Neu im Kino

Der einsame Ermittler von Paris: „Maigret“

Felix Müller
Wach und traurig: Maigret (Gérard Depardieu).

Wach und traurig: Maigret (Gérard Depardieu).

Foto: Plaion Pictures

Gérard Depardieu spielt die Legende unter den literarischen Kommissaren: Patrice Lecontes „Maigret“.

Man hat Gérard Depardieu in den vergangenen Jahren selten mit so zurückgenommenem, introvertierten Spiel auf der Leinwand gesehen. Sein Maigret, der hier in einem grauen, unwirtlichen Paris ermittelt, sei es am Quai des Orfèvres oder im Batignolles-Viertel, scheint trotz des voluminösen Körpers in seinem Mantel fast zu verschwinden. Er sagt kein Wort zu viel, auch nicht zu seiner Frau (Anne Loiret) – obwohl sein aktueller Fall doch auch sie angehen würde, weckt er doch quälende Erinnerungen an etwas, das vor 20 Jahren geschah. Aber Maigret bleibt mit seiner Traurigkeit meistens allein.

Regisseur Patrice Leconte, der 1989 mit „Die Verlobung des Monsieur Hire“ schon einmal einen der 75 Maigret-Romane des Belgiers Georges Simenon adaptierte, schickt seinen Ermittler in eine Stadt der Einsamkeit, in der die Nachbarn nichts voneinander wissen. Auf ärztlichen Rat muss Maigret sogar auf seine geliebte Pfeife verzichten, während er den Tod einer jungen Frau aufzuklären versucht. Man hat sie erstochen aufgefunden – es passt zu ihr, dass anfangs nicht einmal ihr Name herauszufinden ist. Sie lebte allein, hatte nicht viel Geld und trug am Abend ihrer Ermordung doch ein seltsam glamouröses Kleid. Welche Verbindungen hat sie zur Pariser Bohème?

Leconte erzählt hier einen ästhetisch stimmigen Kriminalfall in der Tradition des film noir, in dem sich Gérard Depardieu als legitimer Erbe von Maigret-Darstellern wie Jean Gabin oder Jean Richard erweist.