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Ein letztes Mal wird gestrippt: „Magic Mike - Last Dance“

| Lesedauer: 3 Minuten
Barbara Schweizerhof
Maxandra (Salma Hayek) ist von Mike (Channing Tatum) äußerst angetan.

Maxandra (Salma Hayek) ist von Mike (Channing Tatum) äußerst angetan.

Foto: Warner Bros.

Die ersten beiden „Magic Mike“-Filme mit Channing Tatum als Stripper waren höchst erfolgreich. Aber nicht aller guten Dinge sind drei.

Es waren andere, unschuldigere Zeiten, als ein damals gerade erst bekannt gewordener Channing Tatum die Hauptrolle eines Films mit dem bescheidenen Budget von sieben Millionen Dollar annahm – und zu einem Kassenergebnis von satten 167 Millionen Dollar verhalf.

Man schrieb das Jahr 2012, Steven Soderbergh kündigte zum ersten Mal an, in den Ruhestand zu gehen, hatte aber zuvor noch zusammen mit Tatum „Magic Mike“ verwirklicht. Die Idee zum Film stammte von Tatum selbst, der nach dem Abbruch eines College-Studiums in Florida als männlicher Strip-Tänzer gearbeitet hatte.

Acht Jahre brauchte es für den dritten Teil. Man sieht auch gleich, warum

Der große kommerzielle Erfolg von „Magic Mike“ führte unweigerlich dazu, dass ein Sequel, „Magic Mike XXL“ gedreht wurde, dessen Einspiel von 118 Millionen Dollar (bei einem Budget von 14 Millionen – immer noch so beachtlich ausfiel, dass sofort ein dritter Teil angekündigt wurde. Weshalb es weitere acht Jahre bis zur Fertigstellung dauerte, sieht man „Magic Mike – The Last Dance“ leider auf den ersten Blick an: Erstens gab es keine richtige Idee und zweitens kam die Pandemie dazwischen.

Aus letzterem schlägt der Film, bei dem erneut Soderbergh Regie führte, auf noch relativ interessante Weise Kapital. Covid19 macht’s möglich, Channing Tatums Mike wieder an seinen Ursprung zurückkehren zu lassen: als von der Krise wirtschaftlich gebeutelter Mann, der seine Haut zu Markte tragen muss.

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Der Trailer zum Film: „Magic Mike: The Last Dance“

Weil Strip-Auftritte vor keuchendem Publikum nicht mehr möglich sind, jobbt Mike nun als Caterer und Barkeeper. Auf einem schicken Fundraising-Event erkennt ihn eine frühere Kundin, die ihn prompt der Veranstalterin, der reichen, frisch geschiedenen Maxandra (Salma Hayek) empfiehlt. Mike ziert sich zwar erst, beglückt dann aber Maxandra nicht nur mit einem athletischen Lap-Dance, sondern verbringt auch gleich die Nacht mit ihr. Maxandra will nun, dass Mike mit ihr nach London kommt, für zwei, drei Monate, nicht als Bettgeselle, sondern für ein „Projekt“.

Mit dem Umzug verliert Soderbergh sein eigentliches Thema aus den Augen

Dass es aufs Tanzen mit zumindest zeitweise unbedecktem Oberkörper hinausläuft, scheint für den Zuschauer absehbarer als für Mike selbst. Der Rest des Films markiert die rudimentäre Handlung eines Londoner Westend-Theaters, das sein ungeheuer steifes, aber seltsamerweise erfolgreiches Kostümstück zugunsten einer von Mike choreografierten Tanznummer aufgibt, in der es thematisch und ästhetisch um weibliches Begehren geht.

Letzteres bleibt wie schon in den Vorläufer-Filmen eher Behauptung als eingelöstes Versprechen. Was der Film mit seinem Umzug nach London bedauerlicherweise völlig aufgibt, ist die soziale Bodenhaftung, die die ersten beiden Filme als Schilderung eines sonst wenig beachteten Hinterland-Amerikas so interessant machte.

Trotz der Werbefassade mit glänzenden Sixpacks ging es in den „Magic Mike“-Filmen stets mehr um die Männer selbst, um die prekären ökonomischen Bedingungen ihres Metiers, um ihre Träume von Selbstverwirklichung und ihre Unsicherheit darüber, was Frauen von ihnen eigentlich wollen. In „Magic Mike: The Last Dance“ dagegen gibt es keine Unsicherheiten mehr, nur noch falsche Gewissheit.

Komödie USA 2023 112 min., von Steven Soderbergh, mit Channing Tatum, Salma Hayek, Caitlin Gerard