Eigentlich war der „Shazam!“-Film vor vier Jahren ja eine Parodie auf die grassierende Comichelden-Filmflut, die einfach nicht abebben will. Über all diese überladenen, effektegetriebenen Blockbuster also mit Superhelden, Superkräften und superseltsamen Anzügen. „Shazam!“ hat das Comic-Kino ein bisschen als Kinderkram entlarvt. Weil hier ein kleiner Junge, der elternlose Billy (Asher Angel), sich immer, wenn er das titelgebende Zauberwort ausrief, in einen erwachsenen Superhelden (Zachary Levi) verwandelte – sich aber weiterhin ziemlich kindisch verhielt.
Damit ist die Bodyswitch-Komödie auch in diesem Genre angekommen. Und der Schlussgag war, dass die fünf Halbgeschwister von Billys Adoptivfamilie ebenfalls Helden wurden. Super im Sixpack! Auch das eine Parodie: auf all die Formationen der Marvel-Helden in „Avengers“ und den DC-Kollegen in „Justice League“. Dass „Shazam!“ 2019 so einschlug, lag wohl daran, dass er sowohl die Comic-Fans unterhielt als auch all die, die diesem Kino eher wenig abgewinnen können.
Aber wie das so ist: Hat ein Film erst mal Erfolg, muss es eine Fortsetzung geben. Und die kommt am 16. März in unsere Kino. „Shazam! Fury of the Gods“ ist freilich etwas normaler geworden, weil jetzt halt noch ein weiteres Superteam die Welt rettet. Bemerkenswert ist vor allem eins: Während erwachsene Stars solche Superrollen über längere Zeit spielen können, sind die sechs Kinder aus Teil Eins nach nur vier Jahren nun in der Pubertät und haben ganz andere Probleme. Den Stimmbruch etwa. Oder erste Schmetterlinge im Bauch.
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Das freilich kennt man schon aus den jüngeren „Spider-Man“-Epen. Ist also nicht mehr gar so witzig. Und trotz der Sechsergruppe spielen auch in Teil Zwo Billy und sein leicht gehbehinderter Halbbruder Freddy (Jack Dylan Grazer) die Hauptrollen, die anderen vier sind Nebenfiguren.
Für die Gegenspieler hat man tief in die antike Mythologie gegriffen
Und alle werden halt nur von Nachwuchsdarstellern gespielt. Das hat deutlich weniger Thrill, als wenn veritable Hollywood-Stars wie ein Robert Downey Jr. oder Chris Hemsworth sich in die eng anliegenden Anzüge zwängen.
Für den Star-Nimbus müssen die Bösen sorgen. Dafür hat man tief in die antike Mythologie gegriffen und die drei Töchter des Titanen Atlas entdeckt: Hespera (Helen Mirren), Kalypso (Lucy Liu) und Anthea (Rachel Zegler, die Maria aus Spielbergs „West Side Story“).
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Die ungleichen Schwestern sind hinter dem Shazam-Zauberstab her, den Billy als Superheld im ersten Teil zerbrochen hat. Wobei auch Anthea sich mit bürgerlicher Fassade tarnt – und ausgerechnet der ungelenke Freddy sich in der Schule in sie verliebt. Was aber schon bald im Einerlei des genre-typischen Effektebrimboriums untergeht.
Viel Aufwand und Krach, aber weit nicht so ironisch wie der erste Teil
So belegt auch Teil Zwei dieser Shazamerei nur, dass das Comic-Kino seinen Zenit irgendwie überschritten hat, dass es nichts Neues mehr zu bieten hat, aber stets weiter Reibach machen will. Dass dabei die große Charaktermimin Helen Mirren mitwirkt, die gerade erst auf der Berlinale als Golda Meir bestach, ist verschenkt.
Und am Ende trauen die Filmemacher ihren eigenen Patchwork-Helden nicht ganz. Und bieten noch eine Vertreterin der echten „Justice League“ auf („Shazam!“ gehört ja wie diese zum DC-Comic-Imperium). Viel Aufwand, viel Action, viel Krach und Krawall. Aber die ironische zweite Ebene bröckelt hier mehr als die stets zum Zerbröseln verurteilten Kulissen.
Comic-Film USA 2023, 130 min., von David F. Sandberg, mit Zachary Levi, Asher Angel, Helen Mirren, Lucy Liu, Djimon Hansou, Rachel Zegler