Narzissmus sei wichtig, um im Leben vorwärtszukommen, erklärt Signe einer Freundin. „Warum arbeitest du dann noch immer im Coffeeshop?“, fragt diese trocken zurück. Signe und Thomas sind ein junges Paar in Kopenhagen, dass sich in Sachen Selbstdarstellung laufend gegenseitig überbieten.
Thomas klaut Designermöbel, die er zu Skulpturen zusammensetzt und damit bald in angesagten Galerien und Trendmagazinen landet. Signe reagiert zunehmend neidisch, wenn sie nicht gebührend im Mittelpunkt steht. Als sie spontan vorm Café einer schwer verletzten Frau hilft, gilt der blutverschmierten Signe plötzlich alle Aufmerksamkeit. Und bald schmückt sie den Vorfall mit immer wilderen Details zu ihrer Heldinnengeschichte aus.
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Im Internet stößt sie auf ein russisches Medikament, das wegen starker Nebenwirkungen verboten wurde und drängt ihren Kleindealer, das Zeug zu besorgen. Zunächst bekommt sie nur ein bisschen Hautausschlag, nach einer bewussten Überdosis muss sie mit Geschwüren im Gesicht in die Notaufnahme. Endlich wird sie beachtet, schafft es mit ihrer Selbstverstümmelung in die Medien. Doch die körperlichen Reaktionen lassen sich ebenso wenig kontrollieren wie ihr zunehmender Realitätsverlust.
Kristoffer Borglis Horrorfarce „Sick of Myself“ lebt vor allem von der Faszination des Fremdschämens. In seiner Sozialkritik erinnert das Regiedebüt an Ruben Östlunds Satiren „Triangle of Sadness“ und „The Square“. Wie diese ist auch Borglis Film alles andere als subtil, dabei aber weniger albern und gnadenlos gallig.
Horrorkomödie Norwegen 2022, 97 min., von Kristoffer Borgli, mit Kristine Kujath Thorp, Eirik Sæther