Nein, ein Lächeln will dem Brautpaar auf dem Hochzeitsfoto nicht gelingen. Es ist ja auch eine arrangierte Ehe. Der stille Bauer Ma (Renlin Wu) ist das jüngste von vier Kindern, ergo überzählig, Guiying (Hai-Qing) ist leicht behindert. Beide sind nur Ballast für ihre Familien. Da scheint die Zwangsverheiratung die beste Lösung. Um sie loszuwerden.
Aber dann das Wunder: Die beiden finden gerade darin zusammen, dass sie immer nur Ausgrenzung und Demütigung erfahren haben. Langsam und scheu nähern sie sich an. Leben auf. Und lächeln dann doch. Ein Sinnbild für ihr kleines Glück wird das einfache Haus, das sie bauen, ganz allein, ohne fremde Hilfe.
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Der chinesische Regisseur Li Ruijun dreht all seine Filme bewusst fern von den großen, glitzernden Metropolen seines Landes. „Return to Dust“ spielt in der ärmsten Provinz Gaotai. Dort wirkt das Leben noch archaisch, wie aus einem anderen Jahrhundert. Aber der wirtschaftliche Wandel der Volksrepublik macht vor niemandem Halt – und bedroht bald auch das kleine Glück und ihre Scholle Land, auf die gierige Spekulanten schielen.
„Return to Dust“ lief auf der Berlinale 2022 und kommt nun in die Kinos. Zumindest hierzulande. Die chinesische Zensurbehörde hatte den Film erst durchgewunken, zog ihn dann aber aus den Kinos zurück. Er erzählt wohl zu viel über die verarmte Landbevölkerung, über krasse soziale Gegensätze und korrupte, willkürliche Beamte. Ein schonungsloser Blick auf China, aber mit starken, poetischen Bildern.