt.

Im Publikum sitzt Laura Méritt, feministische Linguistin, Gender-Aktivistin und ein bekanntes Gesicht der Berliner Queer-Szene. Die Initiatorin des „PorYes“-Awards (Feminist Porn Award Europe) verrät, dass „We Can Do It Moaning“ im Oktober gute Chancen hat, einen Preis zu gewinnen. Doch davor wird „Aba Naia“ ein ganz neues Stück vorstellen: Im Sommer wird in den „Uferstudios“ der weibliche Körper in ihrem neusten Werk thematisch im Mittelpunkt stehen. Die Proben dafür beginnen bereits Anfang nächster Woche.