Jugendtheater

„Wartrix“: Jugendliche gehen gegen Gewalt auf die Bühne

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Lara Le Claire
Nicht ist so, wie es scheint: Szene aus dem Stück „Wartrix“.

Nicht ist so, wie es scheint: Szene aus dem Stück „Wartrix“.

Foto: Abdulmajid Sewadi

In Reinickendorf haben junge Menschen ein Stück gegen Gewalt entwickelt – inspiriert vom Film „Matrix“.

Die Theatergruppe des Reinickendorfer Kinder- und Jugendzentrums Laiv setzt jährlich mit einem Theaterstück ein Zeichen gegen Gewalt. Das Stück „Wartrix“ setzt sich mit Krieg, Mobbing und Rassismus auseinander. Warum entscheiden Menschen andere Menschen zu töten? Wo möchte ich in meinem Leben einmal hin? Wie können Soldaten ihr Gewissen ausschalten? Wie können wir verhindern, dass Kriege entstehen? In ihrem Theaterstück „Wartrix“ verarbeitet die Theatergruppe des Kinder- und Jugendzentrums Laiv, das vom Träger LebensWelt gGmbH betrieben wird,diese Fragen.

„Einige der Jugendliche haben selbst eine Fluchtgeschichte oder einen Migrationshintergrund, weshalb sie sich mit den Themen bereits auseinandergesetzt haben.“ erzählt Çığır Özyurt-Güneş, der den Jugendtreff leitet. Auch für die anderen Jugendlichen seien die Themen Krieg, Mobbing und Rassismus präsent, sie machen sich viele Gedanken darüber. „Manchmal muss man nur einen kleinen Anstoß geben, dann entstehen stundenlange Diskussionen“ berichtet Özyurt-Güneş.

Der Anlass ist der Überfall auf die Ukraine

Die Theatergruppe, die aus acht Jugendlichen zwischen 14 und 21 Jahren besteht, hat von der Ideenfindung bis zu der Aufführung circa ein Jahr an dem Stück gearbeitet. Die Initiative Berlin gegen Gewalt unterstützt das Theaterprojekt. Jedes Jahr wird ein Thema gewählt, das mit dem Überbegriff „Gewalt“ zu tun hat und der Gewaltprävention dienen soll. Gemeinsam mit den Jugendlichen haben der Theaterpädagoge Çığır Özyurt-Güneş und sein Kollege Jamil Dishman das Stück inszeniert.

Der Anlass für das Thema sei der Krieg in der Ukraine gewesen. Der Krieg habe Diskussionen über die Wahrnehmung von Kriegen und die Behandlung von Geflüchteten ausgelöst. Die Jugendlichen haben selbst Informationsmaterial zu Kriegen bearbeitet. Aus diesen haben sie Texte geschrieben und Szenen inszeniert, die Rolle der Betreuer war eher unterstützend, so Özyurt-Güneş.

Analogien zwischen Krieg und Mobbing

Das Ziel sei vor allem, Fragen aufzuwerfen, deren Komplexität wahrzunehmen und in einem Stück zu verarbeiten. Dabei sei oft versucht worden die komplexen Themen auf Alltagssituationen herunterzubrechen, um ein tieferes Verständnis zu erlangen. So wird beispielsweise in einer Szene des Theaterstücks eine Analogie zwischen Krieg und Mobbing, der Lebensrealität einiger Erwachsenen und Kindern geschaffen. Der Titel des Stücks sei von dem Film Matrix abgeleitet, den sich die Gruppe zusammen angeschaut habe. Die Jugendlichen haben viele Parallelen zwischen dem Film und dem aktuellen Weltgeschehen gesehen. Das Stück soll unter dem Motto „Nicht alles ist, wie es scheint“ stehen. Denn oft haben die Jugendlichen das Gefühl, keinen Einblick und keine Eingriffsmöglichkeit in das Weltgeschehen zu haben, so Özyurt-Güneş.

Abgesehen von dem Theaterstück bietet das Kinder- und Jugendzentrum des Jugendhilfe-Trägers LebensWelt gGmbH weitere Angebote. Zum einen die offene Einrichtung, die die Kinder und Jugendlichen besuchen können. Sie können dort gemeinsam Hausaufgaben machen, ihren Hobbys nachgehen, sich kreativ ausleben und einmal die Woche gemeinsam kochen. Außerdem gibt es jährlich ein Fußballturnier gegen Rassismus, wöchentlich eine Runde zu verschiedenen Männlichkeitskonzepten, Fußballteams und ein eigenes Rap-Projekt.

Metronom Berlin, Sterkrader Str. 44, Reinickendorf. Aufführung: 9.2., 18 Uhr.