Klassik

Geister-Duo: Russische Volksweisen und französischer Duft

| Lesedauer: 2 Minuten
Mario Felix-Vogt
Das Geister-Duo mit David Salmon (l.) und Manuel Vieillard.

Das Geister-Duo mit David Salmon (l.) und Manuel Vieillard.

Foto: Jean-Baptiste Millot

Mit pianistischer Brillanz und voller Poesie überwältigte das französische Geister-Duo sein Publikum in der Philharmonie.

Das Geister-Duo gehört zur Weltelite der Klavierduos. 2021 gewannen es den ersten Preis beim renommierten ARD-Musikwettbewerb in München, am Sonnabend präsentierte es sich beim erstmalig stattfindenden Berlin Piano Duo Festivals. Für ihr Philharmonie-Debüt hatten die beiden jungen Franzosen David Salmon und Manuel Vieillard ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Sie starteten mit Igor Strawinskys Musik zum Ballet „Petruschka“, während die zweite Konzerthälfte ganz im Zeichen von Maurice Ravel stand.

Bereits nach den ersten paar Takten von „Petruschka“ war klar, dass man Zeuge einer Sternstunde pianistischen Musizierens erleben würde. Bei diesem Werk sind die Interpreten besonders gefordert, da hier musikalisch völlig konträre Charaktere nachgezeichnet werden müssen. Zum einen gibt es ein mechanisch-motorisches Element, das durch die Marionetten verkörpert wird, die in dem Stück zum Leben erwachen, zum anderen verarbeitet Strawinsky in „Petruschka“ auch russische Volksweisen. Den beiden französischen Pianisten gelingt es ausnehmend gut, diese beiden Elemente herauszuarbeiten. Kraftvoll, doch nie brutal hämmern sie die Figuren des „Russischen Tanzes“ in den Flügel, an anderer Stelle hingegen agieren sie sehr klangsinnlich, etwa beim „Volksfest in der Butterwoche“.

Die beiden Pianisten lernten sich in Paris während des Studiums kennen

Was das Zusammenspiel betrifft, agierten die beiden Pianisten wie eine Person. Bei wenig aufeinander eingespielten Duos kommt es schnell zum gefürchteten „Klappern“. Davon konnte bei den Franzosen keine Rede sein. Auch heikle Passagen waren phänomenal synchron und klanglich fantastisch ausbalanciert. David Salmon und Manuel Vieillard ticken musikalisch sehr ähnlich. Nach gemeinsamen Studienjahren in Paris sind sie nun in der Meisterklasse des weltweit gefeierten Klavierduos Tal & Groethuysen am Salzburger Mozarteum, um sich dort den letzten Schliff zu erwerben.

Auf welch hohem Niveau sie sich jetzt schon befinden, zeigten sie auch bei Ravel. Was die Franzosen für vielfarbig schillernde Klänge in der „Daphnis et Chloé“-Suite aus dem Flügel zauberten, war schlichtweg sensationell, bisweilen glaubte man ein Glockenspiel, balinesische Gamelan-Instrumente oder eine Celesta zu hören. Auch Ravels „La valse“ interpretierten sie mit Schmäh und Schmiss, hier hätte man sich manches vielleicht noch etwas grotesker und wilder vorstellen können. Am Schluss gab es im leider nur halbgefüllten Kammermusiksaal der Philharmonie zu Recht stehende Ovationen für die beiden Franzosen, diese bedankten sich mit einem klangschön gestalteten Satz aus Ravels Suite „Ma mère l’oye“.