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MaerzMusik: Singen, schreien und tanzen

| Lesedauer: 2 Minuten
Mario-Felix Vogt
Das Programm „On Being Human as Praxis“ beim Festival MaerzMusik.

Das Programm „On Being Human as Praxis“ beim Festival MaerzMusik.

Foto: Camille Blake

Vokalistin Elaine Mitchener prägte das Programm „On Being Human as Praxis“ im Haus der Berliner Festspiele.

Mit einer ausdrucksstarken experimentellen Performance präsentierte sich die Vokalistin Elaine Mitchener am Sonntag beim Festival MaerzMusik, unterstützt von Tänzern und dem Neue-Musik-Ensemble manufaktur für aktuelle musik. „On Being Human as Praxis“ war der Titel der Aufführung. Für diese hatte Mitchener fünf Komponisten mit afrodiasporischem und europäischem Background eingeladen, Werke für Stimme und Ensemble zu komponieren, die von Ideen und Texten der jamaikanischen Schriftstellerin; Philosophin und Feministin Sylvia Wynter (Jahrgang 1928) inspiriert sind.

Zwei Stücke stammten von Saxofonisten des experimentellen Creative Jazz: Von dem Briten Jason Yard und der Chicagoerin Matana Roberts, die 2016 beim Jazzfest Berlin mit einem Stück über Pina Bausch große Beachtung fand. Ein weiteres Werk steuerte der aus Bayern stammende Komponist Laure M. Hiendl bei, der über queeres Komponieren promovierte. Sein Stück brachte im Gegensatz zu den anderen Werken auch elektronische Klänge ins Spiel. Daran schloss sich ein Liedzyklus der britischen Komponistin Tansy Davies an, die sich für ihre Musik auch von der Energie des Schamanismus inspirieren lässt. Den Schlussteil der Performance bildete ein Werk des New Yorker Komponisten George Lewis, der sich auch wissenschaftlich mit neuesten Techniken und Verfahren interaktiver Improvisation beschäftigt.

Das Publikum wurde bei der Performance hinter der Bühne platziert

Die Performance brachte einige Besonderheiten mit sich. So fand diese zwar im Großen Saal des Festspielhauses statt, allerdings saß das Publikum hinter der Bühne und guckte somit aus dem Backstage-Bereich auf das Geschehen. Eine weitere Spezialität bestand darin, dass die sechs Musiker zusätzlich zu den beiden „hauptamtlichen“ Tänzern gelegentlich ebenfalls tanzten und performten. Absolut im Zentrum des Geschehens als Sängerin, Stimmkünstlerin und Performerin stand die britisch-afro-karibische Musikerin Elaine Mitchener. Sie rezitierte, sang, schrie, fauchte und kreischte auf vielfältigste Art und Weise, es war phänomenal, welche Töne und Klänge sie ihrer Kehle entlockte und welche Ausdauer sie für die einstündige Performance mitbrachte.

Die exzellenten Ensemblemusiker kommentierten ihre vokalen Einlagen ebenfalls mit Klängen, deren Spektrum vom schönen vibratoreichen Geigenton bis zu schnatterigen Sounds der Bassklarinette reichte. Dafür gab es vom Publikum zu Recht kräftigen Applaus.