Auf den beiden Schubern stand nur der Vermerk „Muskau“, und sie enthielten eine Sensation. Als die Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau im Frühjahr 2018 eine Sonderausstellung über das Wirken von Friedrich von Oranien-Nassau in der 1846 von ihm gekauften Oberlausitzer Standesherrschaft Muskau vorbereitete, erhielt sie von dessen Nachfahren den Hinweis auf die Mappen aus dem Familienbesitz. Darin fanden sich 74 Aquarelle des Muskauer Parks, signiert vom Berliner Architektur- und Theatermaler Carl Georg Anton Graeb (1816-1884). Von ihnen hatten die Kunsthistoriker bislang nur in der Theorie gewusst. Es gab zwar einen Brief des Prinzen Friedrich an seinen Cousin Friedrich Wilhelm IV., der den Auftrag an Graeb erwähnte, auch die Ausstellung der Aquarelle im Berliner Kunstverein im Dezember 1859 war schriftlich dokumentiert. Von den Bilder selbst aber fehlte jede Spur. Nun zeigten sie wieder die lieblichen Konturen des Parks im Reichtum leuchtender Farben.
Eines Parks, der mit 830 Hektar Gesamtfläche der größte Landschaftspark Zentraleuropas im englischen Stil ist und seit 2004 auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes steht. Der Standesherr von Muskau, Fürst Hermann von Pückler-Muskau, hatte ihn 1815 anlegen lassen, bevor er unter den Nachbesitzern, darunter Prinz Friedrich, erweitert wurde. Der Oranier war es auch, der 1852 Carl Eduard Adolph Petzold zum Park- und Gartendirektor machte. Petzold, der in seinem Leben 174 Parks und Gartenanlagen konzipierte, führte die Anlage im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts zu einer Blüte, die man sich bis dato nur in der Fantasie hatte ausmalen können.
Ein einzigartiges Zeugnis eines historischen Gartens in Deutschland
Bis zu dem Fund der Aquarelle, von denen eine Auswahl von 14 Exemplaren nun für einen Tag in einer Pop-up-Ausstellung im Studiensaal des Kupferstichkabinetts für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird – nur an diesem Freitag. Parkdirektor Cord Danning, Geschäftsführer und Parkdirektor der Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau, beschreibt die Bilder als einzigartiges Zeugnis eines historischen Gartens in Deutschland.
Die Ausstellung ist nicht nur in gartenbauhistorischer Hinsicht interessant. Aus Berliner Perspektive ist sie darüber hinaus eine Würdigung des Künstlers Carl Graeb, einem Meister auch in der Darstellung von Innenräumen und architektonischen Ensembles. Graeb, der an der Berliner Akademie unter anderem bei Carl Blechen studierte, wurde 1851 zum Hofmaler unter Friedrich Wilhelm IV. ernannt. In Berlin befinden sich zahlreiche seiner Arbeiten, darunter „Die Spandauer Straße mit der alten Gerichtslaube am alten Rathaus in Berlin“ und eine Darstellung des Schlosses Sanssouci mit den beiden Fontänen auf der oberen Terrasse. Die Bilder fallen vor allem durch ihre suggestive Lichtstimmung und eine vitale Farbigkeit ins Auge, der die Zeit kaum einen Schaden zufügen konnte.
Studiensaal des Kupferstichkabinetts, Matthäikirchplatz, Tiergarten. Geöffnet am 24. März von 10-16 Uhr. Der Eintritt ist frei.