Um seinen Film „Seneca“ zu drehen, hat Regisseur Robert Schwentke sehr viele Schriften studiert – zuallererst die des antiken Philosophen, Dramatikers und Naturforschers selbst. Daraus entstand ein Skript, das sehr viel Text enthielt, der vor allem vom Akteur der Titelrolle auswendig gelernt werden musste: John Malkovich. Auf der Pressekonferenz der Berlinale erzählte er, dies sei schon ziemlich anstrengend gewesen – „er redet ja die ganze Zeit“.
Schwenkte geht es nicht um eine visuelle Leistungsschau, sondern um eine schauspielerische – der Text steht im Vordergrund, und die Besetzungsliste liest sich eindrucksvoll: In Nebenrollen sind Schauspieler wie Samuel Finzi, Geraldine Chaplin, Wolfram Koch und Lilith Stangenberg zu sehen. Malkovich sagt, er habe allein „zwei Monate für das Auswendiglernen aufgebracht, weil es eigentlich mehr oder weniger eine Art 90-Seiten-Monolog ist“. Der Film wurde 2021 an Originalschauplätzen in Marokko gedreht.
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Darin spielt Malkovich den Ziehvater und Vordenker des späteren Kaisers Nero, der in der vielleicht besten Nebenrolle von Tom Xander als Peter-Ustinov-haftes Herrscherbaby zum Leben erweckt wird. Nachdem ein Attentat auf ihn gescheitert ist, meint Nero in seinem aus Willkür und Paranoia zusammengebrauten Wahn in Seneca einen Drahtzieher zu erkennen – und sendet einen Boten, der den Philosophen zum Suizid auffordert, andernfalls werde er einen viel grausameren Tod erleiden.
Darin liegt eine Herausforderung für die stoische Lebenshaltung, die Seneca lebenslang zur Schau getragen hat. Der Freundeskreis um ihn ergreift nach und nach die Flucht, während er mit dem herannahenden Ende hadert, in das er auch seine Frau Paulina (Lilith Stangenberg) mit hineinziehen will.