Vor gut zwei Jahren erregte die französische Schriftstellerin Emma Becker Aufsehen, als sie ihre persönlich gemachten Erfahrungen in einem Berliner Bordell in dem autofiktionalen Roman „La Maison“ verdichtete. Das Etablissement in einem sehr bürgerlichen Haus zeigte sich dabei als behaglicher Ort, in dem sich die Frauen gemütlich in ihrem Doppelleben einrichteten. Das Buch wurde ein Bestseller und bekam zahlreiche Preise.
Die wird die jetzige Verfilmung unter dem leicht verruchten Titel „La Maison – Haus der Lust“ nicht gewinnen. Aber nicht, weil der Stoff so schlecht wäre, sondern weil Regisseurin Anissa Bonnefont sich nicht von ihm lösen kann.
„La Maison – Haus der Lust“: Die Kunst des Cunnilingus
Brav arbeitet sie die Stationen der 27-jährigen Autorin Emma (Ana Girardot) ab, die sich unter dem Pseudonym Justine in die Welt der Prostituierten begibt, nebenbei mit ihrem besten Freund schläft und sich Vorhaltungen ihrer jüngeren, reineren Schwester im Waschsalon (!) anhört.
Ansonsten sehen wir für einen Erotikfilm erstaunlich unsinnlich, wie Emma ihre tatsächlich meist sympathischen Klienten, nun ja, abarbeitet: den Amerikaner, den seine Frau nicht mehr ranlässt; den Gentleman-Arzt, der als Gegenleistung auch mal ein Rezept springen lässt. Oder den zerstreuten Typ Professor, den sie in die Kunst des Cunnilingus einführt.
„La Maison – Haus der Lust“: Flucht in eine Parallelwelt
Das Problem des Films ist dabei weder seine Freizügigkeit noch eine Idealisierung der Kunden (tatsächlich wird Justine von einem gequält), sondern dass er keine Haltung zur Handlung hat. Der Körper als Machtmittel der Frau über den Mann, die Prostitution als Weg weiblicher Selbstbestimmung, die Flucht in eine Parallelwelt als Überlebensmittel. Das wird alles nur in kurzen Sätzen angedeutet.
Dem Film fehlt es zudem nicht nur an jedwedem Berlin-Flair (parliert wird in einem wilden Gemisch aus Deutsch, Englisch und Französisch), sondern schlichtweg an einem Konflikt. So hätte etwa die Angst Emmas, von ihren so offenherzigen Kolleginnen als Undercover-Hure enttarnt zu werten, eine schöne Geschichte gegeben. Doch leichte Probleme werden hier schnell beim gemeinsamen Tortilla-Essen – immerhin serviert von Almodóvar-Muse Rossy de Palma – gelöst. Der Rest ist erregungsfreies Lakenwälzen.